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Das erste Mal alleine bleiben - so klappt's
Zu Beginn eines noch jungen Lebens ist es für das Kind am besten und für die Eltern am einfachsten, wenn es mittels Babytuch oder Babytrage die meiste Zeit dicht bei der Mutter ist. Doch je älter das Kind wird, umso größer wird auch sein Drang nach Unabhängigkeit. Irgendwann ist es alt genug, um das erste Mal alleine zu bleiben. Aber wie?
Das erste Mal alleine bleiben – diese Worte lösen nicht nur in vielen Kindern, sondern auch bei deren Eltern große Ängste aus. Das Kind aus den Augen lassen, ohne Babysitter oder die Großeltern in der Nähe ... was da alles passieren könnte! Auch die Kinder selbst fühlen sich mit dieser Situation schnell überfordert und bitten ihre Eltern vielleicht sogar direkt, sie nicht alleine zu lassen. Wann also sollten die Eltern trotzdem gehen und wann lieber bleiben? Wie kann das Kind auf das Alleinebleiben vorbereitet werden? Und ab wann ist es dafür überhaupt alt genug?
Ab wann können Kinder alleine zu Hause bleiben?
Erst einmal sei gesagt: Pauschale Antworten auf all diese Fragen gibt es nicht, denn jedes Kind ist individuell und somit kann auch der richtige Zeitpunkt für das Alleinebleiben variieren. Ebenso fühlen sich die Kinder durch unterschiedliche Maßnahmen sicher und so ist es am besten, die Vorbereitungen für das Alleinsein gemeinsam mit den Kindern zu treffen, sodass diese sich von den Planungen nicht überrumpelt fühlen. Doch was sagt das Gesetz zum optimalen Zeitpunkt, ab welchem ein Kind alleine bleiben darf und kann? Schließlich haben die Eltern eine Fürsorgepflicht und haften somit für ihr Kind. Eine einheitliche Regelung, ab wann Kinder in welchem Ausmaß alleine bleiben dürfen, gibt es dennoch nicht – aus dem bereits genannten Grund, dass sich jedes Kind unterschiedlich entwickelt. Aber es gab bereits einige Musterurteile, welche den Eltern als Anhaltspunkte dienen können:
- Demnach müssen Kleinkinder von null bis drei Jahren stets beaufsichtigt werden – dies kann, muss aber nicht, durch die Erziehungsberechtigten oder eine geeignete Person geschehen. Auch Großeltern, ausreichend ältere Geschwister oder ein kompetenter Babysitter können die Aufsichtspflicht also übernehmen.
- Ab dem groben Lebensalter von vier Jahren sind die meisten Kinder in der Lage, sich auch ohne Aufsicht in einer sicheren Umgebung frei zu bewegen. Die Kinder dürfen demnach bis zu einer Viertelstunde aus den Augen gelassen werden, wenn für deren Sicherheit gesorgt ist. Das gilt beispielsweise für das heimische Spielzimmer oder das Toben im Garten, wenn dieser gegen ein Verlassen geschützt, von Straßen weit genug entfernt und frei von gefährlichen Gartengeräten & Co ist.
- Etwa eine halbe Stunde dürfen die Kinder aus rechtlicher Sicht alleine bleiben, sobald sie sechs Jahre alt sind. Auch dann gilt allerdings der Grundsatz, dass für deren Sicherheit gesorgt ist.
- Abhängig von der individuellen Entwicklung, sind viele Kinder dann ab etwa acht bis neun Jahren alt genug, um auch für einen längeren Zeitraum alleine zu bleiben. Die Sprache ist hierbei von wenigen Stunden. Die Eltern sollten und dürfen also nicht einfach über mehrere Tage weg bleiben.
Dass das Kind alleine bleiben kann, bedeutet nämlich nicht, dass es sich auch bereits selbst versorgen kann. Es sollte also gegessen haben und klare Handlungsanweisungen für die Zeit alleine bekommen, sodass es in der „Wartezeit“ nur noch schlafen, fernsehen oder auch spielen muss – und schon sind die Eltern wieder zurück. Die Kinder sollten somit langsam an das Alleinebleiben gewöhnt werden und es, vor allem zu Beginn, so einfach und schön wie möglich erleben. Endlich eine ganze Stunde (eine geeignete Sendung) fernsehen? Für viele Kinder wird das Alleinsein durch solche Sondergenehmigungen durch die Eltern sogar zum echten Highlight.
Was, wenn das Kind Angst hat?
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Das erste Mal alleine bleiben - so klappt's
Für viele, aber nicht für alle. Denn einige Kinder haben auch mit acht, neun oder mehr Jahren noch eine höllische Angst davor, alleine zu Hause zu bleiben – obwohl sie sich ja eigentlich in gewohnter Umgebung und somit in Sicherheit befinden. Die Ängste sind groß und reichen von der Dunkelheit über Einbrüche bis hin zu Monstern unter dem Bett. Die Entscheidung, das Kind alleine zu lassen, sollte daher niemals über seinen Kopf hinweg getroffen werden. Mit acht oder mehr Jahren ist es nämlich durchaus in der Lage, seine Ängste zu äußern. Aus diesem Grund sollten Eltern ihre Kinder offen und ehrlich fragen, ob sie sich das Alleinebleiben zutrauen, ob sie Ängste haben und welche. So können anschließend gemeinsam Strategien entwickelt werden, um diese Ängste gezielt abzubauen. Ein moderner Einbruchschutz kann dabei ebenso hilfreich sein wie das Licht brennen zu lassen oder Notfallnummern neben das Telefon zu legen.
Die richtigen Vorbereitungen sind das A und O
Auch Kameras, mit welchen die Eltern ihre Kinder beobachten können, kommen immer mehr in Mode und geben beiden Parteien Sicherheit. Jedoch sind sie nicht für Spionagezwecke gedacht und sollten daher niemals heimlich verwendet werden. Zuletzt sollten Vertrauenspersonen wie die Nachbarn darüber informiert werden, dass das Kind beispielsweise am Abend für zwei bis drei Stunden alleine ist und dass sie die Augen offenhalten sollen, damit ihnen Ungewöhnliches wie fremde Personen am Haus oder eine Rauchentwicklung frühzeitig auffallen. Sie können zudem für das Kind als Ansprechpartner fungieren, wenn doch die Angst kommt. Natürlich sollten auch die Eltern, wenn möglich, jederzeit für die Kinder erreichbar sein. In Zeiten der Smartphones dürfte das eigentlich kein Problem darstellen. Ist die Angst des Kindes zu groß, sollten die Eltern mit ihrem Vorhaben hingegen noch warten und stattdessen weiterhin einen Babysitter engagieren. Irgendwann ist das Kind dann gewiss bereit, in kleinen Schritten das Alleinsein zu üben.