Soll ich oder soll ich nicht?
Es ist nicht leicht, sich nach einer längeren Auszeit für einen Neustart ins Berufsleben zu entscheiden. Schließlich geht es darum, das eigene Leben komplett neu zu gestalten, den gewohnten Alltag zu verlassen. Da hilft es, sich in Ruhe der eigenen Motivation bewusst zu werden. Also: Warum möchte ich zurück in den Job? Ist es mir wichtig, fachlich nicht den Anschluss zu verlieren? Freue ich mich darauf, wieder mit Kolleginnen oder Kollegen im Team zu arbeiten? Möchte ich mit meinem Partner/meiner Partnerin finanziell gleichgestellt sein, auch im Hinblick auf die Rente? Oder wäre jetzt ein guter Start, weil die Kinder inzwischen gut betreut sind?
Schritt für Schritt zur Entscheidung
Nicht immer ist die Entscheidung klar und eindeutig. Vielen Wiedereinsteigerinnen ist mulmig zumute und sie zweifeln, ob jetzt tatsächlich der richtige Zeitpunkt für den Jobstart gekommen ist. „Meist geht es allerdings gar nicht um den richtigen oder falschen Zeitpunkt, sondern um die Angst vor einer Entscheidung“, sagt Trainerin und Coach Imke Leith. Gerade bei Frauen, die länger aus dem Job sind, steige der Druck enorm, wenn Freunde oder Verwandte beharrlich nachhaken, wann man sich denn um seine berufliche Zukunft kümmern würde. Klarheit hilft nicht nur als Argumentations- und Entscheidungshilfe, sondern vor allem für das eigene Wohnbefinden. Da tut es gut, die eigenen Gründe einmal aufs Papier zu bringen und mögliche Widerstände konkret zu mache. Was hindert mich daran, den ersten Schritt zu machen? Womit stehe ich mir selbst im Weg? Und wer kann mich dabei unterstützen jetzt loszulegen?
Oft reicht schon ein Gespräch mit dem Partner oder einer guten Freundin, um klarer zu sehen und um den nächsten Schritt zu planen. Vielleicht gibt es auch jemanden im Bekanntenkreis, der oder die gern von dem eigenen Wiedereinstieg berichtet.
Gut gemacht: Erfolgreiche Wiedereinsteigerinnen
Wie haben sich andere Frauen auf den Wiedereinstieg vorbereitet? Wie haben sie mögliche Stolpersteine aus dem Weg geräumt? Im Netz finden sich zahlreiche Erfolgsgeschichten von Wiedereinsteigerinnen, die Mut machen und motivieren. So zum Beispiel auf der Website von Perspektive Wiedereinstieg, einem bundesweiten Aktionsprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Bundesagentur für Arbeit. Auf dem Onlineportal des Aktionsprogramms betont Julia B. aus Bremen, wie wichtig es sei, dass alle Familienmitglieder sie im Alltag unterstützen: „Alle bekommen jetzt einen Schubs aus ihrer Komfortzone und müssen auch über ihren Schatten springen.“ Die Kinder seien deutlich selbstständiger geworden, je mehr Aufgaben sie im Alltag übernehmen. Und auch ihr Mann habe seine Einstellung verändert, seit Frau B. wieder berufstätig ist und unterstützt seine Partnerin, wo er nur kann. Der Weg dahin war nicht leicht, hat sich aber gelohnt, da ist sich Julia B. sicher, schließlich hat sie ihren Traumjob gefunden.
Familienalltag im Griff?
Üblicherweise sind es die Frauen, die den Familienalltag regeln. Wie aber soll der Alltag reibungslos funktionieren, wenn die Familienmanagerin wieder ins Berufsleben einsteigt? Wer kümmert sich um die Kinder, wenn sie mal krank werden? Was passiert in den Ferien? Fragen, die sich vermutlich fast alle Wiedereinsteigerinnen stellen. Laut einer repräsentativen forsa-Umfrage von 2015 hat jede zweite berufstätige Frau ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Kindern – sie fühlt sich als Rabenmutter, die ihren Nachwuchs vernachlässigt. Wie lässt sich das verhindern?
Der Alltag mit Beruf und Familie wird dann entspannter, wenn die Rollen klar und die Aufgaben gerecht verteilt sind. Vor allem aber, wenn die ganze Familie mit ins (Gedanken-)Boot geholt wird. Die wenigsten Männer übernehmen mal eben die (eingespielten!) Aufgaben ihrer Frauen, wenn nicht vorher klar ist, womit diese den ganzen Tag beschäftigt waren.
