Bei wunderbarem Himmelfahrtswetter transportieren wir Kanu und Kajak zum Torfkanal. Zwei Erwachsene, drei Teenager. Die große Runde ist geschätzte 26 Kilometer lang, mit Pausen und gemütlich gefahren rechnen wir mit circa acht Stunden für unseren Wasserausflug. An dem kleinen Steg bei der Fußgängerbrücke lassen wir die Boote in den grau-grünen Kanal und paddeln über Maschinenfleet und Kleine Wümme Richtung Dammsiel. Dort sollten wir gegen Mittag eintreffen, dann können wir uns mit der auflaufenden Tide gemütlich die Wümme aufwärts treiben lassen – so der Plan. Vor der Autobahnbrücke passieren wir die handbetriebene Schleuse, für Kinder ein echtes Erlebnis. Wir kennen das schon und tragen die Boote zu Fuß ins Maschinenfleet, der „Skipper“ findet, wir sollten nicht so viel Zeit vertrödeln.
Vorbei geht es an den Bergen der Müllverbrennungsanlage und den Parzellen, deren Bewohnerïnnen uns fröhlich zuwinken. Ab und zu flüchten Enten- oder Blesshuhnfamilien mit flauschigen Küken erschrocken in die Büsche, und nur sehr selten begegnen uns andere Kanuten. Tatsächlich sind wir gegen Mittag beim Dammsiel, schön hungrig nach rund zwei Stunden Wassersport. Etwas erschöpft ziehen wir die Boote aus dem Wasser, aber wir müssen umtragen, denn die Schleuse ist geschlossen. Über die Einstiegshilfe lassen wir die Boote ins Wasser und paddeln nun mit der Strömung Richtung Kuhsiel. Zwischendurch noch eine gemütliche Pause im Schatten alter Bäume beim Restaurant Wümmeblick und weiter geht’s zum nächsten Ziel: Als Nachtisch brauchen wir unbedingt ein Eis auf dem Biohof Kaemena.
Aber das dauert noch ein wenig, denn die Wümme mäandert durchs Blockland. „Wie lange noch, Papa?" Der Kapitän schaut aufs Smartphone: „Noch drei Kurven, zwei kleine und eine 180°-Kurve!" Ratlosigkeit: Fahren wir zurück? Naja fast, wir paddeln eine große Schlaufe und dann sind wir endlich da und – juhu! – es gibt tatsächlich einen Anleger. Wir reihen uns tapfer in die sehr lange Schlange, ganz cool auf die Paddel gestützt. Und irgendwann gibt es tatsächlich ein Eis. Natürlich mit Abstand auf dem Deich. Gestärkt paddeln wir bis zum Kuhsiel und genießen die Blicke über die Wiesen und Felder. Am Kuhsiel wird dann wirklich geschleust, unser Familien-Skipper öffnet das Schleusentor und sorgt dafür, dass die Kammer gefüllt wird. Für Schleusenneulinge eine spannende Aktion, die von einigen Spaziergängern genauestens beobachtet wird, während wir – ganz wichtig, aber tatenlos – in unseren Booten sitzen.
Alles klappt super und jetzt kommt der Endspurt über den schnurgraden Kuhgraben. Der ist übrigens vom Wasser aus gar nicht langweilig, auch hier tummeln sich jede Menge Entenfamilien, die uns eher erstaunt als verängstigt mustern. Am Anleger vom Haus am Walde brauchen wir noch eine kleine Pause und dann paddeln wir bei wunderschönem Abendlicht durch den Stadtwald zurück Richtung Torfkanal.
Zuhause sind wir uns alle einig: Die Tour können wir uneingeschränkt weiterempfehlen!
Info: Für Fahrten auf der Wümme unbedingt den Tidenkalender beachten. Zum Ausprobieren, ob es mit dem Paddeln gut klappt, fährt man am besten zunächst eine kürzere Teststrecke, bevor es auf den großen Fluss geht. Vom Torfkanal aus kann man zum Beispiel zum Haus am Walde und zurück fahren – die Tour lässt sich gut mit einer Badepause im Unisee verbinden. Schön ist auch die Rundtour über Kleine Wümme – Maschinenfleet – Gröpelinger Fleet und zurück. Wer kein eigenes Kanu hat, kann sich Boote im Torfhafen ausleihen: Telefonisch unter 0157-36488292. Bootshaus Ramke nahe der Bremer Uni verleiht tageweise am Wochenende Kanus und Kajaks gegen Voranmeldung und macht auch Tourenvorschläge: bootshaus-ramke.de.
© Rainer Pleyer