© Studiocanal 2017 / Walter Wehner
Karoline Herfurth als die kleine Hexe und Suzanne von Borsody als Rumpumpel während der Dreharbeiten im mit viel Liebe zum Detail gestalteten Hexenhäuschen.
Vor 60 Jahren erschien ein Kinderbuch, das fast jeder, der in den Jahrzehnten seither aufgewachsen ist, kennt: „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler. Am 1. Februar 2018 kommt die Geschichte nun als Spielfilm in die Kinos – mit Karoline Herfurth in der Hauptrolle. Einen Tag lang durften wir bei den Dreharbeiten dabei sein.
127 Jahre jung
Es ist der 27te von insgesamt 36 Drehtagen. Produziert wird eine Szene, in der die Kinder Vroni und Thomas die kleine Hexe in ihrem Hexenhäuschen besuchen. Es ist Freitag, ein Tag, an dem das Hexen ausdrücklich verboten ist. Für die Kinder hat die kleine Hexe eine Ausnahme gemacht, und um ein Haar hätte Rumpumpel sie dabei erwischt. Nun muss sie ein kluges Ablenkungsmanöver ersinnen. Denn Rumpumpel lauert auf jeden noch so kleinen Fehler, den die kleine Hexe macht, während sie doch eigentlich nach Kräften bestrebt ist, eine gute Hexe zu werden. Binnen eines Jahres muss sie alle 7892 Zaubersprüche aus dem großen magischen Buch auswendig lernen. So ist es ihr zur Strafe und zur Bewährung aufgetragen worden, weil sie sich zur Walpurgisnacht beim Tanz auf dem Blocksberg unter die großen Hexen gemischt hatte, obwohl sie noch viel zu jung dafür ist, nämlich erst 127 Jahre!
Eine kleine Herausforderung
Karoline Herfurth spielt die freche Figur, die durch die Bücher zum Vorbild für Generationen von Kindern wurde. Gefragt, wie es sich anfühlt, 127 Jahre alt zu sein, lacht sie: „Lustig! Die kleine Hexe ist ja trotz dieses Alters eigentlich noch ein Kind – gar nicht das, was man mit 127 verbinden würde. Es fühlt sich eher an wie … 11 oder irgendwas dazwischen.“ Dieses „irgendwas dazwischen“ verkörpert Karoline Herfurth glänzend. Aber natürlich muss sie, um sich in eine glaubhafte Hexe zu verwandeln, zu Beginn jedes Drehtages gut anderthalb Stunden in der Maske stillhalten. An die lange spitze Hexennase musste sie sich erst gewöhnen, wie sie schmunzelnd erzählt: „Scheinbar kennt man unterbewusst sehr genau die Maße des eigenen Gesichts. Bei bestimmten Gesten bin ich jedes Mal an die Nase gestoßen. Mittlerweile passiert mir das nicht mehr.“
Größere Herausforderungen
Wahrscheinlich war dies jedoch eine vergleichsweise kleine Herausforderung unter den vielen, die die Verfilmung einer im Reich der Fantasiewesen angesiedelten Vorlage mit sich bringt. Zu erwähnen wären etwa die Flugszenen auf dem Hexenbesen, die mittels Bluescreen-Technik entstehen, allerlei Spezialeffekte rund um die Zauberszenen und nicht zuletzt die Szenen mit dem Raben Abraxas, der der kleinen Hexe stets treu zur Seite steht.
Auch Abraxas hat am heutigen Drehtag einen Part. Er ergänzt die Besetzung als sogenannter Animatronic – eine Art Marionette ohne Fäden, ferngesteuert von außerhalb des Szenenbilds durch einen Puppenspieler, der für diese Aufgabe eigens aus England angereist ist.
Ruhe bitte!
Wieder und wieder wird die gleiche Szene gedreht. Mit den Worten „Ruhe bitte, wir drehen.“, sorgt der Aufnahmeleiter vor jedem Take für gespannte Stille und volle Aufmerksamkeit im gesamten Studio. Nicht nur die Kameraperspektiven werden von Mal zu Mal variiert, die Schauspieler verändern auch ihr Spiel jeweils um Nuancen und entwickeln so die Szene weiter.
Ein kleines Publikum verfolgt von außerhalb des Hexenhäuschens am Monitor, was darin gerade passiert. So auch Susanne Preußler-Bitsch, eine der Töchter von Otfried Preußler, die das Werk ihres 2013 verstorbenen Vaters betreut beziehungsweise, wie sie es formuliert, darauf achtet, „dass nur da Preußler draufsteht, wo Preußler drin ist.“ Aber nicht nur mitreden darf Susanne Preußler-Bitsch, sondern zu ihrer großen Freude auch ganz aktiv im Film mitwirken: Beim Dreh auf dem Blocksberg einige Wochen zuvor hat sie eine der 60 Hexen verkörpert – mit einem eigenen individuell gestalteten Besen und, wie sie grinsend erzählt, „mit zwei dicken fetten Warzen im Gesicht.“ Auf die Frage, was sie, wenn sie wirklich eine Hexe wäre, wohl hexen würde, antwortet sie ohne Zögern: „Dass alle Kinder mit guten Geschichten aufwachsen!“