Kohlendioxid-Emissionen belasten die Erde. Aber es gibt natürliche CO2-Killer: Bäume reduzieren das gefährliche Gas in unserer Atmosphäre. Der aktuelle Baumbestand kommt aber gegen die riesige Menge Treibhausgas, die wir Menschen produzieren nicht mehr an.
Wenn Bäume wachsen, bauen sie den Kohlenstoff des Treibhausgases in ihre Biomasse ein, so dass es dem Klima nicht mehr schaden kann. Wissenschaftlerïnnen der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich haben nachgerechnet, das durch schnelles Aufforsten noch das vom Weltklimarat IPCC vorgegebene Ziel erreichbar wäre, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Außerdem haben die ETH-Forscherïnnen ausgemessen, dass weltweit 900 Millionen Hektar Fläche für neue Bäume zur Verfügung stünden. Das entspricht in etwa der 25-fachen Fläche Deutschlands oder der Gesamtfläche der USA. Die Bewaldung der Erde könne also noch um etwa ein Drittel zunehmen, ohne dass Städte oder Landwirtschaft beeinträchtigt würden. Stattdessen sollen zerstörte Ökosysteme durch die Aufforstung wieder instandgesetzt werden.
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein, und tatsächlich haben nach Veröffentlichung der ETH-Studie auch schon Wissenschaftlerïnnen und Forstexpertïnnen erste Bedenken und Einschränkungen geäußert: Stefan Rahmstorf, führender Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimaforschung bezieht sich auf ein internationales Forscherkonsortium für Treibhausgase und erklärt in seiner Expertise, dass die Berechnungen der Züricher Forscher unter anderem aufgrund von Rückkopplungen im Erdsystem nach unten korrigiert werden müssten. Außerdem habe die ETH bei der Berechnung der zur Verfügung stehenden Flächen nicht bedacht, dass ein erheblicher Teil im schneereichen Norden Alaskas und Sibirien liegt, wo eine Aufforstung sogar kontraproduktiv wäre.
Trotzdem steht auch für Stefan Rahmstorf außer Zweifel: "Das massive Pflanzen von Bäumen weltweit ist ein Projekt, das wir rasch anpacken sollten. Nur darf man sich keinen Wunschträumen darüber hingeben, wie viele Milliarden Tonnen das bringen wird. Und schon gar nicht der Illusion, man könnte sich deshalb beim Ausstieg aus der fossilen Energienutzung mehr Zeit lassen. Im Gegenteil."
Viel Zeit bleibt uns nicht
Durch die immer schnellere Erderwärmung werden die für die Aufforstung geeigneten Regionen kleiner. Außerdem dauert es Jahrzehnte, bis die gepflanzten Bäume spürbare Mengen CO2 aus der Atmosphäre holen.
In Deutschland bedecken 11,4 Millionen Hektar Bäume bereits etwa ein Drittel der Gesamtfläche. Damit ist es laut dem Naturschutzverband Schutzgemeinschaft Deutscher Wald eines der waldreichsten Länder der EU. Laut der Studie der ETH stehen aber noch 3,18 Millionen Hektar für zusätzliche Wälder zur Verfügung.
In indischen Bundesstaat Uttar Pradesh haben Menschen im August 220 Millionen Bäume gepflanzt, in Äthiopien waren es im Juli sogar über 350 Millionen an nur einem Tag.
Jetzt soll auch Deutschland mit 84 Millionen Bäumen nachziehen – und zwar am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober mit der Aktion „Einheitsbuddeln“, ins Leben gerufen von der Staatskanzlei Schleswig-Holsteins. Unterstützt vom bekannten Cartoonisten Ralph Ruthe – ja, der mit den lustigen Bäumen – sollen bestenfalls alle Menschen an diesem Tag in Deutschland Bäume pflanzen: „In der Hoffnung, dass daraus eine Tradition wird, so dass Bäumepflanzen an unseren Nationalfeiertag selbstverständlich wird“, wie Ruthe auf Twitter schrieb.
Auf der Internetseite www.einheitsbuddeln.de kann jeder eine eigene Pflanzparty organisieren oder sehen, wo in der Nähe eine stattfindet, um teilzunehmen. Dazu gibt es praktische Unterstützung und Tipps, wie zum Beispiel eine Liste mit besonders geeigneten Baumarten.
Einfach ist es allerdings nicht, den Wunsch in die Tat umzusetzen: Wer kein eigenes Grundstück besitzt, kann schließlich nicht einfach ein Loch im Park buddeln oder eine Buche in den Fichtenwald setzen. Mal eben vor der eigenen Haustür, am Straßenrand oder im Park einen Baum zu pflanzen ist in Deutschland gesetzlich verboten. Und sogar wer ein eigenes Grundstück hat, muss vor dem Pflanzen einiges klären und in manchen Gemeinden aufgrund der Grünordnungspläne sogar eine Genehmigung einholen. Auf dem flachen Land braucht man für das Bäumepflanzen eine „Aufforstungsgenehmigung“, damit nicht plötzlich aus einem Acker ein Wald wird.
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Klima Bäume pflanzen
Der Bund deutscher Baumschulen weist zudem ausdrücklich darauf hin, dass es angesichts des rasanten Klimawandels notwendig ist, nicht nur heimische, sondern auch nicht nichtheimische Sorten zu pflanzen, besonders in Städten: "Eingekeilt zwischen Teer, Beton und Blechlawinen müssen die Gehölze ihren ökologischen Dienst versehen: als Hauptträger der biologischen Vielfalt in der Stadt, als natürliche Klimaanlage und als Feinstaubfilter. Dies schaffen nur extrem angepasste Bäume. Die Baumschulen forschen daher mit Hochdruck an Baumsorten und Arten, die dies auch in Zukunft erfüllen können. Selbst in der freien Natur machen die extremen Wetterbedingungen heimischen Baumarten mehr und mehr zu schaffen. Auch hier brauchen wir ein Umdenken und die gesamte Sortimentsbreite der zur Verfügung stehenden Gehölze, um auch in zehn oder zwanzig Jahren vitale Bäume in unserem Land vorzufinden."
Experten empfehlen, den Baum am besten im September oder Oktober zu pflanzen, so dass der junge Baum noch vor dem Winter neue Wurzeln bilden kann. Besonders junge Bäume sind aber wiederum frostanfällig und sollten erst im Frühjahr gesetzt werden. Und Bäume helfen dem Klima nur, wenn sie der Atmosphäre dauerhaft Treibhausgase entziehen – also zum Wachsen ausreichend Platz und Licht haben.
Wer keine Möglichkeit hat, selbst einen Baum zu pflanzen, kann auf der Internetseite von Betterplace schon ab 5 Euro für einen Baum spenden. Neben dem Pflanzen sind auch die Pflege und der Wildschutz inbegriffen. Weitere Möglichkeiten für Baumspenden, Projekte und aktuelle Aufforstungsflächen finden sich im Netz zum Beispiel bei Plant my Tree.
Wer in Bremen Bäume spenden möchte, kann das zum Beispiel im Bürgerpark. Und auch der Umweltbetrieb Bremen bietet Privatpersonen, aber auch Schulen oder Kindergärten an, Patenschaften für Baumpflanzungen in Grünanlagen und an Straßen zu übernehmen. Wer Bäume spenden oder eine Baumpatenschaft übernehmen möchte, kann sich an den Umweltbetrieb Bremen unter 0421-36179000 oder an office@ubbremen.de wenden. Weitere Infos dazu gibt es auf der Internetseite des Umweltbetriebes.