Alle Kinder freuen sich aufs Fest: Trotz der weltweiten Corona-Pandemie wird in vielen Ländern Ostern gefeiert, wenn auch nur im engsten Kreise der Familie. Ob in Armenien, Mexiko oder Weißrussland. Kinder aus SOS-Kinderdörfern in anderen Ländern erzählen, wie sie die Feiertage erleben. Dabei erinnert vieles an die Traditionen in Deutschland, aber einiges ist auch ganz schön überraschend:
© SOS Kinderdörfer weltweit
Lamia, Sierra Leone, SOS Kinder
In Freetown in Sierra Leone lässt die 9-jährige Lamia Drachen steigen: „Hier in Sierra Leone ist die Religion den Menschen sehr wichtig. Daher verbringen wir sonst immer den halben Ostersonntag in der Kirche. Wir tragen dabei alle so bunte Kleider wie nur möglich. Diesmal können wir wegen dem blöden Coronavirus nicht in die Kirche gehen. Also feiern wir mit der Familie. Wir tragen ganz tolle, unterschiedliche Masken. Normalerweise lassen wir an Ostern Drachen steigen. Die schönsten Drachen bekommen sogar einen Preis. Ich bin sehr traurig, dass das dieses Jahr nicht geht. Ich habe einen schönen Drachen gebastelt.“
Die 9-jährige Anna aus Weißrussland erzählt: „Wir haben alle keine Eltern, die sich um uns kümmern können. Deshalb feiern wir Ostern zusammen mit meiner SOS-Kinderdorfmama. Sie backt mit mir und meinen SOS-Geschwistern einen typischen Osterkuchen. Die meisten von uns sind russisch-orthodoxe Christen – und zu Ostern gehört deshalb auch ein Gottesdienst, der ganz spät in der Nacht stattfindet, nur dieses Jahr nicht. Das ganze Jahr freue ich mich aber auf einen anderen Brauch: Das Ostereierbemalen. Punkt für Punkt tupfen wir das Muster auf. Bemalte Ostereier haben in Weißrussland eine lange Tradition. Der russische Zar ließ sich seine Ostereier mit Gold und Edelsteinen verzieren. Bei uns sind die Eier natürlich aus Holz und wir verwenden normale Farben. Die kleinen Kinder müssen die Tupftechnik erst uf dem Papier üben, denn sonst verschmieren sie die schönen Eier. Man darf echt nicht zittern. Unsere Eier verkaufen wir auf dem Kirchenbasar im Kloster. Mit dem Geld können wir armen Leuten helfen. Sonst feiern im SOS-Kinderdorf immer alle Familien gemeinsam. Das finde ich sehr schön. Aber dieses Jahr werden wir wohl nur in der Familie feiern.“
So feiert Arsine, 10 Jahre, in Armenien im Kaukasus: „Ostern oder Zatik – wie wir auf Armenisch sagen – ist ein ganz beliebter Feiertag. Etwa einen Monat vor Ostersonntag pflanzen wir Linsen und andere Körner in Teller, die mit feuchter Baumwolle gefüllt sind. Dann wachsen kleine Pflanzen, die wie frisches Gras aussehen. Auch wenn es draußen noch kalt ist, zeigt uns das Gras, dass die Natur erwacht. Auf das Gras legen wir rote Ostereier, sie sind Symbol für Fruchtbarkeit, Erlösung und Glück. Denn bei uns erzählt man sich, dass die Jungfrau Maria Eier und Brot mit zur Kreuzigungsstätte von Jesus nahm. Dann tropfte Christi Blut auf die Eier und färbte sie rot. Seitdem werden die Eier zur Osterfeier rot gefärbt. Auf dem Ostertisch stehen aber auch Reis mit Rosinen, Fisch und Wein. Wir Kinder dürfen die Eier färben – und sie anschließend „titschen“. Das geht so: Zwei Kinder nehmen je ein Ei in die Hand und stoßen beide gegeneinander. Wessen Ei zerbricht, der hat verloren und muss sein Ei an den Sieger abgeben.“
Der 9-jährige Edwin berichtet aus dem SOS-Kinderdorf in Mexiko-Stadt: „Eigentlich wollen meine vier Geschwister und ich an Ostern länger schlafen, aber Karfreitag ist ein ganz besonderer Tag. Wenn es dämmert, müssen wir raus aus den Federn. Wir suchen aber keine Eier – für Schokolade ist es einfach zu warm. Süßigkeiten bekommen wir trotzdem. Und wir haben keine Schule. So haben wir Zeit für Familie und Gott. Normalerweise gehen alle Menschen in die Kirchen und machen Ausflüge mit der Familie. Am Karfreitag gibt sonst immer es eine Prozession, bei der Heiligenstandbilder durch die Straßen getragen werden. Entlang der Strecke schmücken die Anwohner ihre Häuser. Die Kreuzigung wird dabei richtig spektakulär nachgespielt – alles ist echt: das schwere Kreuz, die Schläge, der Dornenkranz. Erst am Tag von Jesus Auferstehung wird wieder gefeiert – alle zusammen. Das wird dieses Jahr leider nicht so sein. Ich hatte mich schon darauf gefreut. Dafür wird unsere SOS-Mutter wie immer richtig viel Leckeres kochen. Zum Beispiel panierter Fisch mit Salat und Spaghetti.“
Die 7-jährige Lingtan lebt im SOS-Kinderdorf in Jakarta in Indonesien und freut sich riesig: „An Ostern muss ich nicht in die Schule gehen. Wir suchen in unserem Garten nach Ostereiern. Ecco, mein allerbester Freund, darf mitsuchen – und das obwohl er Moslem ist. Aber bei uns dürfen alle Kinder suchen, egal welche Religion sie haben. Auch Buddhisten oder Hindus. Die gefundenen Eier bemalen wir und kleben Goldfolie darauf. Mittags fahren wir dann zum Ostergottesdienst. Ich freue mich sehr darauf, weil ich dann mein schönstes Kleid anziehen darf. Aber dieses Jahr können wir nicht in die Kirche gehen. Das macht mich traurig. Denn wir Kinder dürfen an Ostern in der Kirche ganz vorne sitzen. Am Ende bekommen wir dann noch ganz leckere Süßigkeiten geschenkt.“