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Schulkind mit Mund-Nasen-Schutzmaske
Die Auftaktpressekonferenz des Bremer Senats zum neuen Kita- und Schuljahresstart war die erste unter Pandemiebedingungen. Unter anderem bringt sie eine neue Maskenpflicht.
Kurz nach dem Kita-Start und einen Tag vor dem Unterrichtsstart im neuen Schuljahr 20/21 hat der Bremer Senat am 25. August 2020 beschlossen, dass der Regelbetrieb "möglichst zu 100 Prozent" wieder aufgenommen werden soll. Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan macht aber auch klar, dass niemand davon ausgehen kann, "dass dauerhaft alle Einrichtungen geöffnet bleiben können." Um weitere Corona-Ausbrüche zu vermeiden, müssen alle damit rechnen, dass einzelne Gruppen, Kitas oder Schulen teilweise oder ganz wieder geschlossen werden müssen, wenn das Infektionsgeschehen dies erfordert.
Um die größtmögliche Stabilität im Regelbetrieb zu gewährleisten, habe der Senat laut Bogedan "monatelang intensiv gearbeitet und auch in den Sommerferien Konzepte erarbeitet." Zudem wurden Stufenpläne entwickelt, die im Falle eines erhöhten Infektionsgeschehens greifen müssen.
Weiterhin gilt, dass das Abstandsgebot einzuhalten ist - außer in Gruppen- und Klassenräumen.
Neu ist die Maskenpflicht für weiterführende und berufsbildende Schulen: Ab dem 26. August 2020 müssen Schülerïnnen und Lehrkräfte ab der 5. Klasse in allen Schulgebäuden und auf den Gängen Masken tragen. Zwar nicht in den Klassenräumen, so wie es beispielsweise in Nordrhein-Westfalen seit diesem Schuljahr Pflicht ist, aber überall, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
Außerdem besteht ab sofort für Eltern eine Maskenpflicht in Grundschulen.
Neu beschlossen wurde auch, dass ab diesem Kitajahr wieder gruppenübergreifende Angebote aufgenommen werden dürfen. Das heißt, Kitakinder müssen nicht mehr in Kleingruppen betreut werden, sondern auch in den sogenannten Kohorten. Dieses Prinzip habe sich schon in den Schulen bewährt, so dass auch die Kleinen in Gruppen bis zu 60 Kindern wieder zusammen spielen dürfen. In Schulen darf eine Kohorte bis zu 120 Schülerïnnen groß sein. In dieser Gruppenstärke seien Kontakte im Falle einer Infektion nachvollziehbar, so Bogedan. Das Kohorten-Prinzip gilt auch für die Mensen, die unter Hygieneauflagen wieder geöffnet werden. Ebenso gilt für die Pausen, dass die Schulen je nach Größe unterschiedliche Pausenschichten für jeweils maximal 120 Schülerïnnen einführen, weshalb auch auf den Schulhöfen keine Maskenpflicht besteht.
Um den Regelunterricht zu gewährleisten, wurden außerdem Fachkonzepte mit verbindlichen Regeln zu Lerninhalten sowohl für den Präsenz- als auch den digitalen Unterricht erarbeitet, die den Schulen und Lehrkräften vorliegen. Diese legen auch einen besonderen Schwerpunkt auf die in 2021 anstehenden Prüfungsklassen, um eine Situation wie im Frühjahr 2020 nicht wieder enstehen zu lassen, als Schulen unvorbereitet von der Pandemie getroffen wurden.
Aber wie sinnvoll kann eine "teilweise Maskenpflicht" überhaupt sein? Nach Meinung der bildungspolitischen Sprecherin der CDU-Fraktion Yvonne Averwerser sollte zumindest in den ersten zwei Wochen nach Ferienende eine Maskenpflicht auch im Unterricht bestehen, um ein durch Reiserückkehrer ausgelöstes Infektionsgeschehen zu vermeiden. Die Grundschulen bei der Maskenpflicht komplett auszuklammern, halte sie zudem für falsch.
Auch die unzureichende Kommunikation kritisiert Averwerser: „Eltern von Grundschülern wissen teilweise noch immer nicht, ob ihre Kinder bis 13 oder 16 Uhr betreut werden können – das ist eine Zumutung! Wer soll so sein Berufsleben planen können?” Und sie fragt sich, warum die Ferienzeit nicht genutzt wurde, um fehlende Belüftungsanlagen in einigen Schulen rechtzeitig nachzurüsten. Die Empfehlung der Bildungssenatorin an die Eltern, ihren Kindern Schal und Mütze mitzugeben, damit alle 45 Minuten stoßgelüftet werden könne, nennt Averwerser "fast höhnisch", zumal der Umbau in einigen Schulen baulich gar nicht möglich sei.
Neben Corona erschwert aber noch eine Tatsache den Bremer Bildungsbetrieb: Es werden jedes Jahr mehr Kinder in den Kitas und Schulen, während weiterhin Fachkräftemangel herrscht. Im Kitajahr 2020/21 werden aktuell 23.133 Kinder in Krippen und Kitas betreut, 1.100 sind weiter ohne einen festen Platz. Um der Nachfrage schnellstmöglich gerecht zu werden, sollen während des laufenden Kitajahres 424 Plätze im U3 und 1.061 Plätze im Ü3-Bereich geschaffen werden. Dafür werden elf neue Kitas in Bremen eröffnet.
Dazu müssen aber zuerst Erzieherïnnen gefunden werden. Um diese Situation zu verbessern, gibt es eine neue Bildungsprämie von 300 Euro zusätzlich zur bestehenden Ausbildungsvergütung. Damit hofft die Senatorin, die aktuell 60 freien Ausbildungsstellen noch in diesem Jahr zu besetzen.
An den Schulen wurden außerdem zum 1. August des Jahres 200 neue Referendarïnnen sowie 197 Lehrerïnnen eingestellt. Damit wurden mehr Fachkräfte eingestellt, als im Jahr davor, und es gibt insgesamt mehr Einstellungen, als Entlassungen in die Pension. Für Bogedan "ein Hoffnungsschimmer" in der Personaldecke. Noch zu besetzen sind 62 freie Stellen an den Schulen, an denen insgesamt in diesem Jahr 54.710 Schülerïnnen unterrichtet werden. 730 mehr als 2019/20, davon alleine 380 Erstklässlerïnnen.
Um die stetig steigende Schüler-Zahl aufzufangen, wurden in Bremen kürzlich drei neue Schulen eröffnet: Die beiden Grundschulen am Sodenmatt und in der Überseestadt, sowie die Oberschule Borchershöhe in Vegesack.
Die Beschlüsse sind auf den Seiten des Bremer Senats im einzelnen nachzulesen, sowie in den Corona-Schutzverordnungen der Bildungssenatorin.