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Charleen macht Schluß
Charleen macht Schluß - Deutschland 2013 - Regie: Mark Monheim
Charlene (15) hat die Nase voll von Pubertät und den damit einhergehenden Problemen und versucht dem Ganzen mittels einer Badewanne und einem Fön ein Ende zu setzen. Der Versuch schlägt fehl und bringt ihr lediglich eine Halskrause und eine aufgezwungene Therapie ein. Da sie eigentlich nicht vorhatte, das alles hinterher jemandem erklären zu müssen, ist sie vor allem von Letzterem nicht sonderlich begeistert. Hinzu kommt auch noch, dass ausgerechnet der Klassen-Nerd Linus zum selben Therapeuten geht und offensichtlich sehr interessiert ist an ihr und ihrer Geschichte...
About a Girl hört sich von der Grundthematik morbide an und ist es auch. Immer wieder steht das Thema Tot im Raum, sei es durch die toten Tiere, die Charlene fotografiert und in einem Album sammelt, ihre kränkelnde Oma oder natürlich ihrem Selbstmordversuch an sich. Hinzu kommen die verschiedenen Todesfantasien, die sie für Leute hat, die sie nerven, die aber glücklicherweise bei recht jugendfreien Momentaufnahmen bleiben.
Dabei balanciert der Film geschickt zwischen Drama und Komödie, häufig bringt er einen zum Lachen, wenn man eigentlich weinen möchte und anders herum.
Insgesamt zieht sich ein ironischer bis bissiger Humor durch den gesamten Film, der Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen zum Lachen bringt, wenn auch vielleicht aus verschiedenen Gründen.
Die herzliche und wirklich witzig erzählte Liebesgeschichte, die leicht verschrobene Familie, zu der außer Charlene noch ihr kleiner nerviger Bruder, ihre bemühte Mutter (Heike Makatsch), ihr eigentlicher Vater, der vorübergehend in seinem Auto schläft um in ihrer Nähe zu sein, der Stiefvater, der gleichzeitig auch ihr Bio-Lehrer ist, und die Oma zählen, aber auch die Therapiesitzungen à la Good Will Hunting (toll gespielt: Nicolas Frei) ergeben ein rundes Ganzes. Die Sozialarbeiterin, Frau Richter, hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber immerhin macht sie den Druck klar, unter dem Charlene und ihre Familie steht, die sie davor bewahren will, über einen längeren Zeitraum in die geschlossene Psychiatrie zu kommen.
Die Thematik der Pubertät wird mit viel Humor und Ironie erzählt und so manch ein Erwachsener erinnert sich sicher zurück, wie verwirrend und aufregend diese Zeit war.
Auch wenn die Geschichte ihren Elan nicht ganz bis zum Ende durchziehen kann und zwischendrin immer wieder mal kleine Passagen auffallen, die vielleicht ein bisschen zu viel wollen und im Versuch philosophisch zu werden leicht ins Gestelzte abrutschen, hat der Publikumsliebling des diesjährigen Emdener Filmfestivals seine mehrfachen Auszeichnungen durchaus verdient.
Denn das ist Jammern auf hohem Niveau und fällt vielleicht auch nur auf, weil der Großteil des Filmes genau diese tieferen Botschaften so hübsch subtil transportiert und vor allem die beiden jugendlichen Hauptdarsteller (Jasna Fritzi Bauer und Sandro Lohmann) meistens sehr überzeugend und natürlich sind.
„About a Girl“ ist ein Feel-Good-Movie, in dem sich jeder auch mal mies fühlen darf, und das ist gut so. Um den Film zu zitieren: Das Leben ist eben kein andauernder Kindergeburtstag. Aber wer will schon sein Leben lang Sackhüpfen und Partyhütchen.