© Suse Lübker
Elbe Strand Containerschiff
Oft liegen die Ferien in Hamburg und Bremen weiter auseinander und es gibt wenig zeitliche Überschneidungen. Das ist schade für diejenigen, die gern gemeinsam in Urlaub fahren, für die Ausflugsplanung ins andere Bundesland kann das ein echter Vorteil sein: die Straßen sind leerer, im Zug ist genug Platz und auch die Ausflugsziele müssen nicht schon Monate vorher gebucht werden. Also am besten ganz entspannt am Montag losfahren. Der Metronom fährt fast den ganz Tag über stündlich nach Hamburg, Fahrräder können mitgenommen werden. Für eine Familienfahrt lohnt sich der Kauf eines Niedersachsentickets, Fahrradkarten müssen zusätzlich gelöst werden.
Wer am Hamburger Hauptbahnhof aus dem Zug steigt, ist erst einmal verwirrt, meist ist es voll, laut und unübersichtlich – mit Rädern und Kids eine echte Herausforderung. Also: Nerven behalten, Aufzug suchen und den Bahnhof in Richtung „Mönckebergstraße“ verlassen. Jetzt gilt es, den Weg vom Hauptbahnhof Richtung Speicherstadt zu finden, von dort aus kann man immer an der Elbe entlangfahren. Das klappt am besten mit einem Fahrradnavi, einer guten Fahrradkarte oder indem man einen Einheimischen anspricht. Wem das alles zu stressig ist: die Fahrräder mit in die S-Bahn (z. B. Linie S1 oder S11 Richtung Blankenese/Wedel) nehmen und bis Altona fahren. Von dort aus kommt man schnell an die Elbe und ist schon auf dem richtigen Weg. Achtung: Fahrradmitnahme ist nur unter der Woche von 9 bis 16 Uhr und ab 18 Uhr erlaubt.
Von Altona aus kann man quasi ohne Unterbrechungen auf dem Elberadweg – der übrigens insgesamt über 1.000 Kilometer lang ist – bis nach Rissen ans Falkensteiner Ufer fahren. Hier liegt unser Ziel, das ElbeCamp. Wer schnell fährt, braucht ab Altona etwas mehr als eine halbe Stunde, mit Kids dauert die Strecke deutlich länger – das macht aber nichts, denn es gibt sehr viel zu sehen. Zum Beispiel den Museumshafen in Oevelgönne, an dem man automatisch vorbeifährt, wenn man vom Altonaer Bahnhof durch die Museumsstraße und dann den Elbhang hinunter radelt. Hier liegen rund 20 Schiffsoldtimer, einige können auch besichtigt werden, z. B. (lohnenswert!) der Eisbrecher „Stettin“. Von hier aus geht es weiter Richtung Blankenese. Einen Kilometer lang geht es nun vorbei an Cafés und alten Kapitänshäusern – man sehe und staune, wie diese alten sehr gepflegten, weißen Häuser sich an den Hang schmiegen. Hier ist der Weg allerdings eng und man teilt ihn mit den Fußgängern – es ist also Schieben angesagt. Die Gärten der Häuser sind übrigens ganz oft auf der anderen Seite des Weges und grenzen direkt an den Elbstrand. Kultkaffeepause bzw. ein Eis für die Kids gibt es in der Strandperle, die befindet sich gar nicht weit weg vom Museumshafen. Bereits in den 1970er Jahren trafen sich hier Rentner und Lotsen auf ein Bierchen und zum Skatspiel, so nach und nach entdeckten große und kleine Hamburger diesen kleinen Strandkiosk. An warmen Sommerabenden findet man kaum einen Platz am Tisch – macht aber nichts, man bringt einfach eine Picknickdecke mit oder setzt sich auf die Steinbefestigungen direkt ans Wasser.
Weiter geht es Richtung Blankenese, jetzt darf auch wieder geradelt werden. Nächster Stopp: Der Jenischpark im Stadtteil Othmarschen ist der älteste Englische Garten in Hamburg, er grenzt direkt an die Elbe und ist ein wunderbarer Ort für ein Picknick mit Panoramablick auf den Fluss. Ein toller Platz für die Kids, um die hügeligen Wiesen rauf und runter zu toben oder die dicken Pötte aus der Entfernung zu betrachten. Wer möchte, läuft zum Anleger Teufelsbrück nicht weit vom Park entfernt. Einer alten Sage zufolge kamen hier früher öfter mal Menschen im tiefen Wasser ums Leben, man vermutete, das sei das Werk eines Teufels gewesen, daher der Name … Der Elbanleger oder Ponton schwankt ganz schön, vor allem wenn ein großer Containerfrachter vorbeizieht, es lohnt sich also, einfach mal runter ans Wasser zu gehen.
Weiterradeln: Blankenese. Auch hier am Strandweg wird es sehr eng, schon wieder schieben und hoffen, dass einem keiner entgegenkommt. Der Ortskern von Blankenese liegt übrigens nicht unten an der Elbe, sondern ein ganzes Stück oberhalb. Muss man da hoch? Ja, unbedingt. Also Fahrräder am Strand anschließen und auf in das so genannte Treppenviertel. Nicht nur die Kinder müssen schnaufen, aber es lohnt sich: verwinkelte, enge Gassen, schmucke in den Hang gebaute Häuschen, weiter Blick auf den Fluss. Die ältesten Häuser sind über 300 Jahre alt! Blankenese ist hübsch, fast schon mediterran. Hier wohnt das Geld, das macht sich nicht nur an den eleganten Gebäuden bemerkbar. Wie reich der Stadtteil tatsächlich ist, darüber streiten sich die Hamburger gern. Für die Kinder viel spannender: wie kommt man bloß in die Schule, wenn man unten an der Elbe wohnt? Tja, da helfen wohl nur gute Beinmuskeln oder die Ziege – Bergziegen, so heißen die kleinen Busse, die sich durch einige der kleinen Straßen schlängeln. Wer jetzt noch ein Stück Kuchen zur Stärkung braucht: am Ortsausgang von Blankenese in Lühmanns Teestube wartet selbst gebackener Blechkuchen, man sitzt gemütlich inmitten antiker Einrichtungsgegenstände, für Kinder gibt es viel Sahne auf dem Kakao. Auf geht’s zurück nach unten in den Strandweg, Strecke machen.
Mehr als die Hälfte der Tour ist geschafft. Teil zwei lässt sich gut radeln, die Wege werden breiter, es wird menschenleerer. Der Strandweg heißt jetzt Falkensteiner Ufer, man passiert automatisch ein auffälliges Baudenkmal aus Backstein, das Maschinenhaus der historischen Altonaer Wasserwerke. Nun ist es nicht mehr weit und unser Ziel ist erreicht: Das ElbeCamp am Falkensteiner Ufer. Der Campingplatz ist ein Projekt des „Kinderschutz und Jugendwohlfahrt e. V. Hamburg“ und liegt idyllisch mitten in den Dünen am feinen Sandstrand, gut beschattet von großen Weiden und Pappeln. Hier findet man weder asphaltierte Wege noch die klassischen Campingplatzparzellen. Stattdessen: schattiges Biergarten-Café für den Snack zwischendurch, sandiger Spiel-Platz für die Kids und dann eben dieser breite Sandstrand. Baden sollte man allerdings nicht: Zwar ist die Wasserqualität gut, allerdings sind die Strömung und der Sog durch die vorbeifahrenden Hochseeschiffe selbst für geübte Schwimmer gefährlich. Also, Füße ins Wasser ist okay, der Rest bleibt lieber draußen.
© Suse Lübker
ElbeCamp Terrasse
Eine Anmerkung noch: Bei gutem Wetter kann es auch außerhalb der Hamburger Ferien voll werden, also vorsichtshalber beim ElbeCamp anfragen, ob noch Zeltplätze vorhanden sind. Infos unter www.elbecamp.de
Zurück muss man nicht die ganze Strecke radeln, man kann zum Beispiel von Blankenese bis zur Elbphilharmonie mit dem Schiff fahren. Der „Elbhüpfer" fährt zweimal täglich und hält an verschiedenen Zwischenstopps, Fahrräder können mitgenommen werden. Infos: www.hadag.de/toerns/elb-huepfer