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Joy of Man's Desiring
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Natural Sciences
Da am Montag nicht so viel passiert ist was für euch interessant sein könnte, fasse ich diese beiden Tage zusammen. Der Anfang der Woche war geprägt von Empfängen, mehr Häppchen, mehr Händeschütteln, mehr Visitenkarten tauschen. Ich kann den Satz „Und was machst du so?“ langsam nicht mehr hören. Einzig interessant: Florian David Fitz auf einer Paneldiskussion zum Thema Autorenfilme (Wenn Autor und Regisseur die gleiche Person sind). Kennt ihr ihn noch aus „Doctors Diary“ oder „Vincent will Meer“?
Ein weiterer semi-interessanter Punkt am Rande: auf einem Empfang im Ritz habe ich festgestellt, dass sie normalerweise 5,50 Euro für ein Glas Wasser nehmen... Gut, dass diese Empfänge im Normalfall inklusive Essen und Trinken sind. (Oh mein Gott, wieviel hundert Euro habe ich in den letzten paar Tagen wohl schon verzehrt??)
Warum auch immer ist montags außerdem einer DER Party-Tage der Berlinale. Revolver-Party, Young Filmmakers und natürlich eine der wichtigsten für aufstrebende Jungfilmer – die ZDF-Party vom „Kleinen Fernsehspiel“. Ich ziehe halbherzig ein paar Runden mit um die Häuser und beschließe, dass es sinnvoller ist, ausnahmsweise vor Mitternacht zu Hause zu sein.
Die ganz großen Premieren sind jetzt so langsam gelaufen und ich kann mich endlich auf die Kinderfilme konzentrieren. Heute, am Dienstag, stehen zwei auf dem Programm:
Zuerst „Hitono Nozomino Yorokobiyo“ oder auf englisch „Joy of Man's Desiring“. Ein japanischer Kinderfilm, der sich mit dem Thema Verlust auseinandersetzt.
Im Allgemeinen neigen japanische Filme ja dazu, ein wenig düster und melancholisch zu sein. Insofern fand ich es spannend zu sehen, dass sich das offensichtlich auch auf die Kinderfilme übertragen lässt. Mit den ersten Bildern wird klar: wir befinden uns in einer Zeit kurz nach dem großen Erdbeben. Ein kleines Mädchen wühlt in den Trümmern, bis ihre Hände blutig sind. Später stellt sich heraus: das, was sie versucht hat zu finden, waren ihre Eltern, die bei dem Erdbeben umgekommen sind. Was ein fröhlicher Anfang für einen Kinderfilm, denke ich mir, bin aber gleichzeitig auch beeindruckt über den Mut und die gleichzeitige Zartheit mit der dieses schwierige Thema angesprochen wird. Mit sehr wenigen Worten und langen atmosphärischen Bildern erzählt der Regisseur Masakazu Sugita eine Geschichte von Schuld und Trauer, die trotz des schweren Themas für Kinder begreiflich dargestellt wird. Nachdem die Tante dem kleinen Sotha einmal gesagt hat, die Eltern würden sich lediglich in einem anderen Krankenhaus aufhalten, kommt auch seine große Schwester Haruna aus dieser Lüge nicht mehr heraus. Jeden Tag fragt der Kleine, wann sie denn jetzt ihre Eltern wiedersehen und Haruna verstrickt sich immer mehr in ihr aufgebautes Konstrukt und macht es sich damit selber unmöglich ihre Trauer zu verarbeiten. Man spürt ihre Verzweiflung und Hilflosigkeit gerade in den kleinen Blicken, den kleinen Gesten dieser auffallend guten Kinder-Darstellerin. Und gerade wenn es schwer wird es auszuhalten, wird die ganze Spannung in einem einzigen Bild aufgelöst, ohne dass es zu einem Hollywood-Happy-End kommt.
Auf die Frage, wie er auf die Idee gekommen sei, antwortete der Regisseur, er fand es so schrecklich all die Bilder von der Flut zu sehen und trotzdem so ganz weit weg davon zu sein. Anhand dieses fiktiven Einzelschicksales wolle er ein Gefühl dafür vermitteln, was dort wirklich passiert ist.
Große Kunst, anspruchsvolles Kino für Kinder ab ca. 10 Jahre, auch wenn er für einige vielleicht ungewohnt langsam daher kommt.
Der zweite Kinder-Film an diesem Tag war „Ciencias Naturales“ oder auch „Natural Sciences.“ Auch hier geht es um einen Vater der nicht da ist, aber im Gegensatz zum vorherigen Film hat er die Familie sehr früh verlassen. Lila weiß nicht mal seinen Namen, aber ist trotzdem wild entschlossen ihren Vater zu finden. Sie versucht abzuhauen, wird aber von einer netten Lehrerin wieder eingefangen, die sich von nun an mit ihr auf den Weg macht.
Ein netter Roadmovie, dessen Handlung mir persönlich zu sparsam ist und eigentlich gerade da aufhört, wo ich erwartet habe, dass der Film richtig los geht. Was aber wiederum sehr spannend ist, ist der argentinische Alltag, der hier sehr gut gezeigt wird. Lila reitet zum Beispiel auf einem Pferd zur Schule - wo sie auch von Montag bis Freitag wohnt - weil die Wege einfach viel zu lang sind. Kann man gucken, muss man aber nicht.
Auf jeden Fall gibt es wieder eine Erkenntnis des Tages: Kinder stellen so viel schlauere Fragen als erwachsene Journalisten!!