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Digitalpakt Schule
Kaum zu glauben? Als erstes Bundesland hatte Bremen 2020 kostenlose iPads an alle Schüler:innen verteilt. Anderthalbjahre später schauen die anderen Bundesländer auf die Erfahrungen in Bremen, und sogar das Bildungsvorzeigeland Bayern habe sich in Bremen beraten lassen, wie das Deutsche Schulportal Mitte Juli 2022 berichtet.
Die größte deutschsprachige Onlineplattform zu den Themen Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung der Robert Bosch Stiftung hat die Bremer Schuloffensive von Beginn an begleitet und beobachtet, wie der Prozess an einer Bremer Gesamtschule läuft. Das Fazit des Schulportals: Trotz mancher Hürden von Lieferengpässen bis Fachkräftemangel beim WLAN-Ausbau geht es gut voran mit der Digitalisierung. So lautet auch der Eindruck, von Hans-Martin Utz, Schulleiter der Gesamtschule Bremen Bremen-Ost, wie das Schulportal vor Ort beobachtet hatte:
„Es gab zwei Termine, die dann in letzter Minute wieder abgesagt wurden – es war wie ein Krimi!,
sagt Utz. Täglich hörte er damals über den „Buschfunk“, wo gerade Kinder sich über die iPads freuen durften. Nur bei ihm kam nichts an. „Für uns war das unverständlich und ärgerlich, denn Schulen in sozial benachteiligter Lage, wie die GSO, sollten zuerst drankommen“, erinnert sich Utz an die Zeit im Dezember 2020. Gerade noch rechtzeitig vor der coronabedingten Schulschließung am 16.12.20 kamen die iPads dann endlich. Keinen Tag zu früh, denn anders als in besser gestellten Stadtgebieten gibt es auch in Osterholz-Tenever viele Schüler:innen, die zu Hause nicht über ein eigenes digitales Gerät für das E-Learning verfügen.
Begleitet wird die Digitaloffensive in Bremen seit Beginn vom Zentrum für Medien im Landesinstitut für Schule (LIS). Sein Leiter Rainer Ballnus erklärt dazu: Die Digitalisierung der Schulen in Bremen sei nie abgeschlossen, denn „die Schulen brauchen nicht nur die iPads, auch Präsentationsmedien wie Whiteboards und ein funktionierendes WLAN in den Klassenräumen gehören dazu." Die meisten Schulen seien inzwischen versorgt, doch die noch fehlenden Boards könnten aufgrund von Lieferengpässen nicht geliefert werden und der Ausbau des WLANs ginge langsamer voran als geplant, weil es an Fachkräften fehlt.
Dennoch ist Ballnus anderthalb Jahre nach dem Start der Offensive zufrieden. Viele Entscheidungen, die aufgrund der Pandemie im Eilverfahren getroffen werden mussten, hätten sich nach dem Bericht des Schulportals als richtig erwiesen. Allen voran die Entscheidung, auf Tablets statt auf Notebooks zu setzen. Befürchtungen, dass die Schüler:innen sie unterwegs fallen lassen oder verlieren, haben sich nicht bestätigt. „Das kommt nur sehr selten vor. Die Schüler:innen passen auf die Geräte auf, weil sie diese als ihre eigenen betrachten“, sagt Ballnus.
Künftig wolle man allerdings auf einen Leasing-Vertrag setzen, das mache vieles einfacher. Alle drei Jahre würden die Tablets dann automatisch durch neue ersetzt und die Altgeräte wieder zurückgenommen. Die Ausschreibung dafür werde gerade vorbereitet.
Andere Bundesländer schauen genau auf die Erfahrungen in Bremen. Sogar das Bildungsvorzeigeland Bayern hatte sich schon in Bremen bei Ballnus und seinem Team beraten lassen.
Und was ist als Nächstes geplant? „Jetzt geht es in die langfristige Entwicklung“, erklärt Ballnus dem Schulportal. Dafür können die Schulen das europäische Tool zur Selbstevaluation „SELFIE“ nutzen. Der Online-Fragebogen für Schüler:innen, Lehrkräfte und Schulleitung soll Stärken und Schwächen sichtbar und nächste Schritte besser planbar machen.