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© Corinna Gerhards
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Seit 36 Jahren bereits begleiten uns die Audio-Abenteuer der Drei Fragezeichen. Früher sind wir mit den Hörspielen rund um die drei Detektive eingeschlafen, heute tun es unsere Kinder. Und wahrscheinlich werden noch unsere Enkel von dem Satz träumen „Die Drei Fragezeichen stehen für ungelöste Rätsel ...“
Unsere Nachwuchs-Reporter Erik und Jonas haben sich mit Oliver Rohrbeck, dem Sprecher von Super Hirn Justus Jonas, unterhalten und dabei unter anderem herausgefunden, wie alles seinen Anfang nahm, und warum Skinny Norris und Morton nie zusammen in einer Szene sind.
Haben Sie selber als Kind Hörspiele gehört, und haben sie ein Lieblingshörspiel?
Ja, ich habe gerne Hörspiele gehört. Damals noch auf Vinyl-Schallplatten! Tom Sawyer, Der grüne Geist, Western-Hörspiele, Moby Dick, eigentlich habe ich alles sehr gerne gehört. Ein richtiges Lieblingshörspiel habe ich nicht. Das wechselt immer. Aber Tom Sawyer, zum Beispiel, fand ich schon klasse. Gerade als Kind. Weil es so spannend war, wie die dann in die Höhle reingehen und sich da verirren und eigentlich gar nicht wieder rauskommen können, also so ´ne Spannung fand ich schon immer super.
Und heute höre ich auch noch viel Hörspiele, vor allem auf langen Autofahrten.
Hören Ihre Kinder denn auch drei Fragezeichen?
Jo, die mögen das auch und die sind auch früher damit eingeschlafen. Jetzt, glaube ich, nicht mehr.
Fanden die das denn gar nicht seltsam, dass ihr Vater da spricht?
Nee. Vor allem, wenn man damit von Anfang an mit aufwächst, kann man das ganz gut trennen. Bei Götz George würde ja auch keiner denken, die Kinder wurden von Schimanski erzogen.
Haben Sie noch Spaß daran, selber ihre Folgen zu hören oder haben sie das noch nie gemacht?
Also zu Hause höer ich die gar nicht, aber ich höre die ja immer bei den Record Release Partys, nun auch schon seit fast 10 Jahren. Aber viele Folgen kenne ich tatsächlich gar nicht mehr.
Letzte Woche bei der Rocky Beach Party in Mainz, haben wir mal wieder die Folge „Nacht in Angst“ gehört, die fand ich super! Die hatte ich ja völlig vergessen! Ich wusste gar nicht mehr, was dabei passiert. Es gibt wohl doch noch ein paar Folgen, die ich noch mal hören muss.
Wie sind sie denn zu dem Beruf des Sprechers gekommen? War das schon immer ihr Traumberuf oder hatten sie eigentlich eine andere Vorstellung vom Leben?
Ich war nicht so früh festgelegt, aber ich habe ja selber seit meinem sechsten Lebensjahr in Filmen gesprochen und dann auch ganz schnell in Hörspielen wie „Michel aus Lönneberga" oder so. Beim öffentlich rechtlichen Rundfunk, beim SFB und bei RIAS, haben wir schon Hörspiele produziert und das hat mir immer Spaß gemacht, auch vor der Kamera habe ich in Filmen mitgespielt.
Mit 17 war mir dann klar, dass ich das wirklich zu meinem Beruf machen möchte und dann bin ich auch zur Schauspielschule gegangen und konnte die Schule durch meine Arbeit finanzieren.
Werden Sie häufiger auf der Straße als Justus Jonas erkannt?
Also ich führe ein ganz normales Leben und fahre U-Bahn und so, ich werde aber trotzdem häufig erkannt, jetzt gerade nach den letzten Jahren und seit den großen Touren. Aber das ist eigentlich nie nervig und das sind immer sehr nette Begegnungen.
Finden Sie sich selber als Person Justus Jonas manchmal nervig?
Nö. Weil ich eben nicht Justus bin. Das ist eine Rolle, die ich spiele, die mache ich auch sehr, sehr gerne und eben auch schon sehr lange, aber ich bin nicht Justus. Viele sagen auch, ich solle ihnen als Justus aufs Handy sprechen und dann sage ich immer, dass ich ja nicht Justus bin. Er ist eine eigene Figur und ich kann ihn nicht immer und überall spielen.
Und der Charakter Justus Jonas in den Hörspielen ist zwar manchmal ein Rechthaber und etwas penetrant, aber gleichzeitig auch ein totaler Realist und Logiker. Aber vor allem ist er auch ein totaler Gutmensch und immer auf der Seite der Wahrheit und Gerechtigkeit. Außerdem weiß er, ohne seine beiden Freunde ginge das gar nicht und ohne sie könnte er seinen gehobenen Intellekt gar nicht ausleben. Die drei brauchen sich unbedingt gegenseitig.
Wären Sie gerne eine andere Figur bei den drei Fragezeichen gewesen?
Nein. Ich wurde gleich als Justus besetzt, weil es auch die schwierigste Rolle war. Der schwafelt ja immer so kompliziertes Zeug und so, und dafür braucht man auch ein Kind, das keine Angst hat vor dem Studio, und dem es nichts ausmacht, eine Szene immer nochmal und nochmal zu machen und diese Erfahrung hatte ich schon.
Bei Andreas und Jens war das erst umgekehrt. Also Andreas hat den Peter gesprochen und Jens den Bob und das hat überhaupt nicht funktioniert. Nach zwei Stunden haben wir dann die Rollen getauscht und alles noch mal neu gemacht und seitdem funktioniert es.
Und was würden Sie sonst noch gerne sprechen oder synchronisieren?
Ich bin da eigentlich sehr zufrieden, ich mach ja eine Menge: Ganz verschiedene Hörbücher, von Kinderbüchern bis „Brüder Karamasov", ich synchronisiere Ben Stiller und viele andere Sachen. Ich fand es ein bisschen schade, dass ich, nachdem ich Mike Myers in „Waynes World" gesprochen habe, nicht auch für seine Agentenfilme genommen wurde. Das lag daran, dass der Verleih in München saß und sich die Reisekosten sparen wollte. Aber in „Inglourious Basterds" habe ich ihn dann ja wieder gesprochen und da kommt bestimmt auch nochmal was anderes. Man darf sich nicht so festlegen und ich bin da auch bestimmt auf niemanden neidisch.
Macht es Ihnen noch immer Spaß, Justus Jonas zu sein und wenn ja, könnten Sie überhaupt damit aufhören?
Das ist ja nicht wie bei einer Boyband, die monatelang erst im Studio und dann auf der Tour zusammenhängt. Wir haben sechs- bis siebenmal im Jahr für zwei Tage Aufnahmen und da trifft man die Menschen, mit denen man seit 35 Jahren zusammen aufwächst und zusammengewachsen ist. Das ist dann eher eine sehr schöne Abwechslung.
Und wenn ich einmal damit aufhören würde, wäre das auch in Ordnung. Dann kommt eben etwas anderes.
Könnten Sie denn überhaupt einfach aufhören, oder sind sie vertraglich daran gebunden, weiter zu machen?
Wir bekommen immer Fünf-Jahres Verträge und jedes Mal besprechen wir uns vorher. Aber bisher stand noch nie im Raum, dass wirklich einer von uns aufhören wollte.
Und was passiert, wenn doch mal einer nicht mehr will?
Dann würden wir alle aufhören. Anders würde es nicht funktionieren. Aber natürlich hatte keiner am Anfang daran gedacht, dass es über 30 Jahre gehen würde. Das ist ja eine völlig absurde Situation.
Haben Sie sich denn sofort mit den anderen Sprechern verstanden ?
Andreas und ich kamen ja beide aus Berlin und kannten uns schon. Für Jens war das, glaub ich, schwieriger und wie das dann so ist in dem Alter, hat man sich da schon am Anfang ein bisschen abgecheckt. Aber wir hatten ja alle schon professionelle Studioerfahrungen und da gehört es dann einfach dazu, dass man immer mit neuen Menschen zusammen arbeiten muss und von jetzt auf gleich so tun muss, als ob man eine Familie ist.
Wie viel improvisieren Sie denn eigentlich bei so einem Dreh?
Also gerade in den Action-Sequenzen, wenn die da herumrennen und sich auf die Füße treten, so was wie „Hey, pass doch auf!“ und solche Sachen, das steht eigentlich nie so richtig im Skript. Diese Zickereien untereinander oder die Reaktionen auf den Papagei Blacky oder so, das passiert dann einfach. Aber sonst wissen wir natürlich, dass wir uns an das Skript halten müssen, da sind ja auch andere Schauspieler dabei, die würden wir ja sonst völlig verwirren.
Das ist natürlich auch der Vorteil daran, dass wir zu dritt im Studio sind. Bei Synchronarbeiten ist man immer eher alleine. Das ist einfacher, vor allem, wenn man eine sehr emotionale Situation spielen muss und weinen soll oder so. Aber für Hörspiele ist das toll, weil wir eben aufeinander reagieren können und Dinge sagen, die nicht im Skript stehen. Das ist viel lebendiger.
Gibt es eigentlich einen festen Sprecher für Blacky?
Das ist die Regisseurin Frau Körting, die macht das selber. Das macht die schon immer und den seltsamen Wecker hat sie auch gekreischt.
Skinny Norris und Morton werden ja beide von Andreas von der Meden gesprochen. Wie ist das denn für „Justus“, in seinem Freund auch immer direkt den ärgsten Widersacher zu hören?
Der spielt die Rollen ja so unterschiedlich, dass das noch nie ein Problem war. Es ist nur wichtig, dass nicht beide Figuren in einer Szene auftauchen, dann müsste er ja mit sich selber reden. Das würde dann wahrscheinlich nicht funktionieren. Am Anfang wusste ja noch keiner, dass beide Rollen einmal so wichtig werden würden und jetzt ist es halt so.
Das heißt, es gibt in 176 Folgen nicht eine Szene, in der die beiden direkt miteinander zu tun haben?
Soweit ich weiß, nicht.
Sehen Sie Justus Jonas denn noch als ganz normalen Job an, oder ist es mittlerweile mehr?
Eine Rolle, die man über 35 Jahre spielt und dabei immer die gleichen Leute trifft, ist natürlich mehr. Vor allem auch durch die ganze Bekanntheit. Aber von meiner gesamten Arbeit nehmen die Drei Fragezeichen tatsächlich nur einen ganz geringen Teil ein und sind insofern eigentlich doch nur ein normaler Job.
Damit haben wahrscheinlich selbst Sie nicht gerechnet, dass es so lange weitergehen würde?
Nie im Leben! Da hat keiner mit gerechnet, konnte man auch nicht und durfte man auch nicht. Wir wussten am Anfang nicht, ob wir im nächsten Jahr wieder etwas aufnehmen und so geht es uns jetzt immer noch.
Die 200 machen Sie aber doch noch voll, oder?
Davon gehe ich doch mal aus!!!
Wir hoffen es auch und danken ganz herzlich Oliver Rohrbeck für dieses nette Gespräch!