Noch bis zum 11. April verdeutlichen im Paula Modersohn-Becker Museum mehr als 60 Kunstwerke in sechs Themenbereichen den Stellenwert von Berührungen und thematisieren Aspekte wie Fürsorge, Liebe, Treue, Verletzung und Schmerz. Darunter befinden sich nicht nur Werke der jahrhunderteumfassenden und genreübergreifenden Sammlungen der Museen Böttcherstraße, sondern auch Leihgaben von von Künstlerïnnen wie Marina Abramović, Stephan Balkenhol, Vivian Greven, Käthe Kollwitz oder August Macke. Untermalt wird das Ganze durch Zitate, Texte und Videos von Vertreterïnnen unterschiedlicher Berufsgruppen. Die Arten, Variationen und Gehalte von Berührung sind weitaus vielfältiger, als sie in einer einzelnen Ausstellung gezeigt werden können. Die in den Museen Böttcherstraße ausgestellten Werke können jedoch veranschaulichen, wie essentiell und vielfältig das Thema in der Kunst und im Leben ist.
In der Berührung zwischen Mutter und Kind spiegelt sich Fürsorge und Schutz wider. Der kunstgeschichtliche Ursprung dieses Motivs liegt in der Darstellung von Maria mit dem Christuskind wie das Beispiel „Maria lactans“ (1515) aus der hauseigenen Sammlung zeigt. Fortgeführt wird dieses Sujet unter anderem in der Skulptur „Mutter und Kind“ (1936) von Bernhard Hoetger oder – konzentriert auf die schützende Bedeutung der Hände – in August Mackes „Porträt Walter Macke mit Häschen“ (1910).
Das Video „Open my Glade (Flatten)“ (2000) der der Schweizerin Pipilotti Rist, das ursprünglich auf den riesigen Screens des Times Square in New York lief, spielt auf die digitalisierte Gesellschaft an, in der Begegnungen technisiert werden. Im Video presst die Künstlerin ihr mal geschminktes, mal ungeschminktes Gesicht gegen eine Scheibe - eine Unmittelbarkeit und Nähe, die faszinierend und unangenehm zugleich ist.

© Pipilotti Rist, Courtesy the artist, Hauser & Wirth and Luhring Augustine
Open My Glade - Ausstellung "Berührend - Annäherung an ein wesentliches Bedürfnis"
Auch wenn bei der Ausstellung weiterhin die Verhaltensregel „Bitte nicht berühren“ gegenüber den Kunstwerken gilt: Das zu Grunde liegende Ziel des Projekts ist, die Relevanz und die Notwendigkeit der Berührung für das Menschsein offenzulegen. Denn erst durch die Berührung erkennt der Mensch die Welt.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 10 Euro und ist für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre kostenfrei.