Der Nationalpark Wattenmeer liegt direkt vor unserer Haustür: Die Naturlandschaft erstreckt sich von den Niederlanden über die gesamte deutsche Nordseeküste bis nach Esbjerg in Dänemark. Keine weite Anfahrt für uns Bremerinnen und Bremer – die meisten Küstenorte lassen sich gut mit dem Zug oder dem Auto erreichen. Es lohnt sich also auch für einen Tag oder ein Wochenende mit Kind und Kegel, das Watt zu erforschen. Die meisten Kids werden sich hier wohlfühlen: Es bringt einfach Spaß, durch den grauen Schlick zu waten, vor allem, weil man hinterher so wunderbar dreckige Matschfüße hat. Zwar haben die Klamotten nach so einer Watt-Tour meist nicht mehr ihre Ursprungsfarbe – aber: Spaß geht vor! Und den hat die ganze Familie hier mit Sicherheit.
Watt, Würmer und Wale
Hier im Nationalpark Wattenmeer tummelt sich jede Menge Getier und zwar nicht nur die berühmten Wattwürmer, sondern auch Algen, Schnecken, Muscheln und Krebse. Und die wiederum bilden die Nahrung für die zahlreichen Wattvögel mit so wunderbaren Bezeichnungen wie Knutt, Goldregenpfeifer oder Alpenstrandläufer. Die Watt- und Wasservögel brüten hier zahlreich, zusätzlich kommen noch jede Menge Rastvögel aus den Brutgebieten der Arktis hierher, weil sie im Wattenmeer genug Futter finden.
Seehunde, Kegelrobben und sogar Schweinswale fühlen sich hier ebenfalls pudelwohl. Wie auch jede Menge Fische – mit Glück entdeckt man vielleicht eine Babyscholle. Richtig viele Fische sieht man aber vermutlich nur in den Aquarien. Bei dieser Artenvielfalt ist es kein Wunder, dass die UNESCO 2009 große Teile der deutschen und niederländischen Wattenmeere in die Liste des Welterbes aufgenommen hat, sie gelten seitdem als äußerst schützenswerter Lebensraum. Damit steht der Nationalpark auf einer Stufe mit anderen berühmten Naturwundern, so zum Beispiel dem Great Barrier Reef in Australien. Wer mehr über die Tiere im Watt erfahren möchte, sollte den Ausflug ans Wattenmeer unbedingt mit einem Besuch der Nationalpark-Häuser oder Besucherzentren verbinden. Auf jeden Fall lohnt es sich, sich abseits der bekannten Urlaubsorte und -strände mal umzuschauen und mit viel Zeit die Landschaft und die Tiere zu beobachten.
© Die Nordsee GmbH/Ulich
Watt'n Watt! Naturerlebnisse an der Nordsee
Durchs Watt geführt
Am besten erforscht man das Watt mit jemandem, der sich auskennt. Eine Wattwanderung ohne Führung kann gefährlich werden, zum Beispiel, weil die Priele (die natürlichen Wasserläufe) nach dem Niedrigwasser als erstes volllaufen und den Rückweg abschneiden können oder wenn plötzlich Seenebel aufzieht und damit die Sichtweite extrem eingeschränkt wird. Zertifizierte Wattführer oder Wattführerinnen kennen sich nicht nur mit Wind und Wetter aus, sie erzählen außerdem noch jede Menge Wattgeheimnisse, es lohnt sich also allemal eine Führung zu buchen, am besten eine, die auch für Kinder geeignet ist. Wer Glück hat, entdeckt bei so einer Tour sogar die berühmten „Small Five", so werden die fünf wichtigsten Tiere des Wattenmeeres genannt – eine Anspielung auf die afrikanischen Big Five aus den Nationalparks Afrikas. Wattwurm, Wattschnecke, Nordseegarnele, Strandkrabbe und Herzmuschel kann man natürlich nicht mit Elefanten, Löwen und Co. vergleichen, aber auch die Wattviecher sind faszinierende Wesen mit spannenden Lebensgeschichten. So erfahren die Kids bei einer Wattführung vielleicht, warum die Wattschnecken die schnellsten Schnecken der Welt sind (sie lassen sich bei Flut mehrere Meter an der Oberfläche mittreiben und setzen dann wieder auf) und was es mit dem komischen Spaghettihaufen, den der Wattwurm an die Oberfläche befördert, auf sich hat. Ich sag nur: Wattwurmkacke! Das Leben im Schlick bietet also Stoff für jede Menge spannende und lustige Geschichten.
Wattwanderungen mit Kindern werden von den Nationalpark-Häusern oder Fremdenverkehrsämtern angeboten. Auf der Website des Wattwanderzentrums Ostfriesland zum Beispiel können Touren mit Kindern direkt gebucht werden: www.wattwanderzentrum-ostfriesland.de. Auch „die Nordsee", die touristische Dachmarketingorganisation der niedersächsischen Nordsee, bietet einen guten Überblick über verschiedene Familienwattwanderungen: Wattwanderungen für Kinder
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Watt in den Ferien
Familienurlaubsziele am Wattenmeer gibt es – na klar – wie Sand am Meer. Von Bremen aus lohnt es sich immer und unbedingt, den ostfriesischen Inseln einen Besuch abzustatten. Allerdings, und das trifft natürlich auf alle beliebten Orte an der Nordseeküste zu, ist es in der Ferienzeit leider gerade auf den Inseln sehr voll. Unser Tipp: eine Unterkunft in der Nähe der Fährhafenorte suchen und von dort aus einen Tagesausflug auf die Insel machen. Am besten morgens sehr früh hin und abends spät zurück.
Altfunnixsiel gefiel uns schon mal wegen des Ortsnamens besonders gut, klingt ein bisschen nach Asterix. Das Örtchen liegt direkt an dem kleinen Fluss Harle zwischen Carolinensiel und der Kreisstadt Wittmund. Von Carolinensiel wiederum fährt die Fähre nach Wangerooge, auf die östlichste ostfriesische Insel. Ebenfalls nicht weit entfernt liegt der Fährhafen Neuharlingersiel, von wo aus die Fährschiffe nach Spiekeroog übersetzen – optimal also für den oben beschriebenen Insel-Tagesausflug. In Altfunnixsiel, aber auch im benachbarten Neufunnixsiel oder in Funnix urlaubt es sich ganz entspannt. Umgeben von Weiden und Windmühlen lässt es sich prima radfahren, angeln oder auf der Harle paddeln. Der Fluss ist nicht für Motorboote zugelassen und durch die geringe Strömung gut für Familien mit kleineren Kindern geeignet. Wer Lust auf Outdoorurlaub hat, kann auf dem Campingplatz direkt an der Harle sein Zelt aufschlagen, Altfunnixsiel ist aber auch ideal für einen Bauernhofurlaub.
Lust auf Fluss und Meer? Die historische Stadt Otterndorf liegt direkt an der Elbmündung östlich von Cuxhaven und gehört gerade nicht mehr zum Wattenmeer. Dennoch wirken sich hier die Gezeiten noch aus und die Kids können wunderbar im Watt buddeln. Zum Staunen: die dicken Pötte, die von Hamburg Richtung Nordsee und zurück ziehen. Muscheln, Salzwasser, Strand und Meeresbrise – es fühlt sich an wie am Meer und ist doch ein Fluss-Strand. Von Bremen aus braucht man kaum mehr als eine Stunde nach Otterndorf, es lohnt sich aber, mit Zug und Fahrrad bis Cuxhaven zu fahren und von dort aus in circa einer Fahrradstunde am Wasser entlang nach Otterndorf zu radeln. Ab und zu öffnet man ein Tor und fährt direkt über die Weiden. Da kann es schon mal passieren, dass die eine oder andere Kuh auf dem Weg steht und erstaunt guckt! Eine sehr entspannte Tour, vorausgesetzt es weht kein Gegenwind. Apropos Cuxhaven: Wer seine Füße nicht so gern ins Watt steckt, kann sich auch mit dem Pferdewattwagen von Cuxhaven nach Neuwerk kutschieren lassen. Infos für die Buchung unterm Menüpunkt Watt/Meer
© Otterndorf
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Längst kein Geheimtipp mehr, aber ein bisschen Dangast muss sein! In der kleinen, geschützten Bucht am Jadebusen haben Kinder einfach einen Riesenspaß im Schlick, während die Eltern von der kleinen Strandpromenade alles im Blick haben. Besser noch: Mit einem leckeren Stück Dangaster Rhabarberkuchen aus dem Kurhaus an den Strand setzen und sich (mit genug Abstand!) an den vollgematschten Kindern erfreuen. Wenn denn mal Hochwasser ist, ist das Wasser zwar schön warm, aber immer noch ganz schön schlammig. Unser Tipp: Erst den Schlick abduschen und dann eine Runde ins Nordseebad Dangast (Frei- und Hallenbad) – nach so einem Urlaubstag schlafen die Kinder garantiert tief und fest. Kulttipp am Rande: Am ersten Augustwochenende findet in Dangast das Watt en Schlick Festival statt. Auf vier Bühnen gibt es einen Mix aus Musik, Literatur, Film und Theater – und auch für die Kinder ist so einiges dabei. Also: am Festivalwochenende entweder großräumig umfahren oder einfach dabei sein und mitfeiern! www.wattenschlick.de
© Die Nordsee GmbH/Ulich
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Übrigens: Wie viel es auch bei Schietwetter im Watt zu erleben gibt, steht hier!
Und last but not least: Schaut euch unbedingt vorher den computeranimierten Pixar-Kurzfilm Piper an (Oscar-Preisträger „Bester Animationsfilm" 2017) – auch kleine Strandläufer müssen erstmal lernen, wie gefährlich das Leben am Meer sein kann!