Hinter dem harmlos klingenden Begriff versteckt sich, was Betroffene als Psychoterror beschreiben. Unzähligen Studien, Aufklärungsarbeit und Präventionsprogrammen zum Trotz ist Mobbing ein wachsendes, gesellschaftliches Problem, das immer noch viel zu oft nicht ernst genug genommen wird. 61 % aller Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren haben schon Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht.
„Hab‘ dich nicht so“
"Kinder waren schon immer so, stell dich nicht so an, das stärkt den Charakter" – so lauten die gängigen Argumente derer, die keine Ahnung haben, was Mobbing ist und was es bewirkt. Beim Mobbing handelt es sich nicht um harmlose Neckereien, sondern um gezielte Schikane über einen längeren Zeitraum. Unzählige Studien belegen: Mobbing und Cybermobbing sind zu einem Massenphänomen gewachsen, bei dem jede:r sechste Schüler:in während der Schulzeit mindestens einmal Opfer wird und jede:r dritte Angst vor Mobbing hat. Dazu zählen direkte Drohungen, Beschimpfungen oder öffentliches Hänseln bis hin zu körperlicher Gewalt. Indirekt geschieht Mobbing durch Ausgrenzung, Beschädigung des Eigentums bis hin zum Verbreiten von Lügen und Gerüchten im Internet. Nahezu alle Mobbing-Betroffenen reagieren mit körperlichen und seelischen Beschwerden, die bis zu Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen reichen und sogar ein Leben lang krankmachen können.
„Es gehören immer zwei dazu“
Diese Binsenweisheit ist unhaltbar, da sie zum einen dem Opfer Schuld unterstellt. Zum anderen sind neben dem gemobbten und dem mobbenden Part immer auch die zahlreichen Helfenden, Mitlaufenden, Duldenden und Beobachter:innen beteiligt. Wenn ein Kind in der Klasse gemobbt wird, sind alle Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern in der Pflicht, hinzuschauen und zu helfen. Studien belegen: Mobbing kann jede und jeden treffen. Es kann „den Neuen“ ebenso treffen wie die Klassenbeste. Am häufigsten wird im Alter zwischen 7 und 15 Jahren gemobbt. Etwa ab dem 9. Schuljahr verringert sich die Zahl der Vorfälle, wobei Expert:innen den Grund dafür darin sehen, dass ältere Schüler:innen selbstsicherer sind und gelernt haben, sich zu behaupten. Aber auch bei den Älteren ist Mobbing weiter an der Tagesordnung, wie die Sinus-Jugendstudie 2024 ergab.
„Lass uns reden!“
Wenn Eltern, Lehrkräfte oder Freund:innen Signale wahrnehmen, die auf Mobbing schließen lassen, dann sollten sie zuerst das Gespräch mit dem Kind suchen, ihm zuhören, es aber zu nichts drängen und auf keinen Fall als mitschuldig verurteilen. Auch voreilige Ratschläge sollten vermieden werden. Stattdessen können nächste Schritte gemeinsam besprochen werden, wie zum Beispiel Unterstützung zu finden. Sinnvollerweise ist „Lass uns reden“ auch das Motto des Bundesprogramms der Jugendmigrationsdienste (JMD), das Respekt Coaches an über 500 Schulen in ganz Deutschland einsetzt, auch im Bundesland Bremen aktiv ist und vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. „Respect Coaches“ sind pädagogische Fachkräfte, die den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen und für Unterrichtseinheiten, Workshops, Projektwochen oder Ferienfreizeiten ab der 5. Klasse unterstützend an den Schulen eingesetzt werden.
Weitere Infos auf lass-uns-reden.de oder jugendmigrationsdienste.de und bei ahmet.akkus@awo-bremen.de, 0421-3377182
„Du hast keine Schuld“
Dieser Satz ist bezeichnend beim lösungsorientierten „No Blame Approach“ (NBA) und richtet sich nicht nur an die so genannten „Opfer“ von Mobbingangriffen, sondern grundsätzlich an alle Beteiligten. Ausschlaggebend bei der klar strukturierten Methode in drei Schritten sind die Lehrkräfte, die das Gespräch mit allen Beteiligten suchen und eine Unterstützungsgruppe bilden. Das Interventionsprogramm, das Erfolgsquoten von nahezu 90 Prozent aufweist, vermeidet Schuldzuweisungen, wenn alle Mobbing-Beteiligten an einem Tisch zusammenkommen. Stattdessen vertraut die Methode auf die Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen, selbst wirksame Lösungen herbeizuführen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt. Dazu wurde 2008 mit finanzieller Unterstützung der Aktion Mensch eine Erhebung zur "Anwendung des No Blame Approach in der schulischen Praxis" durchgeführt. Datenbasis waren 220 Mobbing-Fälle, bei deren Lösung der NBA angewendet wurde. Verblüffende Erkenntnis: sogar die allermeisten „Täter:innen“ zeigten sich ernsthaft bereit, das Problem zu lösen, und erleichtert, das Mobbing beenden zu können.
Alle Infos auf no-blame-approach.de
„Ich helfe dir“
Auf die Methode des NBA setzt auch der gemeinnützige Verein „Zeichen gegen Mobbing“, der die Durchführung von vorbeugenden und eingreifenden Projekten an Schulen anbietet. Deutschlands größtes Netzwerk aktiver Ehrenamtlicher, das sich in Deutschland für mobbingfreie Schulen stark macht, unterstützt Lehrkräfte dabei, ein besseres Miteinander in ihrer Klasse herbeizuführen und eine Verschlechterung der Situation durch Sanktionen zu vermeiden. Der Verein bietet Lehrer:innen ebenso wie betroffenen Schüler:innen und deren Eltern im ersten Schritt professionelle, niedrigschwellige und kostenlose Beratungen. Anschließend unterstützen die Fachkräfte auch vor Ort mit der Durchführung von Interventionsstrategien, bis der Konflikt gelöst ist.
Informationen und Kontaktformular auf zeichen-gegen-mobbing.de
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Schule
Erster Schritt
Wenn der Verdacht auf Ausgrenzung eines Kindes besteht oder wenn ein Kind einer Lehrkraft oder den Eltern andeutet, sich unwohl zu fühlen, ist volle Unterstützung gefragt. Dabei ist es nicht wichtig, zu klären, ob tatsächlich eine Mobbingsituation vorliegt. Wichtig ist, das Kind und seine Sorgen ernst zu nehmen und mit ihm gemeinsam Möglichkeiten zur Lösung des Problems zu besprechen und ihm Auswege aus der schwierigen Situation aufzuzeigen.
Zweiter Schritt
Die Lehrkraft stellt eine Unterstützungsgruppe aus etwa sechs bis acht Schüler:innen zusammen und lädt sie zu einem Treffen ein. Dabei werden neben den direkten Beteiligten auch Mitläufer:innen sowie Kinder einbezogen, die eine konstruktive Rolle zur Lösung der Situation einnehmen können. Im Gespräch ist es wichtig, Schuldzuweisungen zu vermeiden. Vielmehr sollte die Ausgangsfrage lauten: „Was können wir tun, um das Problem zu lösen?“, zu der alle Beteiligten ihre Ideen beisteuern.
Dritter Schritt
In Einzelgesprächen mit den Kindern der Unterstützungsgruppe – ungefähr ein bis zwei Wochen nach dem ersten Treffen – erfragt die Lehrkraft, wie sich die Situation entwickelt hat. Diese Gespräche geben nicht nur Aufschluss darüber, ob das Mobbing beendet ist, sie zeigen den Beteiligten zudem nochmals ihre verantwortungsvolle Rolle auf und bewirken nachhaltig, dass das Mobbing nicht erneut beginnt.
Die wichtigsten Anti-Mobbing-Anlaufstellen in Bremen
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Bremer JungenBüro e.V.
Hier finden Jungen, die von Mobbing betroffen sind oder waren sowie deren Angehörige und Fachkräfte Beratung und Unterstützung. Kostenlos, anyonym, auf Wunsch auch online: jungenberatung-bremen.de
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Deutscher Kinderschutzbund DKSB Bremen
Kostenlos und anonym ist auch die Hilfe des DKSB in schwierigen Situationen. Kinder und Jugendliche, die zuhause, in der Schule oder mit Freund:innen Ärger haben oder sich bedroht fühlen, können sich mit ihren Fragen an das professionelle Team wenden. Die Beratung findet in den Räumen des Landesverbandes an der Schlachte statt, auf Wunsch kommen die Beratenden auch direkt in den Sportverein, die Schule oder ins Lieblingscafé. Regelmäßig finden auch Elternkurse statt, die das Selbstbewusstsein von Eltern und Kindern stärken und helfen, den Familienalltag zu entlasten und das Miteinander zu verbessern. In 8 bis 12 Einheiten werden Wege vermittelt, um Konflikte zu bewältigen und zu lösen. Die Kurse bieten zudem Raum zum Nachdenken und zum Austausch mit anderen Müttern und Vätern, eröffnen Chancen, Freiräume für sich selbst zu schaffen und frische Kraft zu tanken.
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Landesinstitut für Schule - LIS
Am Weidedamm 20, 28215 BremenIm LIS werden regelmäßig Fortbildungen zur (Cyber-)Mobbing-Prävention und zu Interventionsmethoden angeboten. In der praktischen Umsetzung finden Lehrkräfte und Sozialpädagog:innen Unterstützung durch Beratung und Prozessbegleitung.
Kontakt:
- meike.herminghausen@lis.bremen.de, 0421-36118197
- uta.brammer@lis.bremen.de, 0421-361 17368 (Cybermobbing);
- oliver.bouwer@lis.bremen.de, 0421-3613315 (Cybermobbing)
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Mädchenhaus Bremen
Das Team vom Mädchenhaus bietet kostenlose und vertrauliche Beratung für Mädchen und junge Frauen bei Problemen, in Krisen und Notfällen
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ReBUZ Nord
An vier Standorten der Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren bieten multiprofessionelle Teams aus Pädagog:innen, Schulpsycholog:innen, Sozialpädagog:innen und weitere Fachkräfte Unterstützung bei Krisen und Notfällen an. Bei der Einzelfallberatung mit direkt Betroffenen stehen die sozial-emotionale Stabilisierung der Opfer und der Perspektivwechsel sowie die Förderung von Empathie bei den Tätern im Vordergrund. Eltern und Lehrkräfte werden zum Umgang mit Mobbing beraten. Die ausgebildeten und erfahrene Berater:innen hören den Ratsuchenden zu und unterstützen sie, vertraulich und kostenfrei.
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ReBUZ Ost
An vier Standorten der Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren bieten multiprofessionelle Teams aus Pädagog:innen, Schulpsycholog:innen, Sozialpädagog:innen und weitere Fachkräfte Unterstützung bei Krisen und Notfällen an. Bei der Einzelfallberatung mit direkt Betroffenen stehen die sozial-emotionale Stabilisierung der Opfer und der Perspektivwechsel sowie die Förderung von Empathie bei den Tätern im Vordergrund. Eltern und Lehrkräfte werden zum Umgang mit Mobbing beraten. Die ausgebildeten und erfahrene Berater:innen hören den Ratsuchenden zu und unterstützen sie, vertraulich und kostenfrei.
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ReBUZ Süd
An vier Standorten der Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren bieten multiprofessionelle Teams aus Pädagog:innen, Schulpsycholog:innen, Sozialpädagog:innen und weitere Fachkräfte Unterstützung bei Krisen und Notfällen an. Bei der Einzelfallberatung mit direkt Betroffenen stehen die sozial-emotionale Stabilisierung der Opfer und der Perspektivwechsel sowie die Förderung von Empathie bei den Tätern im Vordergrund. Eltern und Lehrkräfte werden zum Umgang mit Mobbing beraten. Die ausgebildeten und erfahrene Berater:innen hören den Ratsuchenden zu und unterstützen sie, vertraulich und kostenfrei.
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ReBUZ West
An vier Standorten der Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren bieten multiprofessionelle Teams aus Pädagog:innen, Schulpsycholog:innen, Sozialpädagog:innen und weitere Fachkräfte Unterstützung bei Krisen und Notfällen an. Bei der Einzelfallberatung mit direkt Betroffenen stehen die sozial-emotionale Stabilisierung der Opfer und der Perspektivwechsel sowie die Förderung von Empathie bei den Tätern im Vordergrund. Eltern und Lehrkräfte werden zum Umgang mit Mobbing beraten. Die ausgebildeten und erfahrene Berater:innen hören den Ratsuchenden zu und unterstützen sie, vertraulich und kostenfrei.
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ServiceBureau Jugendinfo
Das ServiceBureau Jugendinfo sensibilisiert Kinder, Jugendliche und Erwachsene für Cybermobbing im Unterricht, in Workshops und auf Elternabenden. ServiceBureau Jugendinformation Markus Gerstmann, 0421-33008915, medien@jugendinfo.de, jugendinfo.de
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