1 von 4
NFP
2 von 4
NFP
3 von 4
Dan Behr
4 von 4
STEPHANIE KULBACH
Marten Brückling hört überraschend von seinem alten Jugendfreund – allerdings aus einem traurigen Anlass, denn es geht um dessen Tod und sein ganz besonderes Vermächtnis: Er hat ihm ein Original-Manuskript von Johann Sebastian Bachs Sohn hinterlassen. Diese Noten, da ist Marten sich sicher, wären der Höhepunkt des jährlichen Bach-Festivals in seinem Heimatort und würden ihm einen festen Platz in der Aufführung sichern.
Es gibt nur noch eine Hürde zu überwinden – er muss sein Erbe selbst in Brasilien abholen, um es beim Zoll zu überführen. Kein Problem, denkt er sich: hin fliegen, abholen, zurück fliegen.
Dummerweise wird ihm das kostbare Manuskript gestohlen, sobald er es in der Hand hat. Zusammen mit all seinen Reiseunterlagen und seinem Instrument.
Die brasilianischen Dorfbewohner zeigen sich äußerst hilfsbereit, und vor allem der junge Candido verspricht ihm, das Erbe wieder zu finden. Dafür soll Marten ihnen aber auch einen Gefallen tun: Er soll die Kinder einer Verbesserungs-Anstalt in Musik unterrichten und sie auf einen öffentlichen Auftritt vorbereiten...
Es gibt viele Filme mit dem Motiv des „coolen” Lehrers, der in eine, aus welchem Grund auch immer, schwierige Klasse kommt, diese mit seiner ganz eigenen charmanten Art, seinem Humor oder seiner einzigartigen Begabung zum Umdenken bringt und das Beste aus ihnen herausholt.
Nur – Marten Brückling ist weder charmant noch (freiwillig) komisch noch besonders begabt. Eigentlich hat man fast ein bisschen Angst – für beide Seiten – was passiert, wenn er mit den Kindern alleine gelassen wird. Dadurch wird die übliche Erwartung völlig auf den Kopf gestellt. Es ist nicht mehr der Pädagoge, der verzweifelt versucht, seine Schützlinge zu motivieren, sondern im Grunde sind es die Kinder selbst, die darum kämpfen, von ihm unterrichtet zu werden. Wobei sie zwischenzeitlich seine schlimmsten Befürchtungen erfüllen und ihm immer wieder vor Augen führen, warum er es von Anfang an für keine gute Idee gehalten hatte. Das langsame Annähern, die kleinen Erfolgserlebnisse, die eigene ungelenke Hilflosigkeit – das alles wird von Edgar Selge als alterndem Musiklehrer grandios in Szene gesetzt.
Die Kinderdarsteller, allesamt Laien, überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie. Sie sind es, die den Charme, den Humor und die Begabung mitbringen und dadurch zu den heimlichen Hauptdarstellern des Filmes werden. Die brasilianische Kultur wird ebenso wie die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen liebevoll und organisch in die Geschichte eingebunden.
„Bach in Brazil“ ist im besten Sinne des Wortes ein Familienfilm. Während die Eltern sich vermutlich eher mit dem Lehrer-Wider-Willen und seinen pädagogischen Problemen identifizieren können, gibt es gleich eine ganze Bandbreite Kinder-Charaktere für die Kleinen. Rührende Szenen wechseln sich mit witzigen ab, anspruchsvolle mit spannenden, plot-getriebenen. Und ein bisschen Einblick in die klassische Musik gibt es obendrauf.
Unabhängig vom Alter wird wahrscheinlich jeder mit einem Lächeln auf den Lippen und einer brasilianisch interpretierten Melodie von Bach im Ohr das Kino verlassen.