Hofcafé der Borgfelder Milchmanufaktur
© Suse Lübker
Milchmanufaktur Terrasse
Ein Eis gefällig? Klar, dass Anton, mein Junior, bei dieser Frage normalerweise sofort aufspringt. Das kann er nun leider nicht, da sein Fuß in einem dicken Verband steckt. Aber wofür gibt es den netten Papa, der ihn ohne zu murren mit dem Fahrradanhänger durch die Gegend zieht – Richtung Eisdiele! Antons Freund Finn radelt munter nebenher, Gesprächsstoff gibt es genug.
Unser Ziel an diesem warmen Frühsommernachmittag: Das Hofcafé der Borgfelder Milchmanufaktur. Das hatte ich zufällig entdeckt, als ich mit Freundinnen gleich nebenan die Deichmanufaktur besucht hatte, wo man unter Anleitung Keramik selbst bemalen kann. Das Hofcafé gefiel uns allen so gut, dass ich am nächsten Tag spontan meine Familie zur Radtour überrede.
Der Weg von Findorff nach Borgfeld führt uns über den Kuhgrabenweg zum Wümmedeich und von dort aus über den Borgfelder Deich. Diese Strecke ist mindestens genauso schön wie die Standardausflugstour durch das Blockland vom Kuhsiel zum Dammsiel, und sie wird viel weniger von Inlinern und Rennradlern befahren. Nach etwa dreißig Radminuten befinden wir uns mitten im alten Ortskern von Borgfeld und sehen schon von weitem das weiße Hofgebäude mit der neuen Holzterrasse. Die Borgfelder Milchmanufaktur gehört zum Hof Klatte – einem regionalen Landwirtschaftsbetrieb, der inzwischen in sechster Generation geführt wird.
Wir sitzen unter dem riesigen Sonnenschirm und genießen die Sahnetorte, die Jungs essen Eis aus der Waffel. Das schmeckt sahnig, finden sie und ein bisschen flüssig, aber sehr lecker, da sind sie sich einig. Viel mehr Kommentare bekommen wir nicht, weg sind sie, den Hof erforschen. Und entdecken auch gleich die Hofkatze, die durch die leeren Ställe stromert. Düster ist es hier und ein bisschen gruselig mit unglaublich vielen Spinnennetzen – Stoff für Fantasiegeschichten, Zeit für Fachsimpelei unter 11-Jährigen. Nach einiger Zeit kommen die beiden zurückgeschlendert, soweit man mit Krücken überhaupt schlendern kann, und begutachten im Vorraum den großen Automaten mit regionalen Produkten. Der funktioniert wie ein Süßigkeitenautomat am Bahnhof, nur in diesem hier befinden sich unter anderem Milch in Flaschen und... Eier!
Tja, was machen die Eier wohl, wenn wir sie auswählen? Kommt unten Rührei raus? Wir müssen das einfach herausfinden und kommen auch gleich mit Christian Klatte ins Gespräch, Landwirt und Inhaber der Milchmanufaktur. Er ist stolz auf seinen Regiomat, so heißt der Megakühlschrank, diese Geräte gibt es nämlich sonst nur in Süddeutschland. Wo sonst kann man am Sonntag Fleisch für die spontane Grillaktion bekommen? Alle Produkte kommen von den eigenen Hofkühen oder von ausgewählten Höfen der Umgebung, erklärt Klatte, das Eis zum Beispiel vom Wilstedter Milchkontor. „Bei uns ist alles regional und sehr familiär!", erklärt der Landwirt. So familiär, dass seine Tochter uns heute – außerhalb der regulären Öffnungszeiten – mal eben den Hofladen aufschließt und eine Flasche Essig verkauft. Die Eier wurden übrigens sanft aus dem Automaten befördert und kamen auch heil bei uns zuhause an.
Und drinnen? Im Café ist es hell und freundlich, ein ehemaliges Stallgebäude mit alten Fliesen und Holzbalken, eingerichtet mit weißen Landhausmöbeln und bunten Kissen. Hier kann man bestimmt auch im Winter gemütlich einen (sahnigen!) Kakao schlürfen.
© Suse Lübker
Milchmanufaktur Innen
Zurück fahren wir den Jan-Reiners-Wanderweg und lernen noch etwas dazu: Hier transportierte bis Mitte der 1950er Jahre die historische Kleinbahn „Jan Reiners" die Menschen aus der Region sowie Vieh, Torf und landwirtschaftliche Produkte Richtung Tarmstedt oder Bremen und zurück. Der Wanderweg ist inzwischen eine gut befahrbare und wichtige Fahrradverbindungsstrecke von Borgfeld Richtung Innenstadt.
Fazit: Ein familienfreundliches Ausflugscafé, gut mit dem Fahrrad erreichbar. Die Karte ist klein aber fein, das Angebot an täglich frisch gebackenem Kuchen dafür umso größer. Die Kids werden es lieben, sich einfach mit einer Eiswaffel auf die Bank vors Haus zu setzen oder über den Hof zu stromern. Wickeltisch ist vorhanden.