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Beruf & Karriere, Pflege
Mit 1,2 Millionen Pflegenden, 20.000 Hebammen, 160.440 Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten und weiteren therapeutischen Gesundheitsfachberufen sowie rund 95.000 medizinisch-technischen Assistent:innen (MTA) sichert die Gruppe der Gesundheitsfachberufe die Erhaltung, Förderung und Wiederherstellung der Gesundheit der Bevölkerung wesentlich.
Damit aus dem Pflegenotstand keine Pflegekatastrophe wird, arbeitet die Bundesregierung seit Jahren an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften. In einem systemrelevanten Berufsfeld, dass keinen Feierabend kennt und überwiegend von Frauen ausgeübt wird, soll auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an oberste Stelle gerückt werden.
Mit dem „Sofortprogramm Pflege“ werden seit 2018 Stellen und Ausbildungen in der Kranken- und Altenpflege finanziell unterstützt oder sogar vollständig finanziert, für die Träger steht dafür ein außerordentliches Pflegebudget zur Verfügung, wodurch jede Einrichtung zusätzliche Arbeitsstellen und Ausbildungsstellen besetzen kann. Welche Hebel außerdem umgelegt werden müssen, wie man beispielweise mehr Männer, aber grundsätzlich mehr Menschen in Pflegeberufen beschäftigen kann, daran wird in Bremen aktuell für die Dauer von neun Jahren in drei Einrichtungen geforscht. Die Träger und der Senat wollen dort zusammen mit Forscher:innen der Uni und der Hochschule Lösungen für bessere Pflege- und Arbeitsbedingungen erarbeiten.
Die Politik kann noch viel tun, um die Pflegeberufe nicht nur materiell zu unterstützen, sondern vor allem auch ihr Ansehen in der Gesellschaft aufzuwerten. Es muss viel wertschätzender darüber gesprochen werden, dass die Pflege ein gutes Berufsfeld ist.
Holger Hegermann, vacances Mobiler Sozial- und Pflegedienst GmbH
Das Modellprojekt Pflege Bremen
Mitte März 2023 startete das Bremer Pilotprojekt, mit dem der Personalmangel in der Pflege beseitigt werden soll. Um eine nachhaltige Verbesserung von Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu erreichen, sollen die Veränderungen von den Einrichtungen und Arbeitgeber:innen ausgehen. Alle Kliniken im Land Bremen haben die Möglichkeit, sich für die Umsetzung zu bewerben. Ziel ist es, Pflegekräfte zu gewinnen, die aus dem Beruf ausgestiegen sind oder ihre bisherige Arbeitszeit aufstocken möchten. Neben neuen Betriebsvereinbarungen zur Personalbemessung und zum Ausfallmanagement sollen dafür auch Schulungen für Führungskräfte und kollegiale Beratungen umgesetzt werden. Außerdem hat sich das Projekt zum Ziel gesetzt, die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern zu bekämpfen sowie zukunftsorientierte Qualifizierung, gleichwertige Aufstiegschancen in den Unternehmen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen.
Dieses Modellprojekt kann und soll nur der Anfang sein. Wir wollen zeigen, dass es auch in der Pflege möglich ist, unter guten Bedingungen zu arbeiten. Für die Beschäftigten steht dabei häufig nicht ausschließlich eine bessere Bezahlung im Vordergrund, sondern auch Zeit, Ruhe und die Möglichkeit, sich den Patientinnen und Patienten in angemessener Weise widmen zu können, sowie die Wertschätzung gegenüber der eigenen Arbeit. Idealerweise ist dies der Anfang einer Verbesserung, die alle Kliniken im Land Bremen übernehmen,
so erklärten Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard und Arbeitssenatorin Kristina Vogt gemeinsam.
Einstieg und Aufstieg in die Pflegeberufe
Von der ungelernten Servicekraft mit einem Einstiegsgehalt von etwa 14 Euro über die Pflegehilfskraft ohne Ausbildung (15 Euro) bis zur Pflegedienstleitung (25 Euro) sind die Berufe in der Pflege vielfältig. Für den Einstieg in die Pflege braucht man also zunächst keine Ausbildung, sollte aber Geduld, Freundlichkeit und Verständnis für die besonderen Bedürfnisse von älteren Menschen oder Familien mit erkrankten Kindern oder Eltern mitbringen. Zahlreiche Qualifizierungen können dann in unterschiedlichen Bereichen parallel zur Tätigkeit erfolgen.
Die Karriereleiter – von der Pike bis zur Spezialisierung
Hauswirtschaft
Hauswirtschaftliche Servicekräfte unterstützen ausgebildete Fachkräfte zum Beispiel in Wohnküchen oder als Hausmeistergehilfen, als Haushaltshilfe bei Familien mit Kindern unter 12 Jahren oder Senioren. Aufgaben können das Reinigen der Wohnung, die Wäschepflege, der Einkauf, Kochen sowie die Betreuung von Kindern sein.
Verwaltung
Der Einsatz in stationären Pflegeinrichtungen erfolgt nach zwei- oder dreijähriger Ausbildung. Aufgaben einer Verwaltungsfachkraft sind die Beratung von Bewohner:innen und Angehörigen zu Kosten und Finanzierung, Unterstützung bei Anträgen, Beratung bei Heimverträgen oder zum Verordnungsmanagement.
Betreuungskraft
Eine 120-stündige Fortbildung befähigt zum/r Alltagsbegleiter:in. Sie kann von Pflegehilfskräften ohne Ausbildung, Pflegeassistent:innen und Fachkräften ausgeübt werden.
Es folgen die Stufen
- Pflegehilfskraft ohne Ausbildung
- Pflegeassistenz mit mindestens einjähriger Ausbildung
- Pflegefachkraft mit dreijähriger Ausbildung
- Fachweiterbildung zur Einsatzleitung bzw. Pflegedienstleitung.
Pflegen ohne Schulabschluss
Auch ohne einen Schulabschluss kann man in die Pflege zum Beispiel als Pflegediensthelfer:in einsteigen, in dem man einen sechswöchigen Kurs belegt. Dieser besteht aus Theorie und Praxis und endet mit einer mündlichen und schriftlichen Prüfung. Nach Bestehen kann man eine Arbeitsstelle bei einem Pflegedienst finden. Die Kurse kosten Geld, das aber unter bestimmten Voraussetzungen von Arbeitsamt oder Jobcenter übernommen werden kann.
Die generalistische Pflegeausbildung
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Seit 2020 sind die bisherigen Berufsausbildungen der Alten-, Gesundheits-, Kranken- und Kinderkrankenpflege in einer einzigen Pflegeausbildung zusammengeführt. Die generalistische Ausbildung befähigt dazu, Menschen aller Altersgruppen in allen Versorgungsbereichen zu pflegen, das heißt, ausgebildete Pflegefachfrauen oder Pflegefachmänner dürfen in allen Versorgungsbereichen arbeiten. Für die Ausbildung muss seitdem kein Schulgeld mehr bezahlt werden, die Auszubildenden erhalten stattdessen eine Vergütung. Außerdem ist eine Ausbildung an einer Hochschule mit Bachelor-Niveau möglich.
Alle Auszubildenden starten mit dem Berufsziel "Pflegefachfrau" beziehungsweise "Pflegefachmann". Neben dem Berufsabschluss nach drei Jahren in Vollzeitform beziehungsweise bis zu fünf Jahren in Teilzeitform können Auszubildende auch gesonderte Abschlüsse als "Altenpfleger:in" oder "Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in" wählen.
Das Pflegeberufegesetz legt zudem bestimmte berufliche Tätigkeiten fest, die nur Fachkräften vorbehalten sind, zusätzliche Einsatz- und Aufstiegsmöglichkeiten schafft zudem die verbindliche Regelung, die Ausbildungskosten bei Umschulungsmaßnahmen vollständig zu finanzieren.