Unter dem Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung ächzen Eltern und stöhnen die Bundesländer. Für Eltern bietet er aber auch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. So gibt es in Bremen zahlreiche neue Modelle und Ausbildungswege, um Quereinsteiger:innen den Weg in pädagogische Berufe zu erleichtern. Hier lest ihr, welche Möglichkeiten ihr habt:
Die Fachkräfteoffensive
Die Beratungsstelle „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher – Wege in den Beruf“ berät persönlich bei allen Fragen auf dem Weg in die Ausbildung und das Berufsfeld der frühen Bildung - telefonisch unter 030-501010-939 und per E-Mail an wegeindenberuf@fruehe-chancen.de
Zur Kindertagespflegekraft in 168 Stunden
Eltern bringen die Voraussetzungen für diesen Beruf quasi naturgemäß schon mit: Wer ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein besitzt, verbindlich und zuverlässig und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen ist, Kinder als eigenständige Persönlichkeiten sieht und darüberhinaus mit anderen Eltern gleichberechtigt kommunizieren kann und gerne mit Kindern arbeiten möchte, ist bestens qualifiziert zur Kindertagespflegekraft. Für Mütter und Väter, die sich beruflich umorientieren möchten, ist der Beruf eine ideale Möglichkeit, gleichzeitig die eigenen und andere Kinder zu betreuen und dabei Geld zu verdienen.
Um den Mangel an U3-Kitaplätzen auszugleichen, können Kindertagesmütter – und väter seit 2022 in Bremen auch als Zweitkraft in Krippen eingesetzt werden. In einer Grundqualifizierung lernen Interessierte die Grundlagen rund um die kindliche Entwicklung sowie die Förderung und Erziehung von Kindern. Eine Arbeitsaufnahme kann mit einer gültigen Pflegeerlaubnis schon nach 168 Stunden erfolgen. Es folgen 140 weitere Stunden, um Erlerntes zu vertiefen und Sicherheit in der Tätigkeit zu erlangen. Die Qualifizierung ist in Bremen kostenfrei. Ein Fortbildungsprogramm bringt die Tagespflegekräfte während der Tätigkeit und bei pädagogischen Fragestellungen fortlaufend auf den neusten Stand.
Die ersten Kurse mit 30 Teilnehmer:innen sind in Bremen-Nord gestartet und bis zum Kita-Jahr 2023 fertig ausgebildet. Die Qualifizierten erhalten eine Pflegeerlaubnis und können damit selbstständig zum Beispiel in ihrer Wohnung oder als Zweitkraft in Kindertagesbetreuungseinrichtungen arbeiten. So können ab dem Herbst 150 Kinder mehr im Bremer Norden betreut werden, weitere Kurse in anderen Stadtbezirken werden aktuell eingerichtet.
Information und Beratung:
- wib-paedagogik@pwb-bremen.de
- Janna.Wolff@kinder.bremen.de
- info@pib-bremen.de, 0421-9588200
UPDATE Das Programm "Pro Kita II" richtet sich vor allem an Personen, die bisher aus verschiedenen Gründen nicht ohne Weiteres einen Zugang in diese Berufsfelder erhalten konnten, vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund oder einer nicht-deutschen Bildungsbiografie und aus benachteiligten Quartieren. Insgesamt stehen 160 Plätze zur Verfügung. Seit Projektstart Mitte 2022 haben 113 Personen die Qualifizierung erfolgreich absolviert, rund 60 davon im August 2024. Fast alle haben inzwischen eine Erzieherinnen-Ausbildung begonnen (63 Personen), eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz (9), eine Qualifizierung als Kita-Gruppenleitung (9), ein weiterführendes Studium (4) oder andere Anschlussbeschäftigungen beziehungsweise Weiterbildungen im pädagogischen Bereich gefunden. (Quelle: Senatorin für Bildung, 05.09.2024)
Beruflich Kinder erziehen
Die Ausbildung zur/m staatlich anerkannten Erzieher:in ist im Prinzip eine Weiterbildung. Neben der klassischen zweijährigen fachschulischen Ausbildung zur Sozialpädagogischen Fachkraft und der dreijährigen fachschulischen Weiterbildung zur/m Erzieher:in gibt es inzwischen noch weitere Wege bis hin zur staatlichen Anerkennung, die auch berufsbegleitend eine immer höhere Qualifikation ermöglichen. Einer dieser Wege ist das bremische Programm „Pro Kita Plus“ im Rahmen des Projekts „Wege in Beschäftigung“ beim Paritätischen Bildungswerk. Hier wird zunächst eine 900 Stunden umfassende, vergütete Praxis-/Orientierungsphase in einer KiTa absolviert. Im Anschluss erfolgt die berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher. Diese dauert drei Jahre, wobei das dritte Jahr als Berufspraktikum absolviert wird. Bereits absolvierte Praxiszeiten, beispielsweise als Kindertagespflegkraft vor der Ausbildung, können auf die Dauer des Berufspraktikums angerechnet werden und dieses entsprechend verkürzen. Die Teilnehmenden müssen mit mindestens 18 Wochenstunden in einer sozialpädagogischen Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe angestellt sein. Die praktische Tätigkeit in Teilzeit und der Fachschulbesuch in Teilzeit ergeben zusammen eine Vollzeitauslastung.
Beratung: Paritätisches Bildungswerk, Diane Rahn, d.rahn@pbwbremen.de, 0421-1747272 und Vivian Lange, v.lange@pbwbremen.de, 0421-1747251
Weiterbildung bei KiTa Bremen
Wer bereits über einen Abschluss im Bereich Sozialassistenz, Sozialpädagogische Assistenz oder Kinderpflege verfügt, kann sich auch beim kommunalen Träger KiTa Bremen zur/m Erzieher:in weiterbilden lassen. Bei diesem dreijährigen Ausbildungsformat werden die Auszubildenden in Vollzeit tariflich vergütet und arbeiten in einem Kinder- und Familienzentrum von KiTa Bremen, überwiegend in einer Krippengruppe oder in einer alterserweiterten Gruppe. Begleitend besuchen Sie die Fachschule des Paritätischen Bildungswerks.
Nach einer einjährigen Praxisphase schließt sich eine zweijährige berufsbegleitende Ausbildung an der privaten Fachschule für Sozialpädagogik beim Paritätischen Bildungswerk an. In der Schulphase nehmen Sie an zwei bis drei Tagen pro Woche am Unterricht in der Schule teil. Die Schultage gelten hierbei selbstverständlich als Arbeitstage.
Beratung zum SPA-Weiterbildungs-Programm: Kerstin Paczkowski, kerstin.paczkowski@kita.bremen.de, 0421-36112859
Modellprojekt PiA
Das bremische Modellprojekt „Praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher“ (PiA) wird von der Senatorin für Kinder und Bildung in Kooperation mit der Fachschule für Sozialpädagogik des Instituts für Berufs- und Sozialpädagogik (ibs) e.V., den beteiligten Ausbildungskitas von Kita-Bremen, dem Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, dem Verbund Bremer Kindergruppen und einigen Freien Trägern durchgeführt.
Diese Ausbildung dauert drei Jahre und umfasst Theorie und Praxis, das heißt, dass parallel zur Ausbildung in einer Kindertagesstätte die Fachschule besucht wird. Dabei schließen die Teilnehmenden mit einer Kindertagesstätte einen Ausbildungsvertrag ab und erhalten von Beginn der Ausbildung an eine sozialversicherungspflichtige Vergütung, die von der Senatorin für Kinder und Bildung in Kooperation mit den Trägern übernommen wird. Im Gegenzug verpflichten sich die Teilnehmenden, nach Abschluss der Ausbildung für vier Jahre als Erzieher:in in Bremen tätig zu sein.
Über die konkreten Zugangsvoraussetzungen, die Bewerbungsfristen und die konkreten Unterrichtszeiten informieren die Berufsfachschulen und Fachschulen kann man sich auf deren Internetseiten einen ausführlichen Überblick verschaffen. Viele Schulen bieten dazu jetzt wieder Informationsveranstaltungen an.
Beratung: Nadine Barnick, 0421-49156713, erzieher@ibs-bremen.de, ibs-bremen.de/pia/
Umschulung über die Agentur für Arbeit und das Jobcenter
Bei den regionalen Arbeitsagenturen beziehungsweise dem Jobcenter kann die Förderung einer Umschulung zur Erzieherin und zum Erzieher beantragt werden. Die Planungen der Bundesregierung zum neuen Bürgergeld sehen dabei auch Verbesserungen bei der Finanzierung von Weiterbildungen vor. Ab dem 1. Juli 2023 sollen Umschulungen dann auch für die gesamte Dauer von drei Jahren gefördert werden können. Angekündigt ist zudem ein Weiterbildungsgeld für Personen während einer berufsabschlussbezogenen Umschulung, die durch die Arbeitsagentur/das Jobcenter gefördert wird. Dieser monatliche Zuschlag soll 150 Euro betragen.
Lehrkräfte gesucht!
© Christian Schwier/AdobeStock.com
Beruf Lehrkraft Schule
In den Ende Januar 2023 veröffentlichten Empfehlungen der Ständige Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel zählen zu den wichtigsten Maßnahmen die Reduzierung von Teilzeit und die Erhöhung der Unterrichtsstunden. Neue Lehrkräfte gewinnt man damit nicht, weshalb auch Seiteneinsteiger:innen der Zugang erleichtert werden soll. Voraussetzung, um Lehrerin oder Lehrer zu werden, ist daher nicht alleine ein Lehramtsstudium, sondern auch fachfremde Hochschulabsolvent:innen können sich zur Lehrkraft weiterbilden lassen.
Wer über einen wissenschaftlichen Master, Diplom oder Magister mit zwei Fächern verfügt, kann einen Antrag auf Gleichstellung bei der Senatorin für Kinder und Bildung stellen. Bei Feststellung der Gleichwertigkeit wird die Bewerbung für die Zulassung zum Vorbereitungsdienst weitergeleitet an das Landesinstitut für Schule (LIS). Der Vorbereitungsdienst dauert 18 Monate und schließt mit dem Zweiten Staatsexamen ab.
Bei der berufsbegleitenden Ausbildung bewerben sich Interessenten auf eine konkrete, schulspezifische Stellenausschreibung und werden bei Erfolg als "Lehrkraft in Ausbildung" eingestellt. Es folgt eine zweijährige Ausbildung am LIS mit Einsatz an der in der Ausschreibung benannten Schule im Umfang von 16 bis 20 Lehrerwochenstunden. Sie schließt mit einer staatlichen Prüfung ab, die dem Zweiten Staatsexamen gleichgestellt ist.
Wer einen wissenschaftlichen Master-, Diplom- oder Magisterabschluss mit nur einem Fach hat, kann sich als „Lehrkraft in Ausbildung“ einstellen lassen. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Studium und berufsbegleitender Ausbildung, die insgesamt dreieinhalb Jahre dauert. Sie kombiniert das Studium des fehlenden zweiten Unterrichtsfaches an der Uni Bremen mit der dem Vorbereitungsdienst entsprechenden Qualifizierung am Landesinstitut für Schule und dem Einsatz an der entsprechenden Schule im Umfang von zunächst 10, später 12 Lehrerwochenstunden. Dieser „Seiteneinstieg U“ schließt mit einer staatlichen Prüfung ab, die in Bremen dem Zweiten Staatsexamen gleichgestellt ist. Für das Lehramt an Grundschulen umfasst das zweite Unterrichtsfach Anteile von Deutsch und Mathematik.
Bewerbungen erfolgen auf konkrete, schulspezifische Stellenausschreibungen (siehe auch: lehrkraft.bildung.bremen.de/stellen) oder als Initiativbewerbung an initiativbewerbung@bildung.bremen.de
Weitere Infos bei der Senatorin für Bildung.
Sozialpädagogische Fachkräfte an Grundschulen gesucht
Die Grundschulen in Bremen brauchen nicht nur ausgebildetete Lehrkräfte, sondern verstehen sich als multiprofessionelle Teams. Anerkannte Erzieher:innen, Menschen mit einer vergleichbaren pädagogische Qualifikation oder Interessierte, die eine mehrjährige, nachgewiesene, berufliche Erfahrungen in der Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen nachweisen können, werden in Klassenteams als Sozialpädagogische Fachkraft eingesetzt und unterstützen die Lehrkraft eigenständig mit ihrer individuellen sozialpädagogischen Kompetenz in alltäglichen Erziehungs- und Unterrichtsaufgaben. Die Eingruppierung der berufsbegleitenden Qualifizierung erfolgt entsprechend der persönlichen Qualifikation der Bewerber:innen in Entgeltgruppe S 8a oder S 4 Tarifvertrag der Länder (TV-L S).
Zu den aktuellen Ausschreibungen und Bewerbungen bei der Senatorin für Bildung.
Die Bremische Aufstiegsfortbildungsprämie
Bremen kann Personen, die die Ausbildung zum/zur Erzieher:in absolviert haben, eine Prämie in Höhe von 4000 Euro gewähren. Der Antrag muss bis 30. September 2023 gestellt werden.
Weitere Fördermöglichkeiten/Stipendien gibt es hier: