
Foto: Kanuverleih Kanu4you, Kerstin Rohe / pixelio.de
Von der Weser bis zur Hunte
Bremer Überseestadt
Wir starten mit einem Abstecher in die Überseestadt. Auf den ersten Blick scheint das neu erschlossene Bremer Stadtviertel eher etwas für kinderlose Familien zu sein, die Infrastruktur ist nicht sehr kinderfreundlich: wenig Kindergärten, Spielplätze etc. Aber immerhin bekommen die Kids kulturell im Speicher XI einiges geboten. Im Hafenmuseum Speicher XI wird die hundertzwanzigjährige Geschichte des Bremer Hafens für Eltern und Kinder gleichermaßen wieder lebendig: wie war es, als Schiffe, Warenumschlag und Hafenleben einst den Stadtteil und seine Menschen stark geprägt haben? Wie erging es den Menschen zu dieser Zeit? Das Museum hat sich auf die Fahne geschrieben, die Erinnerungen an die Geschichte des Hafens anhand von ausgewählten Biografien und Exponaten zu erhalten. Die aktuelle Ausstellung ist eine Wanderausstellung des Kinderhilfswerks Plan mit dem Titel „Weil wir Mädchen sind…“. Drei Mädchen aus dem Sahel, aus Indien und aus den Anden nehmen die Besucher und Besucherinnen mit auf eine Reise in ihre Heimatländer. Sie erzählen, wie sie leben und arbeiten und welche Probleme und Träume sie haben. Der Alltag der Mädchen wird mit allen Sinnen erfahrbar, es wird gefühlt, gesehen, gerochen und gehört. Die Ausstellung richtet sich an ein Publikum ab 8 Jahren; Infos unter Telefon 0421-3038279.
Die Werderinsel
Nach so viel Hafenkultur brauchen wir eine kleine Kaffeepause. Wir machen uns auf den Weg an den Osterdeich nahe der Bremer Innenstadt und fahren mit der Hal-över-Fähre zur Werderinsel. Wenige Minuten später sitzen wir im Café Sand auf der Terrasse direkt am Weserstrand, die Kinder im Blick. In der Weser zu baden ist zwar nicht mehr verboten, aber die Strömung sollte man nicht unterschätzen. Nach kurzer Stärkung zieht es uns zur BUND-Kinderwildnis, ein Naturspielgelände mit Hängematten, Brücken, einem großen Baumhaus und viel Matsch und Grünzeugs zum Erkunden und Verstecken, eben eine (fast) echte Wildnis.
Torfkanal am Bürgerpark
Und da aller guten Dinge drei sind, liegt unser letztes Bremer Ausflugsziel auch am Wasser. Diesmal am Torfkanal direkt am Bürgerpark. Hier kann man sich von einem nostalgischen Torfkahn durch die Feucht- und Moorgebiete im Blockland schippern lassen. Vor gut 200 Jahren gehörten die schmalen schwarzen Kähne mit den braunen Segeln noch zum Stadtbild. Damals war der Verkauf von gestochenem und gebranntem Torf die Haupteinnahmequelle für die Torfbauern der Region. Beladen mit Torfballen, die als wichtiges Heizmaterial dienten, fuhren sie auf der Hamme und der Wümme bis nach Findorff. Inzwischen wurde der Torfhafen saniert und es werden Ausflugsfahrten mit nachgebauten Kähnen auf den Kanälen angeboten. Besonders spannend ist die Piratenfahrt – eine Erlebnisfahrt mit anschließender Schatzsuche und kompletter Piratenausrüstung, eine tolle Ausflugsidee nicht nur für Kindergeburtstage. Da es nicht mehr viel freie Plätze gibt, sollte man sich rechtzeitig informieren.
Die Stadt Delmenhorst
Wir verlassen Bremen und machen uns auf den Weg in die 80.000 Einwohner zählende kreisfreie Stadt Delmenhorst. In der Innenstadt besteigen wir die 200 Stufen des Wasserturms – das erste und somit älteste Teilstück der Rathausanlage, erbaut zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Wasserturm ist noch heute in Betrieb und fasst 500 Kubikmeter Wasser. Von hier aus haben wir eine wunderbare Aussicht über die grüne Stadt. Der Wasserturm hat übrigens nur jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 15-17 Uhr geöffnet. Die Parkanlage „An den Graften“ entlang der ehemaligen Befestigungsgräben erforschen wir auf dem Wasserweg, und zwar mit dem Ruderboot. Der Bootsverleih liegt am Rande der Außengraft direkt am Flüsschen Delme, nur wenige Fußminuten von der Fußgängerzone entfernt, Tretboote sind ebenfalls vorhanden.
Auf dem Gelände der ehemaligen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei Nordwolle fertigten einst die Arbeiter aus der Rohwolle feinstes Garn. Inzwischen ist auf dem Fabrikgelände ein eigener Stadtteil mit Wohnungen, Museen, Kultureinrichtungen, Volkshochschule und Künstlerateliers entstanden. In der ehemaligen Lichtstation sowie im Turbinenhaus ist das Fabrikmuseum untergebracht. Hier erfährt man nicht nur alles über die Fertigung der Garne, sondern auch über das Leben der Arbeiter und ihrer Familien. Für eine Besichtigung der Nordwolle sollte man sich genug Zeit nehmen und unbedingt einen Rundgang über das Gelände einplanen, ein Besuch des Museums rundet den Ausflug ab.
Sehenswürdigkeiten in und um Hude
Von Delmenhorst aus fahren wir über die Dörfer nach Hude. Dort errichteten die Zisterziensermönche im 13. Jahrhundert ein Kloster mit einer dreischiffigen Basilika, dessen Ruine besichtigt werden kann. Den imposanten Mittelpunkt der Ruine bilden die Überreste der im 16. Jahrhundert abgerissenen ehemaligen Klosterkirche. In einem kleinen Museum unmittelbar neben den beeindruckenden Ruinen erfährt man einiges über den Werdegang des Klosters. Nach so viel Kultur kann man sich getrost auf der Terrasse der Klosterschänke niederlassen und ganz gemütlich unter alten Bäumen den hausgebackenen Kuchen genießen, während die Kinder draußen herumtoben.
Wir sind übrigens schon mitten im Naturpark Wildeshauser Geest, der mit seinen rund 1.500 Quadratkilometern zu den größten Naturparks Deutschlands zählt. Die Wildeshauser Geest ist der zentrale Teil des großen norddeutschen Geestrückens, der sich von Meppen an der niederländischen Grenze bis zur Küste bei Bremerhaven erstreckt. Die malerische Landschaft mit ihren sanften Hügeln ist geprägt von Heideflächen, urwüchsigen Wäldern und Mooren und alten Dörfern. Die Geestlandschaft ist für Norddeutsche zwar erstaunlich hügelig, mit dem Fahrrad aber durchaus zu meistern. Wer nicht unterwegs übernachten möchte, kann natürlich auch nur die eine oder andere Tagestour mit dem Fahrrad machen.
In der Wildeshauser Geest liegt übrigens auch der Huder Pferdehof, ein Paradies für große und kleine Pferdenarren. An den Wochenenden warten Donald, Daisy, Sternschnuppe und Co. auf die vielen reitbegeisterten Kinder, die sich dann von Mama oder Papa spazieren führen lassen. Besonders toll ist eine Kutschfahrt durch die Huder Geest.
Ebenfalls nicht weit entfernt von Hude liegt der 40 Hektar große Urwald Hasbruch, ein geschlossenes Waldgebiet, in dem weder gerodet noch entwässert wird. Dort wächst eine der ältesten Eichen Deutschlands, die mehr als 1.200 Jahre alte Friederikeneiche. Für die meisten Kinder ist es ein Vergnügen durch das riesige vollkommen „unaufgeräumte“ Waldgebiet zu stromern, und das obwohl es keinen Spielplatz gibt.
Südlich von Hude liegt das Vielstedter Bauernhaus: Das kleine Museumsdorf bestehend aus einer originalgetreuen Baugruppe aus Bauernhaus, Scheune, Speicher, Backofen und Brunnen lässt die gute alte Zeit wieder lebendig werden. Im Restaurant nebenan wird gutbürgerliche Küche serviert.
Alle hier genannten Sehenswürdigkeiten in und um Hude sind allemal einen Ausflug wert, besser noch man bleibt gleich ein paar Tage. Übernachten kann man in der Jugendherberge in Hude.
Ab nach Oldenburg
Von Hude sind es dann noch knapp 30 Kilometer bis Oldenburg. Für die Strecke braucht man nicht unbedingt das Auto, die Regionalbahn braucht ca. 40 Minuten und wer’s ganz sportlich mag, macht daraus gleich eine Fahrradtour. In der einstigen Residenzstadt lassen wir die bekannten Sehenswürdigkeiten wie Schloss, Pulverturm oder Stadtmauer links liegen. Stattdessen machen wir einen Spaziergang durch einen ganz besonderen Park und zwar durch den Oldenburger Hörgarten. Die Geräusche, die man hier hört, sind akustische Attraktionen: geisterhafte Töne aus den Saiten der Windharfe, eine Flüstergalerie, die die gezielte Wahrnehmung von Schall über weite Entfernungen hinweg ermöglicht, oder die akustische Kanone, mit deren Hilfe man Schall scheinbar unsichtbar fast überall entstehen lassen kann – der Erlebnispark beim Haus des Hörens ist voller Überraschungen für große und kleine Ohren. Öffnungszeiten Mo - So 9 bis 18 Uhr, Eintritt frei. Infos telefonisch unter 0441-2172-200.
Und zum Abschluss unserer Ausflugsfahrt machen wir noch einen Abstecher ins kühle Nass: Egal wie das Wetter ist, im Olantis Huntebad kann man drinnen und draußen baden und entspannen. Außerdem gibt’s zu dem reinen Badevergnügen auch noch einen großen Erlebnis- und Wellnessbereich. Übrigens: das Olantis ist nicht nur Frei- und Hallenbad, sondern auch das einzige und erste Naturflussbad Deutschlands. Aber Achtung: bei sehr schönem Wetter ist es im Olantis - wie in jedem anderen Freibad auch – sehr voll.