Keine Köttbullar? Wir schieben den Einkaufswagen schnell am IKEA-Restaurant vorbei. Nein, mein lieber Sohn, dieses Mal gibt es nicht das Standardprogramm. Wir kaufen nur schnell ein Regal und dann geht’s ins Rotheo, wie besprochen. Alles klar?
Alles klar! Mein Sohn ist ganz entspannt, er freut sich auf unser gemeinsames Mittagessen mitten in der Woche und verzichtet dafür sogar auf seine geliebten Hackbällchen. Heute speisen wir im Bistro der Stadtteilküche des Martinsclubs in Kattenturm, circa fünf Autominuten vom schwedischen Möbelhaus entfernt. Seit 2016 wird hier jeden Tag frisch gekochtes Essen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zubereitet, serviert für die Menschen aus dem Quartier.
Wir entdecken das Gebäude schon von weitem – die knallroten Fassadenelemente fallen auf in einer Umgebung mit vielen Sozialwohnungen und im typischen Bremer Wintergrau. Und wer sind bloß diese beiden Typen, die von der Außenwand des Cafés in die Ferne schauen? Anton liest die Namen vor: Zu Robert Koch kann ich ihm ja noch etwas erzählen, aber wer ist eigentlich Theodor Billroth? Ein wichtiger Chirurg, nach dem die Straße benannt wurde, googelt mein Sohn mal eben. Aha, aber jetzt haben wir Appetit und wollen ins Warme. Das Café ist hell, ein großer Raum mit offenem Tresen und frischen bunten Blumen auf den Tischen. „Bunt schmeckt besser" – so lautet das Motto des Rotheos. Es ist nicht sehr voll, ein paar ältere Menschen sitzen vor ihrem Mittagessen, ein Paar mit Baby unterhält sich bei einem warmen Getränk.

© Suse Lübker
Bistro Rotheo Kattenturm von innen
Mein kommunikatives Kind plaudert munter drauf los, erzählt der aufmerksamen Servicefrau von unserem Ikea-Besuch und überlegt mit ihr, ob er von dem Kinderteller-Nudelgericht wohl satt wird. Wenn nicht, will er unbedingt noch den Pfannkuchen von der Kinderkarte essen, das halten wir alle für eine gute Idee. Ich entscheide mich für das Mittagstischgericht: Semmelknödel auf Champignon-Lauch-Gemüse. Während wir auf das Essen warten, inspiziert Anton die Kinder-Spielecke und malt das Kinderkarten-Ausmalbild bunt. Ich stöbere im Bücher- und Spieleregal und suche mir aus der Vitrine schon mal einen selbstgebackenen Kuchen aus. Für den Nachtisch. Da kommt auch schon das Essen, eine reelle Portion für mich und ein Kinderteller für Anton. Alles sehr lecker und frisch zubereitet.
Im Gespräch mit der Servicefrau erfahren wir, dass sich die Café-Betreiber noch mehr kleine Besucher*innen wünschen – schließlich versteht sich das Rotheo als generationsübergreifendes Projekt. Trotz XXL-Werbung im Stadtteil, kinderfreundlichen Gerichten, Familienaktionen und einer guten Infrastruktur für die Kleinen im Café und im Außenbereich könnten sich doch noch mehr Familien auf den Weg ins Rotheo machen.
Anton hat inzwischen das zweite Eis verputzt und ist satt und zufrieden, die Hackbällchen hat er wohl nicht vermisst. Und auf dem Rückweg fällt uns dann auch ein, woher der Name Rotheo kommt! Ein Tipp: Schaut euch mal den Straßennamen an.
Bistro Rotheo am Sonnenplatz
Theodor-Billroth-Str. 30, 28277 Bremen
Nov - Mär Mo - Fr 9 - 17 Uhr, Apr - Okt Mo - Fr 9 - 18 Uhr