© Börse des deutschen Buchhandels
IGLU Studie
Die alamierende IGLU-Studie bestätigt Grundschulkindern in 2023 wiederholt eine mangelnde Lesekompetenz. Auch in den Familien kann viel getan werden, um die Abwärtsspirale umzukehren.
Dafür ist die Corona-Pandemie nur ein Grund. Zudem seien nach Aussagen des Grundschulverband e.V. Lehrkräfte chronisch überbelastet, und auch die zunehmende Mehrsprachigkeit in den Klassen verstärkt die Schwierigkeiten.
Die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) vom Mai 2023 vergleicht die Lesekompetenz von Kindern aus unterschiedlichen Ländern alle fünf Jahre, und zeigt aktuell, dass die Anzahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht ausreichend lesen können, weiter zugenommen hat. Erhoben wurde in der alle fünf Jahre durchgeführten, repräsentativen IGLU-Studie die Lesekompetenz von etwa 4.600 Schüler:innen aus rund 250 vierten Klassen deutschlandweit. Jedes vierte Kind verlässt demnach inzwischen die Grundschule ohne lesen zu können, die Kluft zwischen den guten und schlechten Lesenden wird immer größer.
Das ist fatal, weil Kindern, die nicht richtig lesen können, viele Chancen verschlossen bleiben – zuerst in der Schule, später im Beruf.
Den Grundschulen kommt dabei eine zentrale Rolle zu, da hier alle Kinder erreicht werden. Aber es braucht verbindliche Strukturen und Vorgaben, damit Lesen jeden Tag im Unterricht Aufmerksamkeit bekommt. Die Studie zeigt auch, dass die Lesezeit an deutschen Schulen niedriger ist als im internationalen Vergleich. Es mangelt an ausreichend und gut geschultem Fachpersonal sowie an Fortbildungs- und Schulungsangeboten, mehrsprachigen Medienangeboten sowie an integrierender Elternansprache.
„Neben dem hohen Stellenwert der Familie als Vorbilder brauchen wir ausreichend Mittel und Kapazitäten in Kindertagesstätten und Schulen. Denn wie gut wir Kinder beim Lesenlernen unterstützen, ist entscheidend für unsere gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische und kulturelle Entwicklung“,
erklärt dazu Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. Bis verbindliche Strukturen geschaffen sind, unterstützt das Schulportal der Stiftung Lesen die Lehrkräfte mit kostenfreiem Unterrichtsmaterial und Inspiration. Neben der unzureichenden Schulbildung sind aber vor allem soziale strukturelle Bildungsbenachteiligung in den Familien sowie mangelnde Sprachkenntnisse Gründe für den Negativtrend. Herkunftsbedingten Bildungsbenachteiligungen müsse systematisch begegnet und Familien von Beginn an ganzheitlich unterstützt werden. Mehrsprachigkeit sollte als Ressource erkannt und mitgedacht werden.
Was sich vor der Schulzeit ändern muss
Der Prozess des Lesen- und Schreibenlernens beginnt bereits im frühen Kindesalter. Dies gelingt durch spielerische sprachliche Förderung wie Singen und Erzählen, später über das Vorlesen mit verschiedensten Medien, aber auch ganz alltagsnah beim gemeinsamen Lesen etwa von Rezepten. Dennoch wird vier von zehn Kinder zu Hause selten oder nie vorgelesen, wie die Studie zeigt. Dabei machen schon ein paar Minuten am Tag bereits einen Unterschied.
Nationaler Lesepakt
Damit Lehrkräfte langfristig Grundkompetenzen wie Lesen besser lehren können, braucht es einen praxisorientierten, auf Forschung basierenden, verlässlichen Fahrplan, der für alle Bundesländer umgesetzt werden kann. Dafür hat die Stiftung Lesen gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels den „Nationalen Lesepakt“ gegründet. Über 180 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik haben sich hier zusammengeschlossen, um Leseförderung mit einem bundesweit verbindlichen Maßnahmenpaket möglich zu machen.
Weitere Informationen für Lehrkräfte und Familien. Unsere aktuellen Lesetipps stehen hier.