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Noch ist keiner da
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Fernsehsender der ganzen Welt sind auch schon da
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Alle wollen ein Bild
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Bill Murray und Edward Norton
Jetzt ist es also endlich soweit. Seit Tagen mache ich kaum etwas anderes als zu planen wie, wo, was und überhaupt. Filme gucken, Pressekonferenzen, Empfänge und Partys – die nächsten 10 Tage werden reichlich voll sein.
Schon im Zug schaue ich mich um und überlege, wer wohl noch alles gerade zur Berlinale unterwegs ist. Der Herr neben mir könnte definitiv ein Produzent sein und die Frau gegenüber, kennt man die nicht sogar von irgendwoher? Das Berlinale-Phänomen... man meint überall Stars zu sehen, hält ständig nach ihnen Ausschau und wenn sie wirklich an einem vorbeilaufen (was tatsächlich öfter passiert) erkennt man sie nicht.
Aber das soll dieses Mal anders werden. Mein toller roter Presseausweis ermöglicht mir nämlich nicht nur den Zugang zu allen Pressevorführungen ohne lästiges Warten an den kilometerlangen Schlangen vor den Ticket-Verkäufen, sondern auch Zugang zu den Pressekonferenzen. Und auch wenn ich in erster Linie natürlich auf der Berlinale bin, um euch von den vielen tollen neuen Kinderfilmen zu berichten, werde ich es mir nicht verkneifen können, mir einmal die ganz Großen von Nahem anzusehen, in die Wettbewerbsfilme rein zu schnuppern und euch auch davon zu berichten.
Und damit fange ich auch gleich meine Berlinale-Odyssee an. Mit Koffer und allem renne ich direkt vom Bahnhof zum Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz, in die Pressekonferenz von "The Grand Budapest Hotel", der neue Film von Wes Anderson (u.a. "Royal Tenenbaums", "Moonlight Kingdom"). Die Pressevorführung habe ich verpasst, aber das hole ich morgen nach. Ich bekomme tatsächlich noch einen Platz (was bei ca. 250 Plätzen und über 2000 Journalisten gar nicht so selbstverständlich ist) und verfalle schon in eine leichte Star-Starre, als ich nur die Schilder all derer lese, die gleich den Raum betreten werden:
Wes Anderson selber, William Dafoe, Jeff Goldblum, Ralph Fiennes (O-Ton einer Freundin: „Oh mein Gott, du hast Voldemort live gesehen!“), Bill Murray, Edward Norton und - Oh mein Gott – Tilda Swinton! Ich liebe Tilda Swinton! Na gut, das restliche Line-Up ist auch nicht schlecht... aber... Tilda Swinton!
Auf einem Bildschirm über unseren Köpfen können wir sehen, wie sie vor der blauen Berlinale-Wand für die Fotografen posieren und dann kommen sie auch schon in den Raum. Riesen Blitzlicht-Gewitter, hinter mir laufen mindestens 40 Kameras an. Als endlich alle ein wenig zur Ruhe kommen, kann man sie endlich alle sehen. Und irgendwie ist es gar nicht so viel anders als auf der Leinwand. Natürlich, Bill Murray ist noch ein bisschen zerknautschter (und trägt eine echt alberne Mütze), William Dafoe noch ein bisschen kleiner als erwartet, aber so im Großen und Ganzen ist es ein bisschen, als ob sie gerade auf der Leinwand aufmarschiert sind. Vielleicht geht es auch einfach nur nicht in meinen Kopf rein, dass all diese Menschen gerade fünf Meter vor mir Platz genommen haben und er relativiert es von alleine.
Dann ist es aber doch ein bisschen aufregend sie ganz locker erzählen zu hören. Wie denn so die Dreharbeiten waren, woher die Idee kam und so weiter. Vor allem Wes Anderson überrascht mich. Ich dachte immer er wäre viel älter. Dabei ist er (oder wirkt zumindest) sehr jung, beziehungsweise sogar extrem jungenhaft, was durch seine Prinz Eisenherz-Gedächtnisfrisur und sein leichtes Stottern noch begünstigst wird. Aber genau diese Kombination macht auch seinen Charme aus und, aus dieser Perspektive gesehen, auch den Charme seiner Filme. Er ist ein kleiner Junge der spielt, der in erster Linie Spaß hat bunte, verrückte, abstruse Filme zu machen. Und ich muss gestehen – ich liebe seine Filme, gerade weil sie so durchgeknallt sind. Ich kann es kaum noch erwarten morgen endlich sein neuestes Werk zu sehen!
Ein paar Highlights der Pressekonferenz habe ich für euch mitgeschrieben. Ein wichtiges modisches Statement kam vom Regisseur selber. Eine seiner weiblichen Figuren hat ein Feuermal in Form von Mexiko auf der Wange. Auf die Frage, warum gerade Mexiko (übrigens von der mexikanischen Presse) antwortete er spontan: „It's the most flattering“ (dt.: Es ist das schmeichelhafteste). Ah ja. Das werde ich, wenn ich Zeit habe, mal vor dem Spiegel ausprobieren. („Was meinst du Schatz, steht mir Mexiko oder Irland besser?“ „Nicht Irland! Das lässt dich doch immer so dick aussehen!“)
Besonders lustig war auch Tilda Swinton, aber vielleicht war ich auch ein bisschen voreingenommen.
Auf die Frage wie sie sich in ihrer Rolle gefühlt hat, für die sie zu einer sehr alten Frau geschminkt wurde, antwortete sie: „That wasn't a mask! They just took down all my make up!“ (dt.: „Das war keine Maske. Ich wurde einfach komplett abgeschminkt!“)
Und darauf angesprochen, dass sie ja jetzt schon mehrfach bei der Berlinale war, mal als Schauspielerin, mal als Regisseurin, mal als Jurymitglied meinte sie, sie überlege, sich für nächstes Jahr als Putzfrau zu bewerben, dann hätte sie wirklich alles auf dem Festival einmal gemacht. Na, das wär doch mal was...
Abends habe ich dann noch „American Hustle“ gesehen und war durchaus positiv überrascht! Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig Christian Bale mit übler 70er-Jahre-Frisur und Bradley Cooper sogar mit Dauerwelle zu sehen, aber die Geschichte ist spannend und stimmig, Jennifer Lawrence ein prolliger Schatz, den man einfach lieb haben muss und der Humor oft überraschend feinsinnig und intelligent. Zu empfehlen!
Für heute soll es reichen, morgen geht es weiter mit Budapest und Hotel und der Pressekonferenz mit Christian Bale und Bradley Cooper. In den ersten Tage kommen jetzt eher die Filme aus dem großen Wettbewerb, die Kinderfilme starten fast alle erst später, aber ich hoffe ihr habt trotzdem Spaß das hier zu lesen. Und natürlich freuen wir uns auch wieder über jeden eurer Kommentare! Wart ihr auch schon mal auf der Berlinale? Oder habt ihr schon mal einen Star gesehen? Schreibt uns!
Ein paar Fotos habe ich auch für euch gemacht, bitte entschuldigt die miese Qualität, ich habe leider nur mein Handy dabei, aber immer noch besser, als das Fenster da oben ganz weiß zu lassen.
Bis morgen!