Es sind vor allem die praktischen Dinge, die vor dem Wiedereinstieg gut geregelt sein müssen: Wer holt das Kind von der Kita ab? Was passiert, wenn das Kind krank wird? Wie planen wir die Ferien, wenn beide Elternteile arbeiten? Patricia Cammarata, Psychologin und Bloggerin, plädiert dafür, dass Frauen dringend ihre mentale Last („Mental Load“) loswerden müssen: Gemeint sind die vielen kleinen unsichtbaren To-Dos, die Mütter immer und überall im Blick (und im Kopf) haben. So braucht der Sohn dringend neue Turnschuhe, die Tochter muss noch ein Geschenk für einen Geburtstag haben und in einer Woche steht die nächste Vorsorgeuntersuchung an. Alle diese Dinge müssen für den Partner sichtbar gemacht werden, erst dann, so Cammarata, wird der gemeinsame Alltag entspannter. Das klappt am besten, wenn alle Familienmitglieder zusammentragen und aufschreiben, was tagtäglich getan werden muss. Jedes Familienmitglied überlegt dann, welche Aufgaben er oder sie übernehmen kann. Diese Liste ist natürlich nicht in Stein gemeißelt. Es hilft schon, nach einer Woche zu checken, ob alles gut funktioniert hat oder ob Aufgaben lieber anders verteilt werden müssen.
Alleinerziehende Mütter haben es oft besonders schwer, Kinder und Berufsleben zu vereinbaren. Für sie ist ein gut funktionierendes Netzwerk umso wichtiger. Im Alltag, aber ganz besonders in ungeplanten Notfällen, zum Beispiel, wenn spontan Überstunden nötig sind oder wenn das Kind krank wird.
Fachlich fit werden
Wer lange raus aus dem Job war, braucht oft eine fachliche Auffrischung. In der IT-Branche beispielsweise sind ein paar Jahre Abwesenheit eine kleine Ewigkeit, die sich kaum mal eben aufholen lässt. Zahlreiche Weiterbildungsträger richten sich mit Kursen und Workshops explizit an Wiedereinsteigerinnen. Es ist allerdings nicht immer leicht, sich im Angebotsdschungel zurechtzufinden. Hier helfen die Kursnet-Seiten der Arbeitsagentur (kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs/). Viele dieser Kurse werden mit einem Bildungsgutschein gefördert, über Fördermöglichkeiten informiert die örtliche Arbeitsagentur.
Der Verein Frauen in Arbeit und Wirtschaft e.V. berät Frauen, die nach der Elternzeit zurück in den Job möchten. Die Beraterinnen helfen ebenfalls, wenn der konkrete Berufswunsch noch gar nicht klar ist. Nicht jede Wiedereinsteigerin weiß schließlich, ob sie an die Tätigkeit anknüpfen möchte, die sie vor der Elternzeit ausgeübt hat. Die wenigsten Mütter übernehmen nach der Elternzeit den gleichen Job, den sie vorher hatten. Dieses Fazit zieht auch Katrin Wilkens auf ihrer Website www.i-do-hamburg.de. Die Journalistin berät Mütter beim Wiedereinstieg nach der Babypause. Viele Wiedereinsteigerinnen nutzen die Familienzeit, um sich neu zu orientieren, da der alte Job nicht „familienkompatibel“ ist. Spontan mal eben ein paar Stunden länger oder im Schichtdienst zu arbeiten – das klappt mit Kindern nicht so ohne weiteres. Und manchmal ist nach ein paar Jahren Auszeit einfach die richtige Zeit für etwas Neues.
Welcher Job passt zu mir?
Wie aber finde ich heraus, welches Berufsbild zu mir und meiner Lebenssituation passt? Es lohnt sich einmal aufzuschreiben, was ich fachlich anbieten kann und welche sozialen Kompetenzen ich habe. Mütter sind Multitalente, der Alltag mit Kindern erfordert schließlich ein hohes Maß an Organisationstalent, Zuverlässigkeit, Empathie, Konfliktmanagement. Viele dieser „Softskills“ sind in Unternehmen gefragt und gehören unbedingt mit in eine aussagekräftige Bewerbung. Übrigens: Auch Fortbildungen und Ehrenämter sollten erwähnt werden, wenn sie zu der ausgeschriebenen Stelle passen.
Wer unsicher ist, was alles im Bewerbungsanschreiben stehen muss, wie man sich optimal präsentiert und wie man die richtigen Worte findet: Die Agentur für Arbeit sowie verschiedene Beratungsstellen bieten regelmäßig Vorträge und Workshops oder Beratungstermine.
Wo finde ich überhaupt einen familienfreundlichen Job, der zu meiner Lebenssituation passt? Einige Stellenausschreibungen stehen zwar auch noch in der Tageszeitung, aber die meisten Angebote werden inzwischen auf den Unternehmens-Websites bzw. auf den gängigen Jobportalen – zum Beispiel Stepstone oder Indeed – veröffentlicht. Wer auf Stellensuche ist, sollte unbedingt ein aussagekräftiges Profil bei den Businessnetzwerken XING und LinkedIn veröffentlichen und sich dort mit Mitarbeitenden vernetzen, die in interessanten Branchen arbeiten. Es lohnt sich außerdem, regelmäßig in die Jobbörsen der beiden Netzwerke zu schauen bzw. sich in die jeweiligen Jobsuche-Formulare einzutragen. Auch hier bietet die Arbeitsagentur regelmäßig Vorträge und Workshops für diejenigen, die Unterstützung brauchen. Bei Fragen zu den Bewerbungsstrategien unterstützt der Verein Frauen in Arbeit und Wirtschaft e.V.
Der Bremer Senat zeichnet regelmäßig gemeinsam mit dem Impulsgeber Zukunft e.V. Unternehmen und Institutionen für ihr familienfreundliches Engagement aus. Dazu gehören zum Beispiel Firmen, die flexible Arbeitszeiten, familienfreundliche Urlaubsregelungen oder Betreuungsmöglichkeiten während der Arbeitszeit bieten. Alle ausgezeichneten Unternehmen sind unter ausgezeichnet-familienfreundlich.de aufgelistet.
Alternative: Selbstständigkeit
Es klingt sehr verlockend: Mit einer überzeugenden Geschäftsidee das eigene Unternehmen gründen und zeitlich flexibel und unabhängig neu durchstarten – allerdings gehören zu einer erfolgreichen Unternehmensgründung mehr als eine gute Idee und eine Portion Enthusiasmus. Wer sich selbstständig macht, sollte vorher genau planen, wie die Chancen auf dem Markt aussehen, ob genug finanzielle Rücklagen vorhanden sind und ob sich die Selbstständigkeit gut in den Familienalltag integrieren lässt. Das sind nur einige Fragen, die unbedingt geklärt werden müssen. Ganz wichtig ist auch der Austausch mit anderen Frauen, die sich bereits selbstständig gemacht haben, oft wird die eigene Idee genau dann konkreter, wenn man sie anderen vorstellt.
Auch hier gibt es verschiedene Beratungsstellen, die sich auf Gründerinnen spezialisiert haben und die genau wissen, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für Selbstständige gibt und wie die nächsten Schritte von der Idee bis zur Gründung aussehen. Der gemeinnützige Verein belladonna e.V. bietet regelmäßig Coachingreihen für Existenzgründerinnen und fördert den aktiven Austausch zwischen Gründerinnen und denen, die es werden wollen. Unter dem Titel „Netze knüpfen“ kombiniert belladonna regelmäßige Netzwerktreffen mit kurzen Vorträgen – eine gute Gelegenheit für Gründerinnen und interessierte Frauen, sich untereinander auszutauschen und mit den Referentinnen ins Gespräch zu kommen.
Beruflich Kinder betreuen
An allen Ecken und Enden fehlt es an Erzieherïnnen, weshalb es auch für Fachfremde zahlreiche Möglichkeiten für den Quereinstieg gibt. Eltern bringen schon von Natur aus die wichtigsten Voraussetzungen und Erfahrungen mit, die weiteren Qualifikationen erreichen sie durch gezielte Ausbildungen und Umschulungen. In Bremen gibt es vier verschiedene Ausbildungsstätten, Voraussetzung ist in der Regel ein Realschulabschluss und die Ausbildung dauert je nach Anbieter zwei bis drei Jahre, um die hohen Anforderungen an die Kindertagesbetreuung zu erfüllen.
Zusätzlich zu Umschulungen an drei Bremer Fachschulen bietet die Bremische Evangelische Kirche unterschiedliche Möglichkeiten der Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft an: Neben Ausbildungsplätzen für das Anerkennungsjahr und die praxisintegrierte Ausbildung können sich ab November auch interessierte Quereinsteigerïnnen als pädagogische Fachkraft bewerben. Vorausgesetzt wird ein Universitäts- oder Fachhochschulabschluss im Haupt- oder Nebenfach Pädagogik oder eine Berufsausbildung im therapeutischen Bereich. Der Einsatz und die Vergütung erfolgt sofort als pädagogische Fachkraft in einer evangelischen Kita. Die Quereinsteigerïnnen werden durch erfahrene Fachkräfte unterstützt und erhalten berufsbegleitende Qualifizierungen innerhalb der Arbeitszeit.
- Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Slevogtstr. 52, 0421-346160, landesverband@kirche-bremen.de
- Paritätisches Bildungswerk, Institut für soziale und interkulturelle Weiterbildung, Faulenstr. 31, 0421–174720, info@pbwbremen.de
- Private Fachschule für Sozialpädagogik, Hemelinger Bahnhofstr. 17, 0421-3900610, schulen@ibs-bremen.de
- Berufliche Schulen für Hauswirtschaft und Sozialpädagogik, Delmestr. 141b, 0421-36118340, Elfriede.Dreyer@schulverwaltung.bremen.de
Kontakte und Links
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Agentur für Arbeit
Doventorsteinweg 48-52, 28195 BremenDer erhebliche Einbruch der Arbeitskräftenachfrage hat es Berufsrückkehrenden in den ersten Monaten der Coronapandemie schwer gemacht. Unternehmen, die kurzarbeiten, stellen in der Regel nicht ein und geplante Einstellungsprozesse sind wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit ausgesetzt worden.
In der zweiten Jahreshälfte 2020 ist die Zahl der offenen Stellen wieder gestiegen. Im Rahmen der „Informationsreihe für gleiche Chancen im Beruf“ bietet die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven ein umfangreiches Workshop- und Vortragsangebot für Wiedereinsteigerïnnen an. Zu den Themen gehört zum Beispiel die Stellensuche bei XING und LinkedIn, Tipps für Gehaltsverhandlungen oder Vorstellungsgespräche. Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Über mögliche Wege der Rückkehr in den Beruf informieren und beraten die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt unter der Telefonnummer 0421-1781100. Zur Arbeitsangentur
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Arbeitnehmerkammer Bremen
Für alle, die sich in Sachen Weiterbildung informieren möchten, ist die Arbeitnehmerkammer Bremen eine gute Adresse. Alle Mitglieder der Arbeitnehmerkammer erhalten eine kostenfreie, individuelle Beratung, so auch bei beruflicher (Neu-)Orientierung. Die Wirtschafts- und Sozialakademie in der Arbeitnehmerkammer (wisoak) bietet zudem ein umfangreiches Angebot an beruflicher Fort- und Weiterbildung in der Region Bremen-Oldenburg: arbeitnehmerkammer.de/weiterbildung
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ProArbeit
Bahnhofstr. 36, 27711 Osterholz-ScharmbeckDie ProArbeit kAöR unterstützt im Rahmen des Projektes Perspektive Wiedereinstieg im Landkreis Osterholz Frauen und Männer bei Fragen rund um den beruflichen Wiedereinstieg. Dabei steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Fokus, so dass Beschäftigte neben ihren beruflichen Verpflichtungen auch der Verantwortung im privaten Umfeld besser gerecht werden können. Für die berufliche Weiterbildung bietet ProArbeit regelmäßig kostenfreie Workshops und Beratungen an. perspektive-wiedereinstieg-ohz.de
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Perspektive Wiedereinstieg
Knochenhauerstr. 20-25, 28195 BremenDas Projekt bietet einen umfassenden Überblick über alle Aspekte des beruflichen Wiedereinstiegs mit Kontaktdaten von Ansprechpersonen bundesweit, Erfolgsgeschichten von WiedereinsteigerInnen, Checklisten und Veranstaltungen sowie gebündelte Informationen aus verschiedenen Themenbereichen. perspektive-wiedereinstieg.de
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Uni Bremen Akademie für Weiterbildung
Bibliothekstr. 2A, 28334 BremenDie Akademie für Weiterbildung fördert berufliche Wiedereinsteigerinnen in der IT-Branche und im Bereich Umwelt & Energie. Am 2. November startet die Weiterbildung „Projektentwicklung Umwelt – Energie – Nachhaltigkeit" – ein Angebot, das sich an Arbeitssuchende mit naturwissenschaftlichem Hintergrund richtet und das ebenfalls über den Bildungsgutschein gefördert wird. uni-bremen.de/weiterbildung
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