© Holger Bockholt
Tierische Inventur im Klimahaus
Zählen, messen, wiegen: Sobald die Warane, Buschbabies und die vielen anderen Tiere im Klimahaus Bremerhaven 8° Ost zur Kontrolle antreten, dürfen die Pflegerïnnen keine Angst vor schlecht gelaunten Schlangen oder den spitzen Zähnen wehrhafter Krokodile haben.
Wenn die Besucherïnnen im Science-Museum die Klimazonen der Erde entdecken und durchwandern, begegnen sie dort natürlich auch ihren vielen exotischen, vierbeinigen Bewohnern. In der bunten Unterwasserwelt vor der Südseeinsel Samoa warten zum Beispiel Kugel-, Doktor- und Clownfische auf die Reisegäste. Und in Kamerun entdecken die Weltreisenden die faszinierende Artenvielfalt des Regenwaldes mit Waranen, Galago-Affen und Stumpfkrokodilen. Durch Schrumpfen auf Insektengröße kann man dort sogar in den Mikrokosmos Sardiniens eintauchen, wo es Insekten, Eidechsen oder Schlangen zu bestaunen gilt. Aber: Wie viele sind es eigentlich?
Und wie haben sich die verschiedenen Tiere hier im letzten Jahr entwickelt? Das sind wichtige Fragen, die sich das Klimahaus regelmäßig stellen muss, um die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere sicherzustellen. Das passiert natürlich laufend, aber einmal im Jahr ist die Kontrolle verbunden mit aufwändigeren Maßnahmen: Dem großen Zählen, Messen, Wiegen und vielen anderen Aktionen rund ums Tier. Der regelmäßige Gesundheitscheck gehört zur Routine der sechs Tierpflegerïnnen - auch wenn nicht jedes Tier mit der notwendigen Untersuchung einverstanden ist. So kann das Vermessen eines Stumpfkrokodils (ohne Betäubung!) zu einer spannenden Aktion werden.
„Obwohl das Klimahaus ein anerkannter Zoo ist, sind es nicht nur die besonders exotischen oder besonders bunten tierischen Bewohner, die faszinieren. Wir können eben nicht nur niedliche Tiere untersuchen, messen und wiegen. Alle Tiere, die in den Reisestationen leben, sind typisch für das jeweilige Land, das ist unser Konzept. Da sind putzige Galagos oder auch Buschbabies genauso zu behandeln, wie ein wehrhaftes Krokodil oder eine schlecht gelaunte Schlange. Entscheidend ist es, einen aktuellen Kenntnisstand über Größe, Gewicht und Gesundheit aller Tiere zu erlangen“, erklärt Holger Bockholt vom Klimahaus Bremerhaven.
Insgesamt leben 250 Tierarten in der Bremerhavener Wissens- und Erlebniswelt. Darunter alleine 135 verschiedene Fischarten, 22 Reptilienarten sowie zahlreiche Spinnengattungen und Insekten – die nun gezählt, gewogen oder vermessen werden.
Dabei engagiert sich das Klimahaus für den Erhalt der Artenvielfalt. Wo immer es geht, züchtet das Tierpfleger-Team Nachwuchs für die großen Schaubecken und -terrarien in der eigenen Quarantänestation hinter den Kulissen. „Eine bedrohte Tierart sind zum Beispiel die Fidschi-Leguane, die in der Reisestation „Samoa“ leben. Sie sind selten in Terrarien oder in der freien Wildbahn zu finden“, betont Holger Bockholt. Das Klimahaus-Leguan-Pärchen hat schon mehrfach Nachwuchs bekommen. Und die Blaupunkt-Rochen und die Stumpfkrokodile des Klimahauses sind sogar Teil des Europäischen Zuchtbuch-Programms.
Ganz aktuell freut sich das Klimahaus über ein gerade entdecktes Gelege der europäischen Sumpfschildkröten, und auch bei den Kieleidechsen, der kleinste Eidechsenart im Mittelmeerraum, darf man stolz über die erste Nachzucht sein.
Besucherïnnen können sich hier über das Klimahaus informieren.
© Hannes Voigts