Die Eiswette
Punkendeich Osterdeich 40, 28203 Bremen
BTZ / brementourism
Bremer Eiswette
Am Dreikönigstag, dem 6. Januar, wird traditionell die Frage gestellt ob die Weser "geiht" oder "steiht" (geht oder steht).
Es ist eiskalt und der Schneider kommt in der Regel zu spät. Trotzdem stehen jedes Jahr aufs Neue Hunderte Bremer:innen und Bremer am Weserdeich und warten auf die Antwort: Ist die Weser zugefroren oder nicht? Seit 1947 ist sie es nicht mehr und wird es wohl auch nie wieder sein. Aber auch wenn das Ergebnis keine Überraschung ist: Die Eiswettprobe ist so ein bisschen wie „Dinner for one“ an Silvester. Man weiß genau, was passiert, und trotzdem ist es immer wieder toll.
Die traditionsreiche Veranstaltung geht auf eine Wette von 1828 zurück und wird seitdem jedes Jahr aufs Neue von zahlreichen Schaulustigen am Punkendeich (Höhe Sielwallfähre) verfolgt und beklatscht.
Bevor der unpünktliche Schneider sich ausgerüstet mit einem heißen Bügeleisen auf den Weg macht, die Weser trockenen Fußes zu überqueren, wird er gewogen: maximal 99 Pfund darf er schwer sein. Während der Zeremonie stellt er sein loses Mundwerk mit humorvollen Anspielungen auf die hohe Politik und aktuelle Ereignisse unter Beweis. Zwei bekannte Bremer Honoratioren treten als „Notarius Publicus“ und „Medicus Publicus“ in dunklem Talar mit lockigen Perücken auf, geben der Veranstaltung den respektvollen Rahmen und steigen dennoch kräftig mit ein in das nicht immer ganz ernst gemeinte Wortgefecht. Für reichlich Schabernack und Spott ist also gesorgt, bevor der Schneider dank eines Bootes der Seenotretter unbeschadet über die Weser kommt.
Die Wette gilt!
Bei allem Unterhaltungswert hat das Spektakel aber auch einen wichtigen Hintergrund: Der Wetteinsatz wird stets am dritten Januarsamstag in Form eines Stiftungsfestes eingelöst. Rund 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kommen dafür jedes Jahr zusammen und sammeln bei Speis und Trank Spenden für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die ihren Sitz in Bremen hat und sich ausschließlich aus freiwilligen Beiträgen und Spenden finanziert. So kommen durch das Eiswettfest gerne um die 450.000 Euro zusammen. Schließlich gilt es als große Ehre, an diesem Festessen teilzunehmen, das ausschließlich für geladene Gäste stattfindet.