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DigitalPakt Schule, Bremen ist Spitze
2019 wurde er beschlossen, bis 2024 soll er umgesetzt sein: Der Digitalpakt Schule, der die Digitalisierung der Schulen in Deutschland aus Mitteln des Bundes vorsieht. Für Bremen und Bremerhaven stehen 48 Millionen Euro zur Verfügung. Informatikerin Dr. Anja Zeising berät die Bildungssenatorin zur sinnvollen Nutzung der Mittel. Im Interview unten berichtet sie über den aktuellen Stand.
Das zeitnahe Abrufen der Fördermittel und die entsprechende Umsetzung der Maßnahmen ist notwendig, damit Bremens Schulen mit der immer schneller fortschreitenden Digitalisierung mithalten und ihren gesetzlich verankerten Bildungsauftrag erfüllen können. Auch die Corona-Pandemie hat die dringende Notwendigkeit der digitalen Entwicklung verdeutlicht. Damit alle Lehrkräfte ihre Schülerïnnen auch aus der Ferne unterrichten können, hat Bremen im Juli 2020 beschlossen, knapp 100.000 iPads zu verteilen. Deren Kosten werden nicht aus dem DigitalPakt, sondern aus dem Bremen-Fonds finanziert.
Laut Auskunft der Bildungssenatorin Ende September 2020 haben alle Schulen im Land Bremen Medienpläne sowie die Höhe ihrer Fördersumme erhalten. 13,5 Prozent aller Schulen haben ihre gesamte Fördersumme bereits aufgerufen, womit Bremen bundesweit an der Spitze steht.
Welcher Anteil an der Gesamtsumme jeder einzelnen Schule aus den DigitalPakt-Geldern zusteht, berechnet sich auf Basis der Anzahl der Schülerïnnen im Schuljahr 2018/2019 und beläuft sich auf 320 Euro pro Schülerïn über die Gesamtlaufzeit des Förderprogramms. 90 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben beantragter Maßnahmen werden dann aus den Bundesmitteln gezahlt, der Schulträger erbringt 10 Prozent der Kosten als Eigenanteil. Finanzierungsfähig sind vor allem die Anschaffung der Aufbau oder die Verbesserung der digitalen Vernetzung: Also schulisches W-LAN, Serverinfrastruktur, Präsentationsmedien wie interaktive Tafeln, Displays und Steuerungsgeräte, digitale Arbeitsgeräte, insbesondere für die technisch-naturwissenschaftliche oder die berufsbezogene Ausbildung, aber auch schulgebundene mobile Endgeräte wie Notebooks und Tablets mit Ausnahme von Smartphones.
Eingekauft wird die IT-Ausstattung von den Schulen in einer Art Online-Shop, den die Bildungsbehörde in Zusammenarbeit dem Zentrum für Medien zusammengestellt hat. Im „Warenkorb“ befinden sich Präsentationsmedien wie digitale Tafelsysteme, Beamer sowie mobile Endgeräte und Zubehör. Alle zur Verfügung stehenden, förderfähigen Artikel sind im Vergleich zu Handelspreisen stark rabattiert, und mitunter sind begleitende Maßnahmen wie Lieferung, Aufbau und eventuelle Entsorgung von Altgeräten bereits inbegriffen. Für die Wartung der Geräte ist generell der Schulträger zuständig. Technische Unterstützung bei Einrichtung und Wartung wird aber auch vom Schulsupportservice S3 übernommen, der für öffentliche Schulen in Bremen kostenfrei ist. Der „IT-Rettungsdienst“ wurde 1999 als studentisches Projekt der Universität Bremen im Fachbereich Informatik gegründet und ist inzwischen ein eingetragener, gemeinnütziger Verein.
Die Senatorin für Bildung wird bei der Umsetzung des DigitalPakts vom ifib, dem Institut für Informationsmanagement Bremen, fachlich begleitet und forschungsnah beraten. Dazu gehören die Strategieentwicklung, das Erstellen von Fachexpertisen, Konzepterstellung für Entscheidungsvorlagen und die punktuelle Unterstützung in der konkreten Ausführung. Auch das Beantragungsverfahren für öffentliche wie private Schulträger und Schulen wird vom ifib mitentwickelt.
Interview mit Diplom-Informatikerin Dr. Anja Zeising
Die Wissenschaftlerin am ifib berät die Bildungssenatorin zur sinnvollen Nutzung der Mittel, und hat uns folgende Fragen beantwortet:
Kinderzeit Bremen: Dr. Anja Zeising, Wie läuft die Umsetzung des DigitalPakts in Bremen?
Anja Zeising: Wie in anderen Ländern und bei anderen Schulträgern mussten zunächst die Voraussetzungen für einen Mittelabruf der Gelder geschaffen werden. So musste die Freie Hansestadt eine entsprechende Förderrichtlinie entwickeln und verabschieden. Auch waren diverse Verfahren zu entwickeln und dazu grundlegende Entscheidungen zu treffen. Diese Vorarbeiten dauern lange und sind der Grund, warum Technik spät bei den Schulen anzukommen scheint. Das ist nun weitestgehend geschafft. Mit den Initialmaßnahmen konnten Schulen vergleichsweise früh IT-Ausstattung beantragen. Jetzt laufen die Verfahren und werden kontinuierlich verbessert. Mein Eindruck ist, dass alle Beteiligten sehr engagiert sind und eine positive Zwischenbilanz ziehen können.
Wie steht Bremen im Vergleich zu anderen Bundesländern da?
Bremen hat vor Jahren eine Vereinheitlichung und Zentralisierung der IT-Systemlandschaft vorgenommen und diese immer weiterentwickelt. Von dieser Strategie und den damit verbundenen Aktivitäten profitiert Bremen momentan enorm. Mit den Geldern aus dem DigitalPakt kann und sollte auch weiterhin darauf aufgebaut werden.
Wo sehen Sie noch Nachholbedarf?
Bremen ist meines Erachtens nach gut aufgestellt. Es wird eine Herausforderung sein, die Projektergebnisse aus den landesübergreifenden Maßnahmen optimal nutzbar zu machen. Denn die Entwicklung von Plattformen und Ähnlichem sollten in die Bremische IT-Systemlandschaft zu integrieren sein, um möglichst wenige digitale Medienbrüche im Schulalltag zu generieren. Außerdem kommt mit der Ausstattung und der Bereitstellung einer Lernplattform die Frage nach digitalen Inhalten. Dieses Thema ist insgesamt recht unübersichtlich, weil es sehr schulformspezifisch und fachspezifisch ist, und auch von der Unterrichtsgestaltung der jeweiligen Lehrkraft abhängt. Das Internet ist voll von potenziell geeignetem Material für einen spezifischen Unterricht und wiederum auch gerade nicht. Diverse Anbieter haben sich dem Thema angenommen und bieten digitalen Content an. Wie in dieser Vielfalt am besten Orientierung gegeben werden und die Einbettung digitaler Inhalte gestaltet werden kann, wird neben der Ausstattung der Schulen ein Thema sein.
Werden Bremens Schulen 2024 IT-technisch ausreichend aufgestellt sein?
Der DigitalPakt ermöglicht eine schnellere Weiterentwicklung der IT-Ausstattung an den Schulen bis 2024. IT an Schulen ist wie überall ein Dauerthema und kann niemals ganz abgeschlossen sein. Mit dem technologischen Fortschritt, neuen Erkenntnissen aus der pädagogischen Praxis sowie der empirischen Bildungsforschung wird sich IT und Schule immer weiterentwickeln müssen und tut dies auch.