Immer mehr Eltern sind auf der Suche nach einer Ergänzung oder Alternativen zur Schulmedizin. Die Gründe dafür sind vielschichtig; ein wichtiger Punkt ist der Wunsch nach individueller, ganzheitlicher Behandlung, die über das bloße Kurieren von Symptomen hinausgeht. Angesichts der Vielzahl der angebotenen Therapieformen ist es jedoch schwierig, sich im Dschungel der alternativen Heilmethoden zurechtzufinden.
Die Homöopathie wurde schon Ende des 18. Jahrhunderts als eigenständiges Heilverfahren von dem deutschen Arzt, Chemiker und Apotheker Samuel Hahnemann entwickelt. „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“ (Similia similibus curentur) heißt der Grundsatz der Homöopathie: Kranke werden mit Mitteln behandelt, die bei Gesunden ähnliche Krankheitserscheinungen hervorrufen würden. So bekommt jemand, der unter starkem Husten leidet, ein stark verdünntes (potenziertes) Mittel, das die Symptome dieses Hustens verursacht hat. Homöopathische Mittel sollen wirken, indem sie die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und stärken.
Vor der Behandlung wird der behandelnde Arzt oder Heilpraktiker jedoch ein ausführliches Erstgespräch mit den Eltern und dem Kind führen, in dem die Vorgeschichte und der Verlauf der Krankheit, aber auch die Lebensumstände des Patienten erfasst werden. Und genau das ist für viele Eltern oft entscheidend für einen Wechsel zum Homöopathen bzw. Heilpraktiker, denn hier wird nicht nur eine bestimmte Krankheit behandelt, sondern der gesamte Mensch wird mit all seinen Besonderheiten wahrgenommen. Hinzu kommt, dass homöopathische Mittel keinerlei Nebenwirkungen haben und einfach zu verabreichen sind.
Über die Wirksamkeit der Homöopathie wird allerdings heftig gestritten. Noch hat keine Studie zweifelsfrei belegt, dass eine homöopathische Behandlung besser wirkt als Placebos (Scheinmedikamente). In beiden Fällen gibt es aber, teilweise verblüffende, Heilerfolge. Ob diese Wirksamkeit nun über den Placeboeffekt hinausgeht oder darauf beruht, ist für viele Eltern nicht entscheidend – wichtig ist, dass das Kind gut betreut, mit schonenden Mitteln behandelt und schnell wieder gesund wird, und das wird in jedem Fall durch eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient begünstigt.
Auch die Osteopathie gilt als eine gute Ergänzung zur Schulmedizin und zwar schon bei ganz kleinen Kindern bzw. Babys. Diese Erfahrung hat auch Martin Frenze gemacht: Schon wenige Wochen nach der Geburt seines Sohnes Robin fiel ihm auf, dass der Kleine sein Köpfchen nur auf eine Seite drehen konnte. Auf Empfehlung der Hebamme suchten die Frenzes eine Osteopathin auf. Schon der erste Besuch war ein voller Erfolg: Nach einer ausführlichen Anamnese und der anschließenden Behandlung war von der Blockade, die sich scheinbar während der Geburt manifestiert hatte, nichts mehr zu merken. Die Behandlung selbst bestand „nur“ darin, dass die Osteopathin Robins Köpfchen gehalten und sanft gedrückt hat. Erfahrungen wie diese sind nicht ungewöhnlich – viele Hebammen empfehlen den Besuch bei einem Osteopathen, vor allem bei anstrengenden Geburten und Stillproblemen.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine über 5.000 Jahre alte Heilmethode, die sowohl Diagnosetechniken als auch verschiedene Therapieformen umfasst. Grundlage der TCM bilden die Ying-Yang Theorie, das Konzept des Qi und die fünf Elemente-Lehre, die den Elementen Wasser, Feuer, Holz, Metall und Erde verschiedene Organe und Funktionen zuordnet (denen wiederum bestimmte Symptome zugeordnet sind). Ziel der TCM-Behandlung ist es, den Energiefluss ins Gleichgewicht zu bringen oder anders ausgedrückt: der Mensch ist gesund, wenn sein Qi harmonisch fließt. Dafür müssen krankheitsbedingende Faktoren, wie Kälte oder Feuchtigkeit, aus dem Körper ausgeleitet werden. Zunächst wird auch hier erst einmal eine ausführliche Anamnese durchgeführt, bevor mit der Behandlung begonnen wird; dazu gehört das Gespräch ebenso wie Puls- und Zungendiagnose. TCM besteht aus mehreren Behandlungsverfahren, allen voran die Akupunktur.
Da Kinder sich nicht besonders gern stechen lassen, kommen Akupunkturnadeln meist nur bei älteren Kindern (ab ca. 5-6 Jahren) zum Einsatz. Jüngere Kinder und sogar Säuglinge können mit der so genannten Laserakupunktur völlig schmerzlos behandelt werden. Das eingesetzte Laserlicht wird in der Regel sehr gut vertragen. Akupunktur kann sowohl als Alternative zu Medikamenten als auch unterstützend zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt werden. So kann z.B. bei Asthma der Bedarf von Medikamenten oft auf ein Minimum reduziert werden; vor allem kann die bei Kindern sehr häufige Infektanfälligkeit durch Akupunktur vermindert werden. Dafür werden sowohl abwehrsteigernde Punkte als auch die Punkte der betroffenen Organe (Nase, Nasennebenhöhlen, Bronchien etc.) behandelt.
Eine weniger bekannte Therapieform der chinesischen Medizin ist die sogenannte Tuina-Massage. Bei dieser Form der chinesischen Heilmassage werden unterschiedliche Streich-, Klopf- und Drucktechniken angewandt, um so das gestörte Gleichgewicht von Ying und Yang wieder herzustellen. Dabei handelt es sich um eine sanfte Behandlungsform, die schnell und effektiv wirkt und besonders für Kinder geeignet ist.
Fazit: Für alle hier genannten Heilmethoden gilt: Egal, worauf die Wirkung beruht – mitentscheidend für den Erfolg ist der Glaube und das Vertrauen in eine ganzheitliche Betreuung und Heilung. Denn, wie sagt man so schön, „der Glaube versetzt Berge!“. Dabei sollte man allerdings nie aus den Augen verlieren, dass bei einem großen Teil der Krankheitsfälle ärztliche Abklärung unbedingt erforderlich ist.