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Johan und der Federkönig
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Jack
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Heute ist der erste Tag an dem ich keine Empfänge auf dem Programm habe. Das entzerrt den Kalender ungemein, hat aber auch den entschiedenen Nachteil, dass ich mich jetzt selber um mein Essen kümmern muss. Ich hatte mich gerade ganz gut daran gewöhnt, in regelmäßigen Abständen Häppchen und Fingerfood gereicht zu bekommen.
Nach dem düster-witzigen Tag gestern, wird es heute eher ein bisschen besinnlich.
"Beyond, Beyond", oder "Johan und der Federkönig", ist ein liebevoll gestalteter 3D-Animationsfilm über den kleinen Hasen Johan dessen Mutter erst ganz krank wird und schließlich von dem Federkönig in sein Reich geholt wird. Der Kleine setzt nun alles daran den Federkönig zu finden und seine Mutter zurück zu holen. Dabei bringt er allerdings die natürliche Balance ganz schön aus den Fugen.
Jedem etwas älteren Zuschauer ist natürlich sofort klar, dass es sich bei dem Reich des Federkönigs um den Tod handelt. Rührend und für mich ein bisschen überraschend ist, dass dies die meisten etwas kleineren Kinder (es sind etliche Grundschulklassen anwesend, auf die dieser Film auch eigentlich ausgerichtet ist) nicht verstehen konnten oder vielleicht auch nicht ganz wollten. Egal wieviel der Regisseur explizit erklärt, dass die Mutter ja tot sei, häufen sich die Fragen, warum die Mutter denn dort - im Reich des Federkönigs - ist und nicht wieder zurück könnte.
Schließlich fasst sich ein kleiner Junge ein Herz und fragt in halb vorwurfsvollem, halb schluchzendem Ton: „Warum machst du denn so traurige Filme?“
Der Regisseur denkt kurz nach, bevor er antwortet:
„Manchmal ist das Leben eben traurig und auch das muss man anerkennen.“
Vielleicht sollte man das Thema Tod vorher mit den Kindern besprechen oder den Film mit etwas Älteren gucken, aber dann ist es wirklich eine herzzerreißende und nicht kitschige Geschichte über das Vermissen an sich und den Umgang damit.
Es gibt dieses Jahr einige Filme, die mit kindlichem Personal äußerst erwachsene Geschichten erzählen. So zum Beispiel Brüggemanns „Kreuzweg“, der als einer der Favoriten im Wettbewerb gehandelt wird und über ein junges Mädchen geht, dass sich seinem tiefen Glauben ganz und gar hingeben möchte. Oder „Boyhood“, ein Filmprojekt, dass über zwölf Jahre gedreht wurde und in dem man die Schauspieler tatsächlich und ganz ohne aufwendige Maske altern sieht.
Auch „Jack“ gehört dazu und ist deswegen in diesem Jahr als „Sektionen – übergreifend“ eingeordnet worden. Das heißt: Er läuft sowohl im Wettbewerb um den „großen“ Bären, als auch in der Sektion Generation, im Rennen um den gläsernen Bären.
(Der Name „Jack“ scheint gerade sehr beliebt zu sein....)
Jack und sein kleiner Bruder leben in Berlin. Ihre Mutter ist liebevoll aber auch noch sehr jung und häufig kümmert sie sich mehr um sich selber und ihr Liebesleben, als um ihre beiden Jungs. Als sie schließlich für mehrere Tage ganz verschwindet und die beiden nicht mal einen Schlüssel haben um zu Hause rein zu kommen, wird es zum ernst zu nehmenden Problem und die Jungen erleben ihre persönliche Odyssee, durch die nicht gerade immer hilfreiche Metropole.
Viel mehr will ich auch gar nicht verraten. Einzelheiten aus dem Publikumsgespräch und so weiter bekommt ihr zum Kinostart im Mai in aller Ausführlichkeit hier bei uns!
Nur ein kleiner Punkt noch.
Während ich mir diese ganzen tollen Kinderfilme ansehe, die so wenig mit rosa Glitzer oder zum hundertsten Mal verfilmten bekannten Büchern zu tun haben, frage ich mich die ganze Zeit, warum das, was in anderen Ländern durchaus Standard zu sein scheint, bei uns in Deutschland so selten ist. Da Jack nun endlich mal eine deutsche Produktion ist, frage ich beim Hinausgehen den Produzenten. Der erzählt mir, dass sie, außer einer, keine einzige der deutschen Filmförderungen unterstützen wollte, weil der Stoff zu „schwierig“ sei und sie so fast alles über Privat-Sponsoren regeln mussten.
Ist das nicht schade? Das heißt es gibt die Stoffe auch in Deutschland, die einen anspruchsvollen Kinderfilm ausmachen, es gibt wahrscheinlich auch genügend Regisseure und Produzenten die sich daran trauen würden. Aber die Geldgeber verhindern die Umsetzung, weil sie Angst haben, dass ein schwieriger Film nicht bei den Kindern ankommt und sie lieber den siebten Teil von etwas sehen wollen, was sie vorher schon zehnmal gelesen haben.
Was sagt ihr dazu? Würdet ihr euch mehr anspruchsvolle Kinderfilme wünschen oder seid ihr zufrieden mit dem Programm? Welche Themen sollten eurer Meinung nach mal in Kinderfilmen aufgegriffen werden? Schreibt uns in den Kommentaren!
Ich bin wirklich gespannt auf das Ergebnis der Kinder-Jury bei der Preisverleihung am Samstag...