© Canva
Bat Mizwa
In jüdischen Gemeinden werden Mädchen ab 12 und Jungen ab 13 Jahren als vollwertige Mitglieder in ihrer Synagoge aufgenommen. Der hebräische Ausdruck Bat Mizwa bedeutet „Tochter des Gebots“, der jüdische Junge wird zum Bar Mizwa, also „Sohn des Gebots“. In der hebräischen Bibel, dem Tanach, sind 613 Lebensregeln niedergeschrieben, die wiederum in 248 Gebote und 365 Verbote unterteilt sind, nach denen Jüdinnen und Juden ihr Leben als gute Menschen gestalten sollen.
Mit der Feier der Bat Mizwa oder Bar Mizwa gelten für die Jungen und Mädchen dieselben Rechte und Pflichten wie für die Erwachsenen. In liberalen jüdischen Gemeinden sind sie für alle gleich, jetzt dürfen die Jugendlichen im Gottesdienst aus der Tora, dem ersten Teil der Tanach, vorlesen und ihren Teil zum Gottesdienst und zur Gemeinde beitragen. Die Religionsmündigkeit im Judentum bedeutet ebenso wie im Christentum, dass jede und jeder seinen und ihren Glauben und ihre und seine Fehler vor sich selbst, vor anderen und vor Gott selbst verantworten muss.
Die Zeremonie
Herzstück von Bar und Bat Mizwa ist der Aufruf zur Tora in der Synagoge, nach dem meist ein Fest mit Familie und Freunden gefeiert wird. Am Sabbat nach seinem 13. Geburtstag hat ein jüdischer Junge dort seinen großen Auftritt, die Mädchen bereits mit 12 Jahren. Dem Fest geht ähnlich wie dem Konfus der Thora-Unterricht durch einen Rabbiner voraus. Im Gottesdienst werden die Jungen und Mädchen darin unterrichtet, Segenssprüche aus der Thora vorzutragen. Diese anspruchsvollen Texte in Hebräisch korrekt auszusprechen oder sogar zu singen, erfordert viel Konzentration und Auswendiglernen. Besonders glänzen kann ein jüdischer Junge, wenn er danach auch noch in einer eigenen Ansprache den Text erläutert und die Gelegenheit nutzt, seinen Eltern und Lehrern zu danken. In vielen Gemeinden ist es üblich geworden, dass danach der Rabbiner eine Rede für den Jungen hält.
Am Ende der Lesungen dankt der Vater öffentlich: "Gesegnet sei Gott, der mich von dessen (des Kindes) Strafe erlöst hat." Denn von jetzt an ist der Junge zum Mann geworden und trägt die Verantwortung für seine Taten sowie eventuelle Strafen selbst. Traditionell wird der Bar Mizwa wie ein Bräutigam geehrt und gefeiert.
Meistens am Abend des Tages, also nach dem Ausklingen des Sabbats, folgt ein großes Fest mit Verwandten, Freunden und Bekannten. Dabei gibt es Geschenke, Musik, Reden, heitere Einlagen und ein opulentes Festessen, das der gefeierte 13-Jährige mit einem besonderen Dankgebet beendet. Ab diesem Tag darf der Junge wie alle Männer zum Morgengebet Gebetsriemen (Tefillin) und -mantel tragen.
Für Mädchen wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts ein entsprechendes Ritual eingeführt. In liberalen Gemeinden können sie an ihrem Festtag genau wie die Jungen auch in der Synagoge lesen, aber auch in den meisten streng orthodoxen Gemeinden hat sich inzwischen durchgesetzt, dass die "Bat Mizwa" mit Geschenken und einem Fest begangen wird.