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Schulkind
Eltern von Kindern, die nach den Sommerferien 2021 in die 5. Klasse kommen, stehen vor verschiedenen Hürden. Zum einen muss die wichtigste Frage beantwortet werden: Welche Schule ist die richtige? Und die zweitwichtigste Frage in Coronazeiten: Wie melde ich mein Kind an? Fest steht: Am 9. Februar 2021 ist Anmeldeschluss, bis dahin müssen alle Eltern der betreffenden Kinder ihre Wahlformulare abgegeben haben.
Oberschule oder Gymnasium?
Das System der weiterführenden Schulen in Bremen hat sich vor einigen Jahren verändert. Die meisten Eltern kennen noch die sogenannte „Orientierungsstufe“ in den Klassen 5 und 6, erst danach wurde entschieden ob es weiter aufs Gymnasium, Real- oder Hauptschule geht. Dieses System ist abgeschafft. Seit zehn Jahren geht es nach der Grundschule auf eine der beiden weiterführenden Schulformen, wahlweise Gymnasium oder Oberschule. An beiden ist es möglich, das Abitur zu erlangen, Ausnahme: Einige Oberschulen in Bremen enden nach der 10. Klasse, dann kann nach dem Mittleren Schulabschluss (MSA) auf ein Gymnasium gewechselt werden.
Auf Gymnasien wird das Abitur nach der 12. Klasse erlangt, auch G8 genannt, weil die Phase aus Sekundarstufe I (Klasse 5 bis 9) und Sekundarstufe II (Klasse 10 bis 12) 8 Jahre dauert. Oberschulen sind in der Regel G9-Schulen, an denen das Abitur erst ein Jahr später, nach der 13. Klasse erlangt wird, hier dauert die Sekundarstufe I von Klasse 5 bis 10. Einige Oberschulen bieten parallel die Möglichkeit, ebenfalls schon nach 8 Jahren die Abiturprüfung abzulegen. In dem Fall wählen sie eine zweite Fremdsprache, erhalten Unterricht auf erweitertem Anforderungsniveau und zusätzlichen Unterricht in zentralen Fächern in den Klassen 7 bis 9. Voraussetzung ist allerdings, dass sich mindestens 15 dieser so genannten "Schnellläufer" finden. Schülerïnnen, die nach der 10. Klasse Oberschule auf ein Gymnasium wechseln, absolvieren ein G9-Abi, indem für sie eine „Einführungsphase“ eingeschoben wird. Sie machen quasi die 10. Klasse nochmal, aber mit „Wiederholen“ wie früher bei „Sitzenbleibern“ hat das nichts zu tun. Es stellt nur sicher, dass alle Schülerïnnen auf einem gleichen Niveau ab Klasse 11, also der Sekundarstufe II, aufs Abitur vorbereitet werden.
Während in Oberschulen Kinder mit unterschiedlichen Leistungsniveaus in einer Klasse lernen und möglichst alle Begabungen gefördert werden sollen, sind die Anforderungen an Gymnasien höher: Hier werden möglichst Kinder mit hohem Leistungsniveau in einem schnelleren Tempo und in bis zu 35 Wochenstunden unterrichtet. Außerdem ist das Erlernen einer zweiten Fremdsprache ab der 6. Klasse verpflichtend.
Wie finde ich die richtige Schule?
Eltern und Kinder können ihre weiterführende Schule frei wählen, sie werden nicht wie bei der Einschulung einer Grundschule in der Nähe der eigenen Wohnung zugeordnet. Im Gegensatz zu den frei wählbaren Gymnasien sind allerdings alle Oberschulen Bremens einer oder mehrerer Grundschulen in der Nähe zugeteilt. Das heißt, dass Kinder der zugeteilten Schulen zuerst die freien Plätze erhalten. Noch vor den Weihnachtsferien sollten alle Kinder ihre Wahlzettel in der jetzigen Schule erhalten haben. Bis zum 9. Februar geben sie dort 3 Schulen an, die Erst-, Zweit- und Drittwahl.
Normalerweise finden von November bis Januar Tage der offenen Tür in den weiterführenden Schulen statt, an denen man sich über die Konzepte und Schwerpunkte informieren kann. Hier ist es wichtig, auf die sogenannten "Profile" zu achten: Die sind je nach Ausrichtung der Schulen zum Beispiel im naturwissenschaftlichen, sprachlichen oder sportlichen Bereich und sollten zu den Interessen oder möglichen Berufswünschen der Kinder passen. Coronabedingt gibt es in Bremen diesmal nur wenige Tage der offenen Tür. Es bleibt in den meisten Fällen nur die Möglichkeit, sich über die Homepages der weiterführenden Schulen in Bremen zu informieren. Dafür sollten sich Kinder und Eltern viel Zeit nehmen und alle Angebote gemeinsam durchlesen und abwägen. Hier finden sich Listen der öffentlichen weiterführenden Schulen in Bremen. Und hier eine Liste der Privatschulen in Bremen.
Wie sicher kommt mein Kind an die Wunschschule?
Wenn der Wahlzettel abgegeben ist, heißt es abwarten. Im Aufnahmeverfahren der Gymnasien werden zunächst bis zu 10% der freien Plätze an Härtefälle vergeben, sofern vorhanden. Alle weiteren Plätze werden bevorzugt an Kinder vergeben, die überdurchschnittlich gute Noten haben, also "über dem Regelstandard" liegen. Auch an den Oberschulen werden zuerst die Härtefälle berücksichtigt und danach erhalten bis zu 1/3 bevorzugt Kinder der zugeordneten Grundschule, die über dem Regelstandard liegen, einen Platz. Bei den verbleibenden knapp 2/3 spielen die Leistungen keine Rolle.
Wenn nicht ausreichend freie Plätze zur Verfügung stehen, entscheidet das Los. In wenigen Fällen kann es also passieren, dass Kinder nicht die Schule erster Wahl besuchen können, in der Regel findet sich dann aber ein Platz an der Zweitwahl. Im Schuljahr 2019/2020 konnten 98,1 % der Schülerïnnen an einer ihrer Wunschschule aufgenommen werden, 89,6 % davon an der Erstwahlschule. Auch für die verbliebenen 1,9% (70 Kinder) fand sich ein Platz.
Wann ist es Zeit für einen Härtefallantrag?
In besonderen Fällen gilt in Bremen die Härtefallregel. Zum Beispiel kann für Kinder mit körperlicher Behinderung oder außergewöhnlich hoher sozialer oder familiärer Belastung ein Härtefallantrag dazu führen, dass sie trotz erster Ablehnung doch noch ihre Wunschschule besuchen können. Gründe dafür können die Wohnortbindung aber auch Geschwister oder Freunde sein, die die Schule besuchen, falls die Nichtaufnahme zu Problemen bei dem Kind führen würde. Der Antrag muss allerdings noch vor dem Anmeldeschluss bei der betreffenden Schule abgegeben werden.
Alle Informationen und eine Auflistung der zu wählenden Schulen hier als Download.