Während einerseits im ganzen Land eine Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen zu sehen ist und auch in Schulen mit unterschiedlichsten Projekten aktiv für Akzeptanz geworben wird, nehmen vor allem im Online-Bereich rassistische und ausländerfeindliche Inhalte zu.
Dabei sind es nicht nur die örtlichen Pegida-Gruppen und einschlägig bekannte Seiten, die Eltern Sorgen machen sollten. Gerade die Inhalte, die nicht so offensichtlich feindseelig sind und somit vor allem für Jüngere schwer erkennbar sind, werden zu einer Gefahr, rechtsextremes Gedankengut bei Kindern und Jugendlichen zu verbreiten.
Immer wieder gibt es zum Beispiel Fälle, wo CDs mit radikalen Musikstücken kostenlos auf Schulhöfen verteilt werden. Während man dem noch relativ aktiv entgegen wirken kann, wird es schon viel schwieriger, wenn sich das Kind durch die Weiten der Youtube-Landschaft klickt. Auch Facebook- und Twitter-Kommentare kann man nur bis zu einem gewissen Grad im Auge behalten. Viele kennen noch von früher das Prinzip, dass neue Freunde einmal mit nach Hause gebracht werden mussten, damit die Eltern sie kennen lernen konnten. Mal abgesehen von dem immer schwammigeren Begriff „Freundschaft“, eine weitere Unmöglichkeit im Computer-Zeitalter.
Noch schwieriger wird es deshalb beim Thema Online-Spiele. Kaum ein Kind würde darauf kommen, dass Nutzernamen wie Sturmführer oder Adolf, sowie Spielergilden wie Wehrmacht oder Landser auf rechten Hintergrund hindeuten.
Selbst bei den „harmlosen“ Spielen für Jüngere, sind Hitler-Sprüche gang und gäbe, wahrscheinlich eher aus dem Beweggrund heraus als „cool“ zu gelten, oder einen Scherz zu machen, aber genau darin liegt die Gefahr.
Da man aber, vor allem bei etwas älteren Kindern, nicht mehr konstant kontrollieren kann, wo sie sich im Web bewegen, gilt es präventiv zu handeln.
Zwei Dinge sind dafür besonders wichtig:
Vertrauen und Sensibilisierung.
Vertrauen, damit die Kinder wissen, sie können sich jederzeit an die Eltern wenden wenn ihnen etwas seltsam vorkommt und sie sich überfordert fühlen. Zusammen mit den Eltern können sie dann darüber sprechen, Fragen klären und überlegen, wie man mit der entsprechenden Situation umgeht.
Dazu ist es aber notwendig, gerade die etwas versteckteren Botschaften zu erkennen. Nur ein Kind, das durch die Eltern sensibilisiert ist was rechtes Gedankengut, entsprechende Symbole oder Aussagen angeht, kann sich dem (selbst)bewusst entziehen.
„SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht“, ist ein Medienratgeber für Familien und bietet fünf Tipps, die Eltern helfen können, ihre Kinder vor Rechtsextremismus zu schützen:
1. Quellen kritisch prüfen: Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, Websites sowie Profile und Seiten in sozialen Netzwerken kritisch zu prüfen, auch Freundschaftsanfragen. Die Polizei bietet online eine Übersicht zu rechten Symbolen und Zeichen: www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/rechtsextremismus/erkennungszeichen/symbole-und-zeichen.
2. Propaganda entlarven: Nicht jeder menschenfeindliche Beitrag ist als solcher offensichtlich. Prüfen Sie gemeinsam die Quellen vermeintlicher Informationen zu Überfremdung, Deutschenhass, Flüchtlingsströmen etc. und ziehen Sie alternative Informationen heran.
3. Hassparolen melden: Rechtsextreme Inhalte können gegen deutsches Recht oder die Geschäftsbedingungen der Dienste verstoßen und sollten gemeldet werden. Ansprechpartner sind Beschwerdestellen wie www.jugendschutz.net, www.internet-beschwerdestelle.de oder www.i-kiz.de. In Netzwerken können Sie Inhalte bei den Betreibern melden. Als Beweise dienen Screenshots und Notizen zu Datum, Uhrzeit, Nickname etc.
4. Informieren und thematisieren: Wenden Sie sich an die Schule oder an Beratungsstellen, wenn Ihr Kind vermehrt mit rechten Parolen konfrontiert wird. Beratung bieten Portale wie www.online-beratung-gegen-rechtsextremismus.de, www.hass-im-netz.info oder www.netz-gegen-nazis.de. Diese sind kostenlos, anonym und streng vertraulich.
5. Sensibilisieren und schützen: Verdeutlichen Sie Ihrem Kind durch einen Perspektivwechsel, welches menschenfeindliche Weltbild hinter rechten Allgemeinplätzen steht: „Was wäre, wenn Du flüchten müsstest und Dich niemand willkommen heißt?" Stärken Sie das Selbstvertrauen des Kindes, damit es sich leichter von gefährdenden Inhalten und Personen distanzieren kann. Verzichten Kinder auf die Angabe privater Informationen können Rechte weniger leicht Rückschlüsse auf Namen, Wohnort oder Schule ziehen und Personen im Netz oder im realen Leben bedrohen.
Habt ihr schon Erfahrungen mit dieser Thematik gemacht? Gibt es etwas, was ihr anderen Eltern über diese fünf Punkte hinaus raten würdet? Wir freuen uns auf eure Kommentare!