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DIY
In unserer Familie herrscht ein ewiger Kampf: Wegwerfer:innen gegen Behalter:innen, weniger gegen mehr, Reduktion gegen Hülle und Fülle. Dauerbrenner ist beispielweise das Thema „zusätzlicher Oberschrank in der Küche“. Die Fronten sind seit Jahren verhärtet und immer wieder flammt der Konflikt auf – gerne dann, wenn jemand was nicht aufgeräumt hat. Das können beide Lager in ihrem Sinne nutzen: Eine Fraktion möchte mehr Raum und weniger Sachen, die andere möchte mehr Raum für Sachen.
Ein durchschnittlicher Haushalt beherbergt heutzutage circa 10.000 Dinge. Vor 100 Jahren waren es noch 180.
Wie viele werden es wohl in 50 Jahren sein? Und wie beurteilen wir, ob das gut oder schlecht ist? Ein beliebter Ansatz der Reduktionsanhänger und professionellen Entrümplungsberaterinnen ist, die Dinge zu behalten, zu denen wir eine Beziehung haben – und mal ehrlich, das können sicher keine 10.000 sein.
Immerhin in einer Sache, zumindest nach außen, können wir in der Familie das Kriegsbeil begraben und sind uns einig: Wir schenken gerne Dinge, die „DIY“, also „etwas selbst machen“, ermöglichen. DIY ist keine neue Idee. Schon in den 1970er Jahren gab es Leute, die andere mit ihren Gestaltungs-Ideen ermutigen wollten, selbst Werkzeug in die Hand zu nehmen, um Möbel und Gebrauchsgegenstände zu bauen (als Gegenentwurf zum kapitalistischen Paradigma des Massenkonsums). In Italien hieß das Autoprogettazione – ein schönes Wort, kreiert von Enzo Mari, welches nicht nur das Planen, sondern ganz besonders das Machen vorne anstellen möchte.
Was braucht Mann, Frau oder Divers also dazu? Wir verschenken dafür tatsächlich gerne eine gute Japansäge. Warum? Weil sie ein niederschwelliges Hilfsmittel zur Selbstermächtigung für alle Familienmitglieder ist, ganz gleich, ob jung, alt, weiblich oder männlich. Mit ihr gelingen selbst ungeübten Heimwerker:innen gerade Schnitte, denn sie arbeitet auf Zug, nicht auf Schub. Das erhöht die Präzision. Ob eine Tamperstation für die Espressomaschine gebaut werden soll oder ein Küchenschrank zerteilt werden muss – Erfolgserlebnis garantiert.
Zum Autor
Holger Müller lebt mit Frau und Töchtern in Köln. Als Familie versuchen sie, das komplexe Thema Nachhaltigkeit in ihrem Alltag zu leben. Holger arbeitet als Qualitätsmanager an einer Hochschule und lehrt an der Uni, wie Nachhaltigkeit und Zukunft zu gestalten sind. In Kinderzeit Bremen berichtet er regelmäßig aus seinen Erfahrungen mit nachhaltigem Leben im Familien-Alltag. Authentisch, informativ und witzig.