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François Duhamel
SAVING MR. BANKS
SAVING MR. BANKS: Tante Ellie (Rachel Griffiths)
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Saving Mr. Banks
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François Duhamel
SAVING MR. BANKS
SAVING MR. BANKS:Walt Disney (Tom Hanks)
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François Duhamel
SAVING MR. BANKS
SAVING MR. BANKS: Die junge P.L. Travers/Helen Goff (Annie Buckley, links) mit Travers Goff (Colin Farrell)
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François Duhamel
SAVING MR. BANKS
SAVING MR. BANKS: Walt Disney (Tom Hanks, links) und P.L. Travers (Emma Thompson, rechts)
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François Duhamel
SAVING MR. BANKS
SAVING MR. BANKS: Richard Sherman (Jason Schwartzman, links) und Walt Disney (Tom Hanks, rechts)
Fast jeder kennt Mary Poppins, das singende Kindermädchen mit dem lustigen Regenschirm und der Tasche, in die sogar Stehlampen passen. Generationen haben „Chimchimeney“ gesungen und sich durch das Lied der Vogelfrau rühren lassen und kaum einem ist bewusst, dass es fast nie zu dem Film-Klassiker wie wir ihn heute kennen, gekommen wäre.
Zwanzig lange Jahre ist Walt Disney persönlich der Autorin P. L. Travis (oder Helen Goff, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß) hinterher gelaufen, um sie zu überzeugen, ihm die Filmrechte zu geben, weil er seinen Töchtern die Verfilmung ihrer Lieblingsbücher versprochen hatte.
Erst als es bei ihr zu einem gravierenden finanziellen Engpass kam, hat sie sich schließlich zumindest auf Verhandlungen eingelassen. Von diesen zwei Wochen, die für alle Seiten gleichermaßen hart waren, erzählt der Film „Saving Mr. Banks“.
So hatte die gute Miss Travers zum Beispiel zwei Grundvoraussetzungen:
Auf gar keinen Fall Zeichentrick und um Himmels Willen keinen Gesang.
Wir alle wissen wie es ausgegangen ist...
„Saving Mr. Banks“ ist aber bei weitem nicht das „Making of“ von Mary Poppins. Vielmehr ist es die Geschichte hinter der Geschichte: Es geht um Travers Angst, „ihre Mary“ (sie bezeichnet sie selber als Familie) zu verraten, die einzige Person, die immer zu ihr gehalten hat und die letztendlich nicht nur sie, sondern vor allem auf sinnbildlicher Ebene ihren Vater retten sollte, der zwischen seiner unendlichen Phantasie und seinen Depressionen hin und her gerissen, langsam vor ihren Augen zerbrochen ist.
Erheblich romantischer als es vermutlich tatsächlich war, begleitet Walt Disney die Autorin zurück in ihre Kindheit und in ihren Schmerz und erlöst sie dadurch so weit, dass sie ein bisschen von dem Kind in sich selber wieder findet und lernt, sowohl ihrem Vater als auch sich selber zu vergeben.
In Schnitten, die zwischen der Gegenwart der Filmverhandlungen und ihrer Kindheit hin und her springen, lernen wir sie immer besser kennen und verstehen allmählich ihre Befindlichkeiten. Außerdem finden wir viele Bilder, die wir in Mary Poppins lieben gelernt haben, in ihrer eigenen Vergangenheit wieder.
Immerhin acht Bände hat Travers über Mary Poppins herausgebracht, die meisten davon gesammelte Kurzgeschichten, von denen gleich mehrere als Grundlage für den Film verwendet wurden.
Zum Ärger von Travers hielt sich der Film insgesamt nur bedingt an ihre Buchvorlagen. In den Büchern ist das magische Kindermädchen zum Beispiel erheblich zickiger und arroganter, die Charaktere der Eltern blasser und der Schornsteinfeger Bert kommt, vor allem in Verbindung mit den Kindern, kaum vor. Insofern kann man sich fragen, ob es nicht genau diese zähen Verhandlungen waren – das Hin und Her zwischen der Autorin, Walt Disney, den Drehbuchautoren und den für die Musik zuständigen Sherman-Brüdern –, die das beste aus der Geschichte herausgeholt haben und so diesen unvergesslichen Film entstehen ließen.
In der Musical-Version von Mary Poppins, die viele Jahre in London lief, entspricht das Kindermädchen zum Beispiel viel mehr der Buchversion und setzt ihre Magie durchaus auch mal dafür ein, die Kinder für ihren Ungehorsam zu bestrafen. Offensichtlich waren diese Szenen so beängstigend, dass erst Kindern ab fünf Jahren der Eintritt gewährt wurde.
So interessant und rührend „Saving Mr. Banks“ ist, hat er nur bedingt mit der Realität zu tun. Vor allem ist das Ende dem Hollywoodschema angepasst.
Richtig ist, dass P. L. Travers die Filmrechte nach zähen Verhandlungen abgegeben hat und zur Premiere erschienen ist. Zufrieden war sie mit dem Film aber gar nicht, weshalb es auch nie zu weiteren Verhandlungen über ihre anderen Mary Poppins-Bände kam. Und das, obwohl der Film in 15 Kategorien für den Oskar nominiert wurde, 5 davon erhielt und schnell zu einem absoluten Film-Klassiker heranreifte.
Auch die Darstellung der Figur des recht umstrittenen Walt Disney, erscheint im Film sehr brav und jovial und lässt gepflegt alles kritische weg.
Letztendlich handelt es sich eben doch um ein Hollywood Märchen, das ähnlich wie Mary Poppins selber, nicht von seinem Realitäts-Gehalt lebt, sondern von der Emotionalität, von schön komponierten Bildern, charmanter Rührseligkeit und Musik, die einen unwillkürlich mit den Fußspitzen wippen lässt.