© Julia Windhoff
"Ich schreibe nicht, um Kindern etwas beizubringen". Interview mit Anna Lott
Die in Bremen lebende, erfolgreiche Kinderbuchautorin Anna Lott hat mit „Lilo von Finsterburg“ eine ganz besondere Heldenfigur erfunden. 2014 hat die Mutter von zwei Söhnen das Schreiben zu ihrem Hauptberuf gemacht. Ein Dutzend Bücher liegen inzwischen vor, mit „Lilo von Finsterburg – zaubern verboten!“ ist im Februar 2020 der dritte Band der Reihe erschienen. Im Gespräch erzählt die 44-Jährige, was ihre Lilo so besonders macht.
Kinderzeit Bremen: Hallo Frau Lott, wie wird man Kinderbuchautorin?
Anna Lott: Machen, machen, machen! Und sich vor allem nicht entmutigen lassen, wenn jemand sagt „Das ist unmöglich, vom Schreiben kann man nicht leben.“ Das stimmt nämlich gar nicht.
Haben Sie sich schon als Kind eigene Geschichten ausgedacht?
Ja. Ich habe schon früh mit Begeisterung Bücher gelesen und sehr viel Tagebuch geschrieben. Die Ideen sprudeln bei mir ständig – in der Nacht, beim Aufwachen, wenn ich Freunde treffe oder Sport mache.
Wie sind Sie auf die Idee zu der Figur Lilo von Finsterburg gekommen?
Ich wollte von einem normalen Mädchen erzählen, das eine höchst seltsame Familie hat. Lilos Mama ist eine Hexe und ihr Vater ist ein Vampir. Außerdem gibt es da noch den Kater Fräulein Rüdiger, der glaubt, dass er eine gefährliche Hundedame ist.
Lässt sich von Lilo etwas lernen?
Lilo hat eine heitere, zuversichtliche Grundhaltung. Diese Haltung findet man bei den meisten meiner Figuren, die ich entwickelt habe. Ich schreibe nicht, um Kindern etwas beizubringen. Aber vielleicht lernen sie mit meinen Figuren ja das: Gebt nicht auf, verliert nicht den Mut – für jedes Problem gibt es eine Lösung.
Haben Sie Tipps für Kinder, die Lust aufs Geschichtenschreiben haben?
Wichtig ist erstmal die Idee. Wenn die dazu führt, dass man ein ganz aufgeregtes Kribbeln im Bauch hat, ist man schon auf dem richtigen Weg. Denn dann macht es Spaß und das ist die beste Voraussetzung zum Schreiben. Wichtig ist aber auch ein gewisses Durchhaltevermögen. Bis eine Geschichte wirklich rund und gut ist, dauert es nämlich eine Weile.
Manchmal hat man den Eindruck, dass es viel mehr gute Geschichten für Mädchen als für Jungs gibt. Kinderbücher, die sowohl Jungs als auch Mädchen interessieren, scheinen rar. Woran liegt das?
Da Mädchen mehr lesen als Jungs, findet man in den Buchhandlungen eine entsprechend größere Anzahl an Mädchenbüchern. Mich nervt diese Unterscheidung, denn in einer guten Geschichte ist in meinen Augen nicht das Geschlecht der Hauptfigur ausschlaggebend, sondern ihr Charakter.
Ist „Lilo von Finsterburg“ ein Mädchenbuch?
Auf den ersten Blick mag das so wirken, aber ich würde es nicht als Mädchenbuch bezeichnen. Es geht um Hexerei, Skurrilitäten, eine seltsame Familie. Lilo ist in erster Linie ein Mensch, ihr Geschlecht ist für die Geschichte vollkommen unbedeutend.
Vielen Dank für das Gespräch